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Mit dem Erbstück groß ins Geschäft

Der Kleinbus-Vermieter „Carl und Carla“ expandiert. In sieben Städten hat er Mietstationen. Mehr sollen folgen.

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© Sven Ellger

Von Jana Mundus

Mit Charly fing alles an. Bastian Thiere erbt den T4-Kleinbus im Jahr 2011 von seinen Großeltern. Der Student besitzt plötzlich ein Fahrzeug, das vor allem bei jungen Leuten angesagt ist. Genial, finden das auch sechs seiner Freunde. Sie beteiligen sich an den Kosten für den Unterhalt des Achtsitzers Baujahr 1989. Von da an reisen die sieben durch Europa. Mal zusammen, mal getrennt. Charly ist immer unterwegs. Zu Konzerten, zum Strandurlaub oder er parkt an den Skipisten der Alpen. Heute rollt Charly nicht mehr. Er steht als grasgrüne Laube in einem Garten. Doch seine Nachkommen Carl und Carla sind gut im Geschäft. Fünf der ehemaligen Studienfreunde gründeten 2013 den gleichnamigen Vermietungsservice für Kleinbusse und Transporter. Damit sind sie nicht nur in Dresden erfolgreich.

Die Schlüsselfrage war der Schlüssel zur Geschäftsidee. „Irgendwann wollten damals auch Bekannte Charly für einen Ausflug leihen“, erinnert sich Richard Vetter. Nur war der Autoschlüssel meist nicht bei demjenigen, der den Bus gerade fahren wollte. Die Maschinenbau-Studenten werden erfinderisch. Sie legen den Schlüssel einfach ins Fahrzeug und entwickeln ein Schließsystem, das auf einem ans Funknetz angeschlossenen Steuergerät basiert. Wer am Auto steht, ruft kurz an und erhält einen Code, mit dem das Auto entsperrt wird. . Die Fahrt kann beginnen.

Von da an ist das Verleihen von Charly viel einfacher. „Wir waren damals alle nahezu fertig mit dem Studium“, erzählt Vetter. Mit einer finanziellen Unterstützung für Unternehmensgründer wagen fünf von ihnen mit ihrer Geschäftsidee den Schritt auf den Markt. Sie starten in Dresden mit elf Fahrzeugen. Um den Fuhrpark zu erweitern, suchen sie überall nach gebrauchten T4. Wahnsinnig aufwendig sei das gewesen. „Manchmal sind wir 700 Kilometer gefahren, um dann ein Auto anzuschauen, das wir am Ende doch nicht genommen haben.“ Anfang 2015 treffen die Gründer deshalb eine Entscheidung: Sie investieren nun in neue Fahrzeuge vom Modell T6.

Die Idee ist gewachsen. Im Angebot sind heute 150 Fahrzeuge an über 30 Mietstationen in sieben Städten. Neben Dresden in Leipzig, Halle, Chemnitz, Berlin, Stuttgart und Mannheim. Fünf Millionen Kilometer haben die Fahrzeuge schon zurückgelegt. 40 000 Kunden nutzten bisher den Service. In einigen Städten kümmern sich Franchise-Nehmer um die Vermietung. „Diesen Schritt sind wir gegangen, um Kapital in die Firma zu bringen und weiter investieren zu können“, sagt Vetter.

Ihr Fahrzeug buchen die Kunden über die Homepage der Firma. Drei Fahrzeugtypen stehen zur Auswahl. Carl ist der Transporter. Er wird oft für Umzüge gebucht. Für fünf Stunden, so rechnet Richard Vetter vor, kostet er bei einem Umzug innerhalb Dresdens um die 30 Euro. Carla ist ein Neunsitzer, den Kunden gern für Ausfahrten mit der Verwandtschaft oder dem Verein mieten. Wer Sonnabend startet und Carla am Sonntagvormittag zurückbringt, zahlt 94 Euro plus Kraftstoff. Carlchen ist der Camper. Wer ihn für den Sommerurlaub haben will, sollte frühzeitig buchen.

Vier von fünf Gründern sind noch heute dabei. Die befreundeten Geschäftspartner haben noch viel vor. 40 Städte mit über 200 000 Einwohnern gibt es in Deutschland. „Der Plan ist, mittelfristig in diesen Orten Fuß zu fassen.“