Merken

Mit Crystal erwischt

Eine 27-jährige Döbelnerin soll die Drogen illegal eingeführt haben. Ungewöhnlich: Ihre Dealerin sagt als Zeugin aus.

Teilen
Folgen
© Symbolbild/dpa

Von Helene Krause

Döbeln. Crystal gehört zum Leben der 27-jährigen Döbelnerin. Das gibt sie zu. Die Droge hat sie jetzt vor Gericht gebracht. Als Zeugin sitzt ihr die eigene Dealerin gegenüber. Beide haben ganz eigene Versionen vom Geschehen. Das macht es Staatsanwalt und Richterin nicht leicht, den Überblick zu behalten.

Vorgeworfen wird der 27-Jährigen die unerlaubte Einfuhr, der Besitz und Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sowie der Besitz einer verbotenen Waffe. Die in einschlägigen Kreisen bekannte Döbelner Drogendealerin soll von der Beschuldigten Geld für den Kauf von Crystal erhalten haben. Gemeinsam mit einer Freundin seien die beiden nach Tschechien gefahren, um für 1 400 Euro Drogen zu kaufen und nach Deutschland einzuführen. Außerdem soll die Angeklagte im Herbst 2015 innerhalb eines Monats mindestens viermal bei der Dealerin jeweils zwei Gramm Crystal gekauft haben. Bei einer Wohnungsdurchsuchung im Juni 2016 fand die Polizei bei der Beschuldigten 0,08  Gramm Crystal und einen Schlagring.

„Den hatte ich an meinem Schlüsselbund“, gesteht die Angeklagte. Dass sie Drogen genommen hat, gibt sie ebenso zu wie die Fahrt nach Tschechien. Den Kauf und Handel von Crystal bestreitet sie aber bis kurz vor Ende der Verhandlung. „Wir wollten einen blauen Laserpointer kaufen“, begründet sie die Tour.

Allerdings wird die Angeklagte von der Dealerin belastet. Die Zeugin will in Tschechien das Crystal gekauft haben. Weil ihr Mietfahrzeug in Teplice eine Panne hatte, mussten die drei Frauen in Tschechien übernachten. Dort seien der Dealerin die Drogen gestohlen worden. Sie beschuldigt die Angeklagte und erklärt, dass diese das Crystal später in Döbeln verkauft habe. Die 27-Jährige ist dagegen überzeugt, dass zwei Tschechen die Diebe sind. Die Männer hatten die Frauen während ihres Ausflugs kennengelernt. Erst als das Gericht der Angeklagten in Aussicht stellt, bei einem Geständnis den Tatvorwurf der illegalen Einfuhr von Drogen einzustellen, gibt sie zu, dass sie in Tschechien Crystal erwerben wollten. Wo die Drogen geblieben sind, kann nicht geklärt werden.

Alle Taten kamen vor einem Jahr nach der Festnahme der Dealerin ans Licht. Die Polizei überprüfte deren Handydaten und entdeckte so den Kontakt zur Angeklagten. Ein Kriminalbeamter, der die Dealerin und die Beschuldigte verhörte, konnte nur wenig zur Aufklärung des Falls beitragen. Beim Verhör hatte die Drogendealerin nur ausweichend auf seine Fragen geantwortet.

Richterin Karin Fahlberg verurteilt die Beschuldigte zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und fünf Monaten, ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung. Außerdem muss sie die Suchtberatung aufsuchen.