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Miniköche mixen Cocktails

Kinder machen das Kochstudio der Nudelfabrik unsicher. Und lernen fürs Leben.

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© Sebastian Schultz

Von Luca Sing

Riesa. Janna hat gerade eine Limette halbiert. Sie ist noch ein wenig unschlüssig, ob eine halbe Frucht nicht zu viel für ihren Cocktail ist. Zusammen mit ihrer Freundin Magdalena ist die Viertklässlerin bei einem Projekt im Kochstudio der Riesaer Nudelfabrik dabei. Beim Treffen am Montag wurden fleißig Cocktails gemixt – ohne Alkohol, versteht sich.

An zwei Getränken konnten sich 16 Kinder versuchen: ein Cocktail mit Ananas und Kokos und einer mit dem klangvollen Namen „Cranberry Cooler“. Für diesen wird der Saft von Cranberrys, den Früchten der Moosbeere, mit Eis, Limette und braunem Rohrzucker zusammengemischt. „Ich mag den anderen aber lieber“, sagt Janna, nachdem sie von dem Cocktail probiert hat und ein wenig den Mund verzieht. „Der ist süßer!“ Geschmäcker sind verschieden – aber die Mitglieder der Kochgruppe sind alle mit Begeisterung dabei. „Das Angebot wird immer gut genutzt“, sagt Anke Mothsche, eine der beiden Betreuerinnen. „Nächstes Jahr feiert das Programm der Miniköche in Riesa schon zehntes Jubiläum.“

Das Projekt Miniköche wurde schon 1989 von dem Württemberger Jürgen Mädger ins Leben gerufen, ursprünglich nur für ein Ferienprojekt. Die Idee dabei: Kinder sollen Spaß am Kochen bekommen. Ebenso steht die Vermittlung von Wissen rund ums Essen und das Benehmen bei Tisch auf dem Plan. Von Württemberg aus hat sich das Konzept verbreitet – und kam auch nach Riesa. Die hiesigen Miniköche machen dafür regelmäßig Exkursionen, etwa zur Forellenzucht in Zeithain oder in die Ölmühle Moog nach Lommatzsch. Diesmal kam der Experte allerdings direkt ins Kochstudio der Riesaer Nudelfabrik, wo sich die Miniköche treffen. Tilo Löwe, der Besitzer der Riesaer Sommerbar und geübter Barkeeper, hatte verschiedene Säfte und Zutaten im Gepäck. „Ich bin jetzt schon das dritte Mal bei den Miniköchen, und es ist immer wieder schön“, sagt er. Tilo Löwe reiste mit einigen Kisten vom Fruchtsaft-Hersteller Bauer an, der den Saft für das Cocktailmischen zur Verfügung gestellt hatte.

Die Miniköche treffen sich zwei Jahre lang einmal im Monat. Bei jedem Teilnehmer immer mit dabei: ein kleines weißes Köfferchen mit Kochutensilien, weißer Kochkleidung sowie ein Hefter mit den bereits zubereiteten Rezepten und Arbeitsblättern für das Hintergrundwissen. Worum es an diesem Tag geht, fasst Anke Mothsche zusammen: „Wir haben heute über die unterschiedlichen Arten von Zucker gesprochen, wo sie enthalten sind und wie der Körper damit umgeht.“ Das Wissen wird am Ende der zwei Jahre auch geprüft und mit einer Urkunde von der Industrie- und Handelskammer gewürdigt.

Aktuell nehmen 16 Kinder im Alter zwischen neun und zwölf Jahren teil. Auch wenn die wenigsten der Kochschüler später beruflich in der Küche stehen wollen, finden sie es dennoch wichtig, kochen zu lernen – und Spaß macht es auch. „Ich will aber später einen Mann haben, der gut kochen kann“, sagt Nele mit bestimmtem Blick. Sie geht in die vierte Klasse und will später Innenarchitektin werden. „Wenn ich dann von Arbeit heimkomme, ist es schön, ein leckeres Essen gekocht zu bekommen.“ Etwas Gutes zu essen gibt es bei den Miniköchen auch an diesem Montag: Eine Betreuerin hat mit mehreren Kindern Nudeltortilla mit Gemüse und Kräutern zubereitet, dazu ein Dip aus Avocado und Ziegenfrischkäse. „Kein Kind soll bei uns hungrig nach Hause gehen. Auch wenn heute der Schwerpunkt auf den Getränken liegt“, sagt Anke Mothsche.

Für Janna steht eines fest: Sie will alle Rezepte so bald wie möglich mit ihrer Mama in der heimischen Küche ausprobieren. „Und ich mit meinem Papa“, sagt Magdalena stolz. „Der kann nämlich auch ganz prima kochen.“ Egal ob Mama oder Papa – alle werden sich freuen, wenn beim nächsten Fest der Nachwuchs die Getränke mixt.