Merken

Mit dem Lift ins Sorbische Tirol

Der Nucknitzer Dorfklub lädt zum Jolkafest. Das verbindet Generationen – mit Liedern, Sketchen, Tänzen und viel Humor aus dem Alltag.

Teilen
Folgen
NEU!
© Matthias Bulang

Das Jolkafest in Józef Brezans Lagerscheune ist legendär. Der Dorfklub Nucknitz organisiert das 18. Jolkafest am 16. Januar in Eigeninitiative, ehrenamtlich und ohne größere Sponsoren. Über den immensen Aufwand an Vorbereitung und die Motivation für das Fest sprach die SZ mit dem Vorsitzenden Michal Brezan.

Herr Brezan, das diesjährige Motto lautet übersetzt: „Mit dem Lift hinaus ins Sorbische Tirol“. Geht es etwa um Gebietsansprüche?

Ach wo. Wir wollen lediglich abheben auf Berge, Winter, Schnee und Ski. Natürlich auch auf Dirndl und Blasmusik. Die Idee kam uns bei der Auswertung des vergangenen Jolkafestes. Wir greifen sie humorvoll mit Liedern, Sketchen und Tänzen auf.

Das klingt nach einigem Aufwand ...

Der ist wirklich immens. Schon seit Februar laufen die Vorbereitungen. Mehr als 40 Helfer bringen sich ein. Viele Aufgaben sind abzustimmen. Das reicht vom Einlass und der Toiletten-Reinigung über Bar-Aufbau und Bar-Betreuung bis hin zur Logistik, Elektrik, Leergut-Entsorgung und bis zum Aufräumen. Noch vor Jahren reichte nahezu ein Antrag aus für die gesamte Organisation. Heute sind fast 15 Anträge auszufüllen – für Ämter, Versicherungen und Genehmigungsbehörden ...

Warum tun Sie sich das alles an?

Der gute Zuspruch über viele Jahre motiviert uns. Das spornt uns an. Und wir wollen dabei die sorbische Kultur und die Sprache pflegen. Vor allem wollen wir die Generationen verbinden und Raum zum Kennenlernen schaffen. Die am weitesten gereisten Besucher kamen schon bis aus Finnland und sogar bis aus Japan. Ansonsten sind es Gäste allen Alters aus der Lausitz.

Diesmal geht es also ins sorbische Bergland. Gibt die Lagerscheune das überhaupt her?

Es war nicht leicht. So mussten wir die Zuordnung verändern. Es sollen mehr Zuschauer-Plätze mit Sicht auf die Bühne entstehen. Das Bühnenbild dreht sich rund um den Hüttenzauber und Aprés Ski. Darauf kann man gespannt sein. Auch wie Hochzeitsbitter Marko Jurk aus Prautitz die Moderation auf Tirol hinbiegt.

Worauf können sich die Besucher besonders freuen?

Das zweite Jahr in Folge ist die sorbische Band Serbeat dabei. Sie spielt sowohl eigene Lieder als auch sorbische Volkslieder, alles modern aufgepeppt. Der Jolka-Chor unter Leitung von Michal Cyž singt Lieder von Petr Rab, Hubert Kiš und anderen. Hier wirken vor allem Nucknitzer, Prautitzer, Kopschiner mit. Die „NuPraKo“-Frauen aus den drei Orten zeigen eine Tanz-Darbietung. Die Kabarett-Gruppe mit Hannes Bulang, Franc-Józef Klemenc und Bernadet Brezanec bietet Sketche dar. Seit Längerem wieder in Komplettbesetzung tritt die „SG Snehowka“ auf. Alle Inhalte sind aber streng geheim.

Wie schafft es gerade Nucknitz, immer wieder derart zu begeistern?

Wir sind ein kleines Dorf, das fest zusammenhält. Fast alle Einwohner bringen sich zum Jolkafest mit ein. Wer nicht mitwirkt, unterstützt uns auf andere Weise. Und die Einnahmen fließen direkt ins Dorfleben zurück. Unser Dorfklub kann damit zum Beispiel den Kinderfasching, das Maibaumwerfen, das Dorffest und diverse Weihnachtsfeiern in Nucknitz organisieren. Und der Erlös fließt auch in den Erhalt unserer Gebäude.

Gespräch: Andreas Kirschke