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Mit 17 zur Armee

Für seinen Traum – Berufssoldat zu werden – hat sich Niklas Schmidt mächtig ins Zeug gelegt.

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© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Niklas hat schon geschwitzt, bevor es so richtig zur Grundausbildung geht. Der 17-jährige Großenhainer hat freiwillig und mit großem Ehrgeiz fast 20 Kilo abgenommen, um auf sein Kampfgewicht zu kommen. Denn was bei anderen eine witzige Formulierung ist, wenn sie Gewicht reduzieren, war für den jungen Mann eine Frage von Sein oder Nichtsein – in der Bundeswehr. Dort wollte er unbedingt hin. Doch dafür braucht es neben einem ordentlichen Schulabschluss, eben maximal 78 Kilo und mindestens 1,50 Meter Körpergröße. Geschafft hat er in drei Monaten , bei Trennkost und drei- bis viermal Sport in der Woche im KAB von Hubertus Marx.

Zur kämpfenden Truppe wollte Niklas schon lange und dort schwebte ihm seit seiner Kindheit eine berufliche Karriere zum Panzerkommandant vor. Zu Hause ist angesichts dieses Berufswunsches niemand in eine Sinnkrise verfallen. Der Opa war bei den Panzern, der Vater bei der Luftwaffe – eine Familie, die als Berufssoldaten durch den Zeitenwandel hindurch jeweils ihre Erfahrungen gemacht haben. Die technischen und konditionellen Anforderungen jedoch bleiben und natürlich das Risiko.

Eine Familie von Berufssoldaten

Denn dem 17-Jährigen ist bewusst, das der Gang zum Bund für zunächst acht Jahre als Zeitsoldat kein Spaziergang ist. Er hat in den Nachrichten die Meldungen zu Einsätzen in Afghanistan oder Mali verfolgt. Sich für etwas einzusetzen, für dieses, für sein Land, ist ihm wichtig, sagt Niklas. Mit Leuten, die Soldaten als Mörder bezeichnen, kann er nichts anfangen. „Das finde ich nicht richtig, die haben doch keine Ahnung“, sagt er und damit ist das Ding für ihn erledigt. Vielleicht hat Niklas aus der Familiengeschichte heraus schon ein selbstverständliches Bild von Armee, an das Krakeeler nicht mehr herankommen.

Viel mehr Gedanken hat sich der Schüler anfangs gemacht, ob er die Tests auch besteht. Dazu ging’s in die Kaserne nach Erfurt. Im Gepäck eine dreiseitige Darlegung, warum er zum Bund will. An seiner Seite ein anderer 17-Jähriger, den er im Zug trifft. Leider ist für den neuen Kameraden beim ersten Test schon Schluss, er besteht den Gesundheitscheck nicht. Niklas muss allein weitermachen. Neben den ärztlichen Untersuchungen gibt es Reaktionstests am Computer und Aufgaben in Deutsch, Mathe, Physik, technischem Verständnis und Englisch. Natürlich spielt auch in diese Berufsgeneration das politische System hinein. „Würden Sie gegen andere Religionen mit Gewalt vorgehen?“, lautet eine Frage des psychologischen Tests zum Beispiel. Und der Sicherheitsoffizier will wissen, ob die Bewerber in bestimmten Ländern Verwandte haben. Manches ändert sich, so scheint es jedenfalls, eben doch nicht.

Für Niklas kein Grund, in Bedrängnis zu geraten. Das Einzige was ihn etwas wurmt, dass er im Gesundheitscheck „nur“ T 2 gemustert wurde und nicht T 1. Mit dem Jägersoldat wird es im ersten Anlauf nichts. Aber das ist längst nicht das Ende der Fahnenstange, sagt Niklas. Er geht ab Mai drei Monate nach Frankenberg und dann zum Gebirgspionier-Bataillon nach Ingolstadt. In acht Jahren könnte er Oberstabsgefreiter sein, den Weg zur Unteroffizierslaufbahn einschlagen oder beruflich noch einmal ganz umsatteln und ins Zivilleben zurückkehren. Dann ist er gerade mal 25 Jahre alt – da fängt manch anderer erst an, überhaupt etwas zu wollen.