Merken

Mit dem Computer heizen

Das Unternehmen AoTerra ist neuer Mieter in der Dresdner Zeitenströmung und wächst rasant.

Teilen
Folgen
© André Wirsig

Von Bettina Klemm

Ao heißt in der Sprache der Maori so viel wie Wolke. Terra bedeutet Erde. So ist mit der Bezeichnung AoTerra gewissermaßen schon das gesamte Konzept der Firma umschrieben.

Bei klassischen Rechenzentren wird etwa die Hälfte des Energiebedarfs für das Kühlen der Anlagen genutzt. Das muss doch intelligenter gehen, fand TU-Professor Christof Fetzer, als er sein Haus bauen wollte. Er lehrt seit fünf Jahren an der TU zum Thema Cloud-Systeme und seit zwei Jahren zum Thema Energieeffizienz. Im Gespräch mit seinem Freund Dr. Jens Struckmeier entstand schließlich 2009 bei einem Glas Wein die Idee: Die Abwärme der Server zum Heizen zu nutzen. Weil aber in der Regel ein Hausbesitzer nicht unbedingt riesige Datenmengen verarbeitet, wird die Wärmeversorgung mit dem Angebot externer Rechenleistung verknüpft. Zur geografischen Verteilung der Server weg von einem Rechenzentrum wird die Datenwolke Cloud genutzt – AoCloud.

Mit René Marcel Schretzmann wurde schnell ein dritter Partner gewonnen. Er hatte gemeinsam mit dem 42-jährigen Struckmeier schon bei einem anderen Unternehmen zusammengewirkt. „Wir haben dann am Umsetzungskonzept, den Businessplänen und einem Finanzierungskonzept gearbeitet“, sagt der heutige kaufmännische Geschäftsführer. Der 38-Jährige ist Diplom-Kaufmann und stammt ursprünglich aus Frankfurt.

Im Mai 2012 gründeten sie die Firma. Sie hatte damals zwei Räume in der TU Dresden und fünf Mitarbeiter. „Wir sind der einzige Anbieter, der die bislang getrennten Märkte für Wärme und für Rechenleistungen verbindet“, sagt Schretzmann. Unter den Namen AoHeat und AoCloud bieten sie Heizung und Serverleistung an.Konkret bauen sie Computer in Immobilien ein, verkaufen deren Rechenleistung im Cloud-Markt und nutzen die entstehende Wärme zum Heizen.

Rund 10 000 Euro kostet so ein Server-Heizschrank. Das liege deutlich unter den Aufwendungen für Wärmepumpen oder für Mini-Blockheizkraftwerke. AoTerra verspricht den Hausbesitzern, dass sie in den nächsten 15 Jahren keinerlei Kosten für die Heizung und das warme Wasser haben. Zudem werde ausschließlich Ökostrom verwendet. Besonders wirtschaftlich laufen die Server-Heizungen in Niedrigenergie- und Passivhäusern. Voraussetzung ist allerdings ein Breitband-Internetanschluss von mindestens 50 Mbit/s Internetanbindung. „Sowohl die Rechnerleistung als auch die Heizungen sind preiswert, und die Umwelt wird geschont“, sagt Gründer Jens Struckmeier, der Technischer Geschäftsführer und Prokurist der Firma ist. Die Dresdner Unternehmer gewannen 2013 den Sächsischen Umweltpreis – und wurden beim „Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft“ aus 275 Bewerbern als Finalist ausgewählt. Und auf internationaler Ebene freuen sich die Dresdner über die Auszeichnung zum National Champion beim European Business Award.

Im November 2013 bezog AoTerra eine Immobilie in der Zeitenströmung an der Königsbrücker Straße. „Uns war das Umfeld zu anderen innovativen Firmen, die Nähe zum Flughafen und zum Bahnhof wichtig“, sagt Schretzmann. In diesem Monat hat die Firma zehn neue Mitarbeiter eingestellt, damit sind es derzeit 50. Weitere Flächen werden derzeit schon ausgebaut. Die Nachfrage sei auch ohne Werbung sehr gut. „Wir haben etwa 120 Anfragen im Monat und sind gut ausgelastet“, sagt Schretzmann. Bis zum Jahresende hatte AoTerra etwa hundert Geräte verkauft. Bis zum Ende dieses Jahres sollen 300 Anlagen laufen.

Im vergangenen Jahr erzielte die Firma nach eigenen Angaben einen Umsatz von einer Million Euro. Drei Millionen Euro sollen es in diesem Jahr und sieben Million Euro im nächsten Jahr werden.