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Mit dem Barkas durch Sachsen

Zwei Pirnaer starten mit ihrem Oldtimer bei der Rallye Elbflorenz. Ihr B 1000 hat schon längere Strecken gemeistert.

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© Egbert Kamprath

Von Marcus Herrmann

Kaum zu glauben, dass dieser 40 Jahre alte, gepflegte Achtsitzer fast auf dem Schrottplatz gelandet wäre. Und nur eine Mark gekostet hat. „Aber so ist es“, sagt Matthias Ruda aus Pirna. „Vor reichlich 15 Jahren habe ich das Auto bei einem Mercedes-Händler für eine Mark bekommen. Und dann über die Jahre fast komplett erneuert.“

Immer, wenn gerade Zeit und Geld da waren, schraubte der 60-Jährige Pirnaer an seinem Barkas B 1000 und verlieh ihm einen neuen, grasgrünen Anstrich. Der Wagen ist bis heute mehr als 120.000 Kilometer weit, also dreimal um die Welt, gefahren. „Ich selbst habe vielleicht 5.000 Kilometer mit ihm zurückgelegt, war einmal sogar mit meinen Geschwistern in Köln. Auch wenn der Oldtimer maximal 100 Kilometer in der Stunde schafft, brachte die Ausfahrt viel Spaß“, erzählt Ruda. Zusammen mit seinem langjährigen Kumpel Winfried Kraus, dessen Frau, seiner Lebensgefährtin und einem weiteren Freund nimmt Ruda nun erstmalig an der von der SZ organisierten Oldtimer-Rallye teil, die dieses Jahr am 27. September startet.

„Nachdem wir letztes Jahr davon gelesen hatten, haben wir Lust bekommen, mitzumachen“, sagt der 64-jährige Winfried Kraus. Dem Gefühl, mit ihrem B 1000 zwischen Dutzenden Nostalgie-Karosserien 300 Kilometer durch Sachsen zu fahren, blicken Kraus und Ruda jetzt schon mit Vorfreude entgegen. Die Teilnahmegebühr von knapp 200 Euro pro Person nehmen sie dafür gern in Kauf. „Das Erlebnis wird sicher unvergesslich, und auf der Strecke wird von Verpflegung bis zu spaßbetonten Prüfungen einiges geboten. Da ist es auch egal, wie wir am Ende abschneiden“, erzählt Kraus, der mit seiner Frau schon lange in Pirna lebt. Mit dem Oldtimer ist er schon gefahren. „Aber meist überlasse ich das Matthias. Der kommt mit dem langen Schaltknüppel und der gewöhnungsbedürftigen Schaltung besser zurecht“, sagt Kraus lachend. Vielleicht hilft Ruda dabei seine Erfahrung mit seinem stadtbekannten grünen Trabant. „Der hat eigentlich auch schon Oldtimer-Status. Aber im Trabi wäre es bei der Rallye zu fünft etwas eng“, frotzelt Ruda. Sonst fährt er aber gerne mit dem kleinen Flitzer durch die Stadt. Der ist genau wie der Barkas voll verkehrstüchtig. „Das ist auch Grundbedingung für die Teilnahme an der Rallye. Sonst dürfte natürlich kein Oldtimer auf die Straße“, sagt Ruda. Mit seinen vier Insassen wird er von Dresdens Altstadt bis ins Osterzgebirge, nach Westsachsen und wieder zurück nach Dresden fahren.

Erstmalig Partner der Rallye und erste Wertungsstation ist in diesem Jahr das DDR-Museum Pirna. Alle 150 Teilnehmer werden hier einer kurzen Prüfung unterzogen. Was die Oldtimer-Liebhaber leisten müssen, steht aber noch nicht fest. „Ich glaube, eine Art Geschicklichkeitstest. Genaueres erfahren wir während einer Schulung am 26. September“, sagt Kraus.

Aufgrund der frühen Ankunftszeit am Museum kurz nach dem Start um 8.30 Uhr rechnet Museumsleiter Conny Kaden nicht mit mehr Besuchern als sonst. Allerdings könnten teilnehmende Promis wie Entertainer Wolfgang Lippert oder Moderator Peter Escher ihn eines Besseren belehren. Kaden hofft, dass einige Fahrer das Museum durch die Rallye vielleicht erstmals überhaupt wahrnehmen und wiederkommen. „Das wäre ein schöner Nebeneffekt unserer Partnerschaft mit der Rallye.“

Die geht auf Museumsmitarbeiter Oliver Wagner zurück, der Vorsitzender des Fahrzeugvereins Pirna ist. „Er hat an der ersten Rallye teilgenommen und war begeistert. Jetzt gehören wir selbst zum Team und nehmen die Fahrzeuge in Empfang“, sagt Kaden. Auch den grasgrünen Barkas mit Pirnas Oldtimer-Freunden.