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Mit dem Chip in die Kita

Betreuungszeiten werden in der Ostrauer Einrichtung elektronisch erfasst. Wer überzieht, zahlt mehr.

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© André Braun

Von Sylvia Mende

Ostrau. Elternteile stehen im Stau oder sind anderweitig verhindert. Die Betreuungszeit von maximal neun Stunden ist abgelaufen. Wenn Kinder länger in der Einrichtung bleiben, muss das gesondert abgerechnet werden. Doch es ist nicht immer einfach, den richtigen Weg zur Zufriedenheit aller Seiten – der Eltern, der Einrichtung und der Kommune – zu finden. Eine Lösung dafür hat die Gemeinde Ostrau gefunden.

Seit einem Jahr gibt es in der Kindertagesstätte „Jahnataler Wiesenstrolche“ in Ostrau eine elektronische Zeiterfassung der Betreuungszeiten. Und die hat sich bewährt. „Es gibt keine Diskussionen mehr über die Zeiten der Mehrbetreuung“, so Kita-Leiterin Petra Hüttner. Die Bedenken, die die Eltern vor der Einführung der elektronischen Zeiterfassung hatten, sind auch Geschichte. Und die Eltern passen auch mehr auf, dass die Betreuungszeit nicht überzogen wird. Dabei zeigt sich die Einrichtung auch kulant, wenn bekannt ist, dass die Betreuungszeiten bewusst überzogen werden. „Wir haben auch eine feste zehnte Stunde eingeplant. Die können die Eltern pauschal mitbezahlen, wenn sie wissen, dass sie auf eine zusätzliche Betreuung angewiesen sind. Die Kosten dafür sind meist geringer als die Zuzahlung“, so Petra Hüttner.

Die Mehrbetreuung kostet die Eltern pro angefangene Stunde 4,72 Euro innerhalb und 12 Euro pro halbe Stunde außerhalb der Öffnungszeiten. Diese zusätzlichen Kosten können mit der Zeiterfassung nun gut nachgewiesen werden. Die Abrechnung erfolgt täglich, sodass es ein Sammeln von nicht in Anspruch genommenen Betreuungszeiten nicht gibt. Auch eine Gegenrechnung ist nicht möglich.

Petra Hüttner nennt weitere Vorteile der elektronischen Zeiterfassung: „Das System funktioniert nicht nur extrem einfach und wartungsarm, es nimmt vor allem den Erziehern jede Menge Arbeit für den Nachweis und die Abrechnung von Zeiten ab.“ Bisher mussten die 115 Kinder, die in der Einrichtung betreut werden, jeweils eingetragen werden. Das ist nun nicht mehr notwendig und es bleibt mehr Zeit für die Kinderbetreuung. Zu jedem Zeitpunkt wissen die Erzieherinnen, für wie viele Kinder sie zuständig sind – das ist auch dann der Fall, wenn zum Beispiel beim Spätdienst die Gruppen zusammengelegt werden.

Während die Erzieher früher manche Eltern nur von Weitem gesehen haben, und dann das Kind die Gruppe verlassen durfte, erfolgt nun die direkte Übergabe des Chips. „Das hat den positiven Effekt, dass kurze Informationen gleich weitergegeben werden können“, sagte die Kita-Leiterin. Sie kann auch in einem Notfall sofort sagen, wie viele Kinder sich in der Einrichtung befinden. Ein Nachrechnen, der in den Gruppenbüchern vermerkten Anwesenheit, ist nicht mehr notwendig. Die elektronische Zeiterfassung hat sich bewährt“, sagte Petra Hüttner.

Mehrbetreuung wenig nachgefragt

Auf die altbewährte Methode greift die Große Kreisstadt Döbeln zurück. Hier erfasst die Erzieherin im Gruppenbuch die Bringe- und Holezeit. „Danach ergibt sich gegebenenfalls die Forderung für Überbetreuungszeiten für den jeweiligen Monat“, so Stadtsprecher Thomas Mettcher. Geregelt wird die finanzielle Forderung der Zusatzbetreuung in der Satzung zur Erhebung von Elternbeiträgen und weiteren Entgelten für die Betreuung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und die Tagespflege der Großen Kreisstadt Döbeln. Diese Kosten für Mehrbetreuungszeiten betragen in der Krippe 5,29 Euro pro Stunde, im Kindergarten 2,79 Euro pro Stunde und im Hort 2,14 Euro pro Stunde.

Im Betreuungsvertrag, den die Eltern bei Aufnahme des Kindes in die Tagesstätte abschließen, ist festgehalten: Wird das Kind über die vereinbarte Zeit hinaus betreut, muss diese bezahlt werden. Erfasst wird jede angerissene Stunde ab 15 Minuten.

„Es gibt Einrichtungen, in denen fallen in den meisten Monaten keine zusätzlichen Betreuungszeiten an. In den anderen Kitas ist die Abrechnungssumme für Überbetreuung im Vergleich zu den gesamten Eltenbeiträgen relativ gering “, so Thomas Mettcher. Forderungen von Eltern, nach Verlängerung der Öffnungszeiten der Kindereinrichtungen, seien aktuell nicht bekannt.

Häufiges Zuspätkommen kostet

In den Kindereinrichtungen, die es in der Stadt Hartha gibt, wird ebenfalls die Zeit berechnet, die Kinder länger als vertraglich vereinbart in der Einrichtung bleiben. Im Kinderhaus zum Beispiel tragen Eltern die Ankunfts- und Abholzeit in Listen ein. „Das müssen wir manchmal kontrollieren, weil es doch den einen oder anderen gibt, der nicht ganz ehrlich ist“, so die Leiterin des Kinderhauses Kerstin Thanheiser. Die Mehrbetreuungskosten sind von der Stadt festgelegt. Sie betragen rund 5 Euro für Krippenkinder, knapp 2,50 Euro für Kindergartenkinder und 2 Euro für Hortkinder. „Festgelegt werden muss noch, wenn Kinder über die Schließzeit der Kita betreut werden müssen. Da fallen erhebliche Kosten an, weil der Erzieher extra dableiben und die Einrichtung länger offen bleiben muss“, so Kerstin Thanheiser.

In der Mehrzahl sind die Eltern der Waldheimer Kinder pünktlich. Zumindest, was das Abholen ihrer Kinder aus den Einrichtungen betrifft. Wer permanent außerhalb der Öffnungszeiten zu spät kommt, merkt das im Geldbeutel. Die Kommune hatte 2016 die Preise für die Mehrbetreuung extrem angehoben. Die betragen jetzt 17,85 Euro für jede weitere Stunde in der Krippe. In der Praxis sieht es so aus, dass Eltern in der Einrichtung ihres Sohnes oder ihrer Tochter anrufen, wenn sie mal auf der Autobahn im Stau stehen. Regelmäßig ihren Feierabend verschieben müssen die Erzieherinnen nicht.

Auch in Roßwein gibt es die Möglichkeit, Mehrbetreuung innerhalb der Öffnungszeiten der Einrichtungen über die neun Stunden hinaus zu beantragen. „Das ist jedoch kostenpflichtig“, sagte Hauptamtsleiter Ronny Kienert. Allerdings komme das selten vor.