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Minks erobern die Oberlausitz

Die Tiere verbreiten sich stark und sorgen für Schäden. Doch die Jäger können nicht viel dagegen tun.

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© dpa/Patrick Pleul

Von Stefan Schramm

Ein spitzes Gesicht, dunkle Augen, kleine Ohren und ein Fellkleid in verschiedenen Farbvarianten. Eigentlich ein ganz possierliches Tierchen, dieser Mink – auch als Amerikanischer Nerz bekannt. Doch wie der Name schon sagt, ist er nicht hier heimisch, sondern in Nordamerika. Nach Europa gelangten diese Tiere aus der Familie der Marder, weil sie in Pelztierfarmen gezüchtet wurden. Erst nachdem viele Individuen aus der Gefangenschaft geflohen oder von Tierschützern befreit worden waren, verbreiteten sich die wieselähnlichen Tiere auch auf unserem Kontinent.

Ebenso wie der aus Nordamerika stammende Waschbär und der ursprünglich ostasiatische Marderhund gehört der Minkdamit zu den sogenannten Neozoen. Das sind jene Arten, die sich in jüngerer Zeit zumeist unter menschlicher Einflussnahme in einem Gebiet außerhalb ihrer Heimat etabliert haben und die Tierwelt ihrer neuen Umgebung aus dem Gleichgewicht geraten lassen. „Als mir vor zwei Jahren der erste Mink in die Falle ging, war ich regelrecht erschrocken“, erinnert sich der Jäger Werner Winde, dessen Pachtgebiet sich auf Bautzen und das Gebiet um den Stausee erstreckt. Der 68-Jährige kennt die Tiere, hat früher selbst Amerikanische Nerze gezüchtet. Daher weiß er auch, dass sie Europäische Nerze verdrängen. Da beide Arten entfernter miteinander verwandt sind, als ihre Namen vermuten ließen, ist nicht möglich, sie zu kreuzen. Weil nicht zuletzt hiesige Nerzweibchen die größeren Männchen der nordamerikanischen Art bevorzugen, das Decken aber erfolglos bleibt, ist der Bestand des Europäischen Nerzes in Gefahr.

Rasante Vermehrung

Untereinander pflanzen sich Minks, deren Paarungszeit momentan läuft, jedoch umso besser fort. Einmal pro Jahr bringt ein Wurf meistens vier bis sechs Jungtiere. Die sind zwei Jahre später selbst geschlechtsreif und haben zehn Jahre Lebenserwartung. Im Jahr 2014 fing Werner Winde in Bautzen schon fünf Amerikanische Nerze. „Im Teichland vermehren sie sich rasant und breiten sich von dort bis ins Stadtgebiet aus“, erklärt der Jagdpächter. Mittlerweile leben sie hier flächendeckend. Schon der Waschbär sei eine Gefahr für die einheimische Tierwelt. „Brutkolonien von Möwen, Schwalben und anderen Vögeln am Stausee werden schon in wenigen Jahren erlöschen“, prognostiziert Werner Winde. Der Mink sei noch gefährlicher. Er sei flinker und wendiger als Waschbären, jage am Boden und im Wasser und klettere auf Bäume. „Wenn der hier erst richtig Fuß fasst, dann gute Nacht“, malt der Jäger ein düsteres Zukunftsbild für heimische Brutvögel. „Der Mink dringt sogar in Nistkästen ein und raubt die Nester aus“, sagt Lothar Jentschel, Vorsitzender des Kreisjagdverbands.

Umfangreicher Speiseplan

Nicht nur Wasservögel und deren Eier, sondern auch Fische, Frösche und kleine Säugetiere stehen auf dem Speiseplan des dämmerungs- und nachtaktiven Räubers, den Werner Winde als gierig und aggressiv beschreibt. Deshalb bejagt er ihn. Er stellt Lebendfallen auf, in denen die Tiere sich nicht verletzen, sondern nur gefangen werden. Tappt ein Mink, ein Marderhund oder ein Waschbär hinein, dann erschießt Winde ihn fachmännisch.

Doch einfach macht das Jagdrecht ihm das nicht. Amerikanische Nerze, die gerade Junge haben, darf er nicht bejagen. Zudem sei das Schutzgebiet am Stausee ausgedehnt worden. „Für Wasservögel und anderes Niederwild wie Feldhasen bringt diese Maßnahme wegen der Bedrohung durch Mink, Marderhund und Waschbär mehr Schaden als Nutzen“, so die Einschätzung von Werner Winde. Die Eindämmung dieser Neozoen durch Jagd sei sehr wichtig. „Ausrotten kann man sie dadurch aber nicht mehr, der Zug ist schon lange abgefahren“, ringt sich Lothar Jentschel ein gequältes Lachen ab.

Minks die Futterquellen nehmen

Dennoch haben die Experten nützliche Tipps auf Lager, mit denen jedermann die Ausbreitung schädlicher Tierarten auf Kosten heimischer Tiere zumindest verlangsamen kann. Wichtig sei, Minks und Waschbären die Nahrungsquellen zu nehmen. So würden sie sich an Katzenfutter erfreuen, das nachts draußen steht. Auch Speisereste auf Komposthaufen seien für die Tiere ein leichtes Ziel. Solche Abfälle sollten daher am besten in fest verschließbaren Mülltonnen entsorgt werden, raten die Fachleute.