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Mit dem Lanz zum Lorenzmarkt

Günther Bennewitz hat sich den Ackerschleppern verschrieben – obwohl er mit denen nur langsam vorankommt.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Lorenzkirch/Walda. Schon das Anlassen des Lanz Bulldog ist eine Wissenschaft für sich und ein sehenswertes Erlebnis. Zunächst muss Günther Bennewitz nämlich den Glühkopf des Ackerschleppers mit einem Gasbrenner erhitzen, bevor er den Zweitakter von der Seite mit Lenkrad und Manneskraft ankurbelt. Erst wenn der Motor mit ohrenbetäubendem Lärm vor sich hintuckert, klettert der 80-Jährige auf den Sitz des Lanz Bulldog und fährt den Koloss dank der 20 Pferdestärken langsam raus aus der großen Scheune, in der noch drei weitere Ackerschlepper stehen. Etwa eine Stunde wird er mit dem blauen Lanz bis nach Lorenzkirch brauchen, schätzt Günther Bennewitz. Der ist Baujahr 1937, genau wie der Waldaer Landwirt, und wird sicher eines der ältesten Fahrzeuge bei der Traktoren- und Oldtimer-Schau sein.

Die ist seit fünf Jahren Teil des Lorenzmarktes – und seitdem ist auch der Lanz-Bulldog-Hof aus Walda ein fester Bestandteil. Die lange Anfahrt stört Günther Bennewitz dabei nicht. Einerseits wegen der schönen persönlichen Erinnerungen an das Fest und dessen Tradition. „Ende August standen die Höfe in der Region still. Da fuhr alles zum Lorenzmarkt“, erinnert sich der Landwirt an die 1950er Jahre. Auch er selbst war als Jugendlicher oft mit dem Rad dort, trank Rhabarberwein und schlenderte durch die Verkaufsstände. – Andererseits mache es ihm einfach Spaß, mit dem Lanz so langsam durch die Landschaft zu fahren, sagt Günther Bennewitz. Denn bei maximal 20 Stundenkilometern sehe man Sachen, die man aus dem schnellen Auto heraus nicht wahrnimmt. Er schätzt, dass es allein im Altkreis Großenhain noch etwa 20 weitere Lanz Bulldogs gibt, viele der Besitzer kennt er persönlich.

Günther Bennewitz selbst saß bereits mit neun Jahren das erste Mal auf einem Lanz Bulldog. Schon die Eltern waren Landwirte, bewirtschafteten im Brandenburgischen eine 25 Hektar große Fläche. Der Lanz half da nicht nur bei der Rüben- und Kartoffelernte auf dem Feld mit, sondern auch beim Transport. Gab es was zu reparieren, saß Günther Bennewitz oft daneben. Heute kennt er jede Schraube an dem Fahrzeug und hat schon viele wieder aufgebaut. Nicht nur zum Anschauen. Die Ackerschlepper vom Waldaer Lanz-Bulldog-Hof sind zumeist angemeldet und müssen demnach auch alle zwei Jahre zum Tüv.

Den Lanz, der zum Lorenzmarkt zu sehen sein wird, hat Günther Bennewitz zum Beispiel 1975 gekauft und wieder aufgebaut. „Der Vorbesitzer war so lange ohne Öl gefahren, bis er einfach stehengeblieben ist“, erinnert sich der Waldaer, „ich habe lange gebraucht, um die Schäden zu beseitigen.“ Seitdem hilft er in der Landwirtschaft mit. Auch heute noch, „bei leichten Arbeiten wie beim Eggen“, sagt Günther Bennewitz.

Der Lorenzmarkt findet vom 4. bis 7. August auf den Elbwiesen von Lorenzkirch statt. Alte Traktoren und Fahrzeuge präsentieren sich am Sonnabend, 5. August, zwischen 12 und 16 Uhr. Es gibt Rundfahrten durchs Dorf, und das älteste Fahrzeug wird um 15 Uhr prämiert.