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Mit dem Bohrer durch den Fels

Ein Kabel muss in Sebnitz über 270 Meter in steilem Gelände unter die Erde. Das geht nur mit spezieller Technik.

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© Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Die Leitung liegt aktuell bis zum alten Umspannwerk am Kreisverkehr an der Brückenschänke in Sebnitz. Das Ziel ist das Wohngebiet oben auf dem Knöchel. Dazwischen liegen eine Staatsstraße, die Bahnbrücke und ein steiler, felsiger Hang.

Anfang der Woche ist in Sebnitz eine nicht alltägliche Baustelle gestartet. Die Mitarbeiter der Hallenser Firma Belingua Systems stehen vor der Aufgabe, ein Leerrohr für die Kabel des Energieversorgers Enso unter die Erde zu bringen – mit einem Bohrer. Die Herausforderung besteht in der Strecke: 270 Meter sind oberirdisch abgesteckt. Wie viel es am Ende unterirdisch werden, lässt sich vorher nicht genau sagen, erklärt Mitarbeiter Erik Lindloff. Er steuert die Maschine mit dem Bohrgestänge. Sein Kollege läuft mit einem Empfangsgerät parallel zum Bohrer und dirigiert die Richtung. Der Bohrer sendet ein Funksignal mit seiner Position an die Oberfläche.

Horizontales Spülbohren heißt diese Technik. An der Spitze des rund anderthalb Meter langen Bohrers befinden sich drei Rollmeißel, die das Gestein aufbrechen. Hinter den Meißeln angebrachte Wasserdüsen spülen das abgetragene Material durch einen Schlauch nach draußen. Immer wenn der Bohrkopf weit genug vorgedrungen ist, werden hinten an der Maschine drei weitere Meter Gestänge nachgelegt.

Mit welcher Geschwindigkeit der Bohrer vorwärtskommt, hängt natürlich stark vom Boden ab. Drei Meter Vorschub können fünf Minuten oder auch eine Dreiviertelstunde dauern, je nachdem, ob das Gerät auf weichen Lehm oder harten Fels trifft. Wie lange die Spezialisten für die 270 Meter vom Kreisverkehr bis hinauf auf den Knöchel in Sebnitz brauchen, lässt sich daher vorab kaum abschätzen. Der Fuß des Hangs neben dem Hotel Brückenschänke ist auf jeden Fall felsig. Hinzu kommt der Anstieg, den der Bohrer überwinden muss.

Wenn der Bohrer am Zielpunkt aus der Erde kommt, ist das Projekt noch nicht beendet. Dann wird ein anderer Kopf auf das Bohrgestänge geschraubt, der den Kanal aufweitet. In entgegengesetzter Richtung geht es zurück, bis der gewünschte Durchmesser erreicht ist – in diesem Fall 18 Zentimeter. Im letzten Arbeitsgang zieht die Maschine die Rohre in den Tunnel ein.

In das Leerrohr werden dann Glasfaserkabel der Enso verlegt. Das Energieunternehmen baut in Sebnitz gerade ein eigenes Breitbandnetz für schnelles Internet mit bis zu 100 Mbit pro Sekunde auf.