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Mit Angie in den Wilden Westen

Das Spötter-Trio aus Schmiedeberg und Radebeul lädt zur Jubiläumsfete. Wie es einem armen Indianer dabei ergeht.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Schmiedeberg. Raimund Kunze packt an. Er räumt Tische und Stühle um und stellt die Bar von Angies Saloon in den Multimediaraum des Gesundheitszentrums Raupennest in Altenberg. Rund 60 Klinikpatienten sind gekommen, dazu einige Besucher aus der Stadt, um das „Spötter-Trio“ zu erleben, drei Kabarettisten aus Radebeul, Dresden und Schmiedeberg.

Christine Strangfeld und Raimund Kunze sind schon lange im Geschäft. Bereits in den 1980er-Jahren haben sie beim Lehrerkabarett Zeigestock mitgespielt. Aber diese Gruppe hat die Währungsunion nicht überstanden. Die Auftrittsmöglichkeiten in Ferienheimen sind weggefallen, die Trägerbetriebe und mit ihnen die Probemöglichkeiten. Und die wirtschaftlichen Voraussetzungen waren anders. „Wir waren früher ein Ensemble mit acht Mann. Das kann sich heute kein Schwein mehr leisten“, sagt Raimund Kunze. Er ist jetzt im Ruhestand und verdiente damals sein Geld als Buchhändler. Aber ihn ließ das Kabarett nicht los, ebenso wenig Christine Strangfeld, die in einer Buchhaltung arbeitet. So haben sie sich vor 25 Jahren wieder zusammengefunden, ein neues Programm ausgearbeitet mit dem gut sächsischen Titel: „Wir lassen uns nicht alles bieden, haben selber einen Kopf“ und sind seitdem wieder unterwegs.

Die beiden sind feste Bestandteile des Spötter-Trios. Um es komplett zu machen, suchten sie sich immer einen professionellen Musiker. Sie arbeiten dabei mit drei verschiedenen Partnern zusammen. In Altenberg sitzt Sebastian Opitz am Piano. Die Musiker haben noch andere Verpflichtungen, spielen in Bands oder begleiten Sänger. Sie benötigen die Einnahmen, vom Kabarett können sie nicht leben. „Das macht halt mehr Mühe bei der Koordination der Termine“, sagt Raimund Kunze, der sich um die Organisation kümmert. Aber auf gute Musik wollen sie nicht verzichten.

Die drei Spötter nehmen ihr Publikum mit auf eine Reise durch die Regierungszentralen dieser Welt, lassen Angie Merkel mit Wladi Putin telefonieren und schließlich zu Dschingis Khans „Moskau, Moskau“ tanzen. Wie die Kleinen ausbaden, was die Großen aushandeln, zeigt der Mann aus dem Wilden Westen. Ihm wurde ein Pfeil durch den Kopf geschossen, und nun versucht er als „ganz armer Indianer vom Stamme der Aufstocker“ und Versicherter der Allgemeinen Indianerkrankenkasse (AIK), einen Behandlungstermin zu bekommen, was alles andere als einfach ist.

Ihre Themen picken sich die Spötter aus allem zusammen, das aktuell in der Zeitung diskutiert wird. Was alles in unserer Nahrung ist, greifen die Kabarettisten ebenso auf wie die Diäten der Landtagsabgeordneten oder den Klimawandel.

Ihre Ideen bringen die Spötter mit überzeugenden Kostümen und einer ausgereiften Schauspieltechnik auf die Bühne. Raimund Kunze würde mit seinem muskulösen Putin-Oberkörper und der Armeejacke auch in der sibirischen Wildnis überleben. Wie Christine Strangfeld die Bundeskanzlerin darstellt, damit könnte sie glatt bei den Christdemokraten noch Karriere machen. Bei dieser Gestaltung der Bühnenauftritte unterstützt die Tochter von Christine Strangfeld die Gruppe. Sie arbeitet als Requisiteurin bei den Sächsischen Landesbühnen.

Der Auftritt in Altenberg ist durchaus typisch. Die Spötter sind häufig in Kliniken unterwegs, aber auch auf Firmenfeiern oder bei Veranstaltungen der Gewerkschaft. „Das passt vom Publikum her. Wer sich in der Gewerkschaft engagiert, interessiert sich auch für politische Themen“, sagt Christine Strangfeld. Eine besondere Veranstaltung plant das Spötter-Trio jetzt am 13. Mai um 18 Uhr in der Börse in Coswig, einen großen Jubiläumsauftritt zum 25-jährigen Bestehen der Gruppe.

Kontakt 035052 63805 oder im Internet unter www.spoetter-trio.de