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Mischfutter nach Kundenrezept

Ein Agrarbetrieb aus Gröden beliefert Landwirte und Mühlen. Der heutige Chef ist durch Zufall dahin gekommen.

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© Manfred Fellner

Von Manfred Feller

Gröden. Bei der Grödener Trocknungs- und Futtermittelvertriebsgesellschaft herrscht nicht nur während der Getreideernte Hochbetrieb. Die 21 Mitarbeiter haben laut Geschäftsführer Frank Schmidt das ganze Jahr über zweischichtig, in der Trocknung zeitweise sogar dreischichtig gut zu tun. Der Betrieb ist durch seine bisherigen Investitionen breit aufgestellt. Erst im vorigen Jahr ist pünktlich zur Ernte eine 16 000-Tonnen-Siloanlage in Betrieb gegangen. Die Gesellschafter – fünf Landwirtschaftsbetriebe der Umgebung – nahmen dafür 2,8 Millionen Euro in die Hand.

Das Unternehmen ist in Abständen immer wieder modernisiert und ergänzt worden. Ursprünglich war es eine reine Trocknungsanlage, die seit 1976 arbeitet. Aufgebaut worden war sie seinerzeit von zahlreichen Genossenschaften als überbetriebliche Anlage. Nach der Wende hatten die Gesellschafter entschieden, das Bestehende durch ein Mischfutterwerk zu ergänzen. Dieses arbeitet heute so gut wie automatisch. „Der Mensch überwacht hier mehr“, sagt Chef Frank Schmidt, der aus Sorno stammt und in Elsterwerda zu Hause ist. Die Rezepte der Kunden für die Mischfuttersorten sind im Rechner hinterlegt, der steuert jede noch so feine Dosierung perfekt nach Kundenwunsch.

Die Zutatenliste ist lang. Von den Weizen, Roggen, Gerste und Triticale über Hafer, Erbsen, Ackerbohnen, die Ölfrüchte Sonnenblume und Raps bis zum Körnermais im Herbst und Winter. Dies alles liefern die Landwirte aus der Umgebung direkt an. „Es sind also relativ kurze Wege“, so Frank Schmidt.

Zugekauft werden solche Komponenten wie Soja-, Raps- und Sonnenblumenschrot, Malzkeime (Abprodukte der Bierproduktion), Kalk, Viehsalz und melassierte Zuckerrübenpellets.

Verladen wird entweder loses oder pelletiertes Mischfutter. Abnehmer sind Hofbauern, aber vor allem Betriebe der Tierproduktion in einem überschaubaren Radius von 50 bis 75 Kilometern. – Beim Mischfutter machen die Grödener in diesem Jahr einen gewaltigen Sprung, wie Frank Schmidt erklärt. Die Jahreskapazität werde sich dank eines neuen Großkunden von etwa 17 000 auf bis zu 30 000 Tonnen erhöhen. Doch damit nicht genug. Aus dem Werk kommt auch Brotroggen für Mühlen. „Wir machen das Getreide lagerfähig – trocknen, reinigen, kühlen und belüften es“, so der Geschäftsführer. Auch Mal- und Futterweizen verlässt Gröden. Der Handel mit Pflanzenschutzmitteln und Dünger ergänzt die Palette.

Den ersten Kontakt mit dem Grödener Betrieb hatte der erst 30-jährige Frank Schmidt eher zufällig. Für das Studium der Agrarwirtschaft brauchte er Rapssamen. Der Student stellte sich dem damaligen Chef vor und hatte offensichtlich sofort einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Sein baldiger Vorgänger vertraute ihm an, dass er in zwei Jahren in den Ruhestand gehen möchte und einen Nachfolger sucht. Nach einem längeren Gespräch hieß es: „Du wirst es.“ – Frank Schmidt holte ob der gewaltigen Verantwortung erst einmal tief Luft und stieg nach dem Studium 2011 zunächst als Produktionsleiter ein. Seit dem Jahr 2014 ist er Geschäftsführer. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Seine Eltern sind beide Diplom-Agraringenieure.