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Mit 85 ist Schluss

Sonja Bartsch hat fast 27 Jahre die Uhsmannsdorfer Gruppe der Volkssolidarität geleitet. Jetzt sind andere dran.

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© André Schulze

Von Katja Schlenker

Was Sonja Bartsch in fast 27 Jahren für das Zusammenleben in Uhsmannsdorf positiv bewirkt hat, lässt sich nicht in Worte fassen, sagt Rothenburgs Bürgermeisterin Heike Böhm (SPD). Heute wird die rührige Frau gemeinsam mit ihrem Mann Werner 85 Jahre alt. „Da hauen wir nach Ungarn ab“, sagt Sonja Bartsch lachend. „Um dem Trubel zu entfliehen.“ Mit 85 ist es an der Zeit, ein wenig kürzerzutreten.

Aus diesem Grund hat sie nun den Vorsitz der Uhsmannsdorfer Gruppe der Volkssolidarität abgegeben. Gabi Koch und Ilona Oertel aus Uhsmannsdorf teilen sich die Aufgaben künftig. Sonja Bartsch ist darüber sehr froh. Bereits vor etwa einem Jahr hat sie ihren Rücktritt angekündigt, aber weitergemacht, bis die Nachfolger gefunden waren. Die neue Doppelspitze macht einiges anders. Aber das ist in Ordnung. Zum Beispiel wird jetzt vieles in den Computer getippt und per E-Mail verschickt, das Sonja Bartsch noch mit der Hand geschrieben und per Brief versendet hat.

Aber: „Vergraben werde ich mich noch lange nicht“, sagt sie. Und bleibt der Gruppe als Mitglied erhalten. 1953 ist sie der Volkssolidarität beigetreten. Und seit 1988 die Vorsitzende der Uhsmannsdorfer Ortsgruppe gewesen. Damals ist die gebürtige Klittenerin gerade aus dem belgischen Brüssel zurückgekommen. Dort hat sie als Lehrerin an der damaligen Botschaftsschule der DDR gearbeitet.

Schließlich wechselt sie nach Horka an die dortige Polytechnische Oberschule. Als sie eines Tages mit dem Fahrrad nach Hause fährt, wird sie unterwegs von zwei Frauen angehalten. „Sonja, du musst das machen“, haben sie damals gesagt. Und so kommt es dann auch. 1990 geht Sonja Bartsch in Rente und widmet sich voll und ganz der Ortsgruppe.

Unzählige Geburtstagsfeiern, Vorträge, Feste, Tagesfahrten, Radausflüge, Beratungen, Konzertbesuche sowie Sport- und Kegelnachmittage werden Jahr für Jahr organisiert. „Vielen Dank, liebe Sonja, für alles, was du uns gegeben hast und uns noch geben wirst“, erklärt Bürgermeisterin Heike Böhm. „Wir verneigen uns vor dir.“ Doch Sonja Bartsch mag es gar nicht, so im Fokus zu stehen. Viel wichtiger ist die Sache an sich. „Dass für die Menschen hier im Dorf was geschieht“, sagt Sonja Bartsch. „Wir betreuen quasi die Senioren vor Ort.“ Dabei hat Volkssolidarität nicht zwingend etwas mit dem Alter zu tun. Vielmehr geht es darum, dass die Menschen Freude daran haben, sich zu treffen, sich einzubringen und anderen eine Freude zu machen.

Viele Jahre haben die Mitglieder zum Beispiel die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ unterstützt. „Wir haben damals mit über dreißig Kartons angefangen“, sagt Sonja Bartsch. „Mittlerweile haben wir etwas nachgelassen.“ Aber dafür werden zum Beispiel kurzerhand Spenden für die Opfer von Tsunamis oder Hochwasser gesammelt. Dabei wird auch mit den Jüngsten im Ort zusammengearbeitet, den Kleinen im Kindergarten „Gummistiefelchen“.

Sonja Bartsch wird sich weiter in der Uhsmannsdorf-Gruppe der Volkssolidarität engagieren. Eines lässt sie sich zum Beispiel nicht nehmen. „Die Karten für das Weihnachtskonzert in Görlitz bestelle ich weiter selbst“, sagt sie. „Weil ich einen guten Draht zum Theater habe.“ Nach fast 27 Jahren kennt man sich eben.