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Miniaturwelten in Neschwitz

Kaufmannsläden und Puppenstuben sind ab Sonnabend im Heimatmuseum zu sehen. Eine Überraschung gibt’s zur Eröffnung der Schau.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Neschwitz. Die Puppenklinik ist ihre Welt. Friseurmeisterin Szilvia Schiffel aus Bautzen ist auch Frau Puppendoktor und repariert kaputtgespielte Lieblingsspielzeuge und Sammlerstücke. Eine Puppenklinik im Kleinen besitzt sie auch, in Gestalt eines besonderen Kaufmannsladens. Denn Szilvia Schiffel repariert nicht nur, sondern ist auch leidenschaftliche Sammlerin.

An ihrer Freude am Zusammentragen historischer Spielsachen lässt sie nun auch die Besucher des Heimatmuseums Neschwitz teilhaben. Erstmals geht die Bautzenerin mit ungarischen Wurzeln mit ihren Sammlerstücken an die Öffentlichkeit. In der weihnachtlichen Sonderausstellung, die am Sonnabend im Rahmen des Neschwitzer Weihnachtsmarktes eröffnet wird, sind vor allem Puppenstuben und Kaufmannsläden zu sehen.

Das älteste Stück aus ihrer Sammlung – ein Dachbodenfund – stammt aus dem Jahr 1880. Der Kaufmannsladen sei sehr gut verpackt gewesen und wirkt noch wie nagelneu. Faszinierend die lebensgetreuen Porzellanpuppen, die alle gut erhalten geblieben sind. Im Gegensatz zu späteren Kaufmannsläden, bei denen die Wände rechtwinklig gestaltet sind, verlaufen sie bei diesem Exemplar nach hinten zu konisch, ähnlich wie bei so manchem Theater-Bühnenbild.

So originalgetreu wie möglich

Insgesamt sind in der Sonderausstellung fünf Kaufmannsläden – darunter die Puppenklink – sowie acht Puppenstuben aus dem Fundus von Szilvia Schiffel zu sehen, die sie in den letzten 20 Jahren zusammengetragen hat. „Ich bemühe mich, die Schätze, die ich auf Flohmärkten oder in Trödelläden finde, nicht kaputt zu reparieren“, sagt die Sammlerin. Das heißt, sie nimmt Ausbesserungen nur ganz zurückhaltend vor. Da wird mal eine Tapete wieder festgeklebt oder eine Borte befestigt. Ansonsten bleibt alles so originalgetreu wie möglich.

Oft sei es aber eine Sisyphusarbeit, das Zubehör zu finden und entsprechend zusammenzustellen. Dabei gelte es, die Zeitepoche zu beachten, aus der die jeweilige Puppenstube oder der Kaufmannsladen stammt. Denn diese Spielzeuge sind ein echtes Spiegelbild des Zeitgeschmacks, sowohl was die Möbel, als auch die Bekleidung der Puppen betrifft. Dabei hat Szilvia Schiffel als Kind kaum mit Puppenstube oder Kaufmannsladen gespielt, denn beim Spiel mit ihren Brüdern waren eher Jungs-Spielsachen angesagt. „Ich habe höchstens mal was aus alten Schuhkartons oder Streichholzschachteln improvisiert“, erinnert sich Szilvia Schiffel an ihre Kindheit in Ungarn. Bei der Eröffnung der Ausstellung am Sonnabend wird Szilvia Schiffel den Besuchern Rede und Antwort stehen.

Begehbarer Kaufmannsladen

Wenn das eine oder andere Kind den begehbaren Kaufmannsladen in Beschlag nimmt, der ebenfalls zur Sonderausstellung gehört, sei dagegen nichts einzuwenden, sagt Arndt Lehmann von den Kultur- und Heimatfreunden Neschwitz, der die Schau betreut. Denn außer den Sammlerstücken von Szilvia Schiffel sind noch weitere Leihgaben von Neschwitzer Bürgern zu sehen. „Leider konnten wir gar nicht alles berücksichtigen, was man uns auf unseren Aufruf hin angeboten hatte“, bedauert Arndt Lehmann. Einen Großteil der Schau bestreitet Gabriele Heiduschka aus Loga, die bereits schon einmal im Heimatmuseum ausgestellt hatte. Sie zeigt weitere Puppenstuben und Kaufmannsläden sowie Puppen vom Anfang des 20. Jahrhunderts.

Eröffnet wird die Sonderausstellung am Sonnabend um 13 Uhr. Im Rahmen der Eröffnung sind Mini-Dampfmaschinen in Aktion zu erleben. Geöffnet ist die Schau jeden Sonntag zwischen 13 und 17 Uhr, außer am 24. und 31. Dezember, dafür aber an beiden Weihnachtsfeiertagen.