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Millionen für Dresdens Problemviertel

Damit die Stadtteile attraktiver werden, investieren Bund, Land und die Stadt. Doch was bringt diese Finanzspritze?

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© Robert Michael

Von Annechristin Bonß

Eine soziale Stadt gibt es in Dresden gleich viermal. So viele Stadtteile profitieren vom gleichnamigen Förderprogramm, mit dem der Bund, das Land und die Stadt die Wohngebiete attraktiver machen und aufwerten wollen. Drei Millionen Euro sind bereits sicher. Weiteres Geld kann in den kommenden Jahren beantragt werden. Insgesamt sind Fördermittel von knapp 33 Millionen Euro möglich. In der vergangenen Woche brachte Sachsens Innenminister Markus Ulbig den Förderbescheid für 2016 persönlich im Rathaus vorbei. Das Geld soll in der Johannstadt, Reick, Prohlis und Gorbitz investiert werden. „Wir wollen ein lebenswertes Umfeld schaffen“, sagt Dresdens Bürgermeister Dirk Hilbert (FDP). So sollen die Viertel gut durchmischt werden, von Anwohnern aus allen sozialen Schichten.

Prohlis: Geld allein reicht nicht für das erhoffte Bürgerhaus

Am Geld scheitert es nicht, dass der Stadtteil noch immer nicht auf das Bürgerhaus hoffen kann. Schon lange will die Stadt aus dem leer stehenden Bauernhaus im Palitzschhof einen Bürgertreff machen. Hier könnten sich Außenstellen der Volkshochschule und des Heinrich-Schütz-Konservatoriums ansiedeln. Von den maximal acht Millionen Euro aus dem Programm Soziale Stadt soll dieses Vorhaben endlich umgesetzt werden. Doch daran allein hängt es nicht. Noch immer steht die Stadt in Verhandlungen mit dem Eigentümer. Warum das so lange dauert, ist unklar. Offensichtlich will die Stadt erst ein Konzept entwickeln, bei dem künftig kaum zusätzliche Kosten anfallen. Dazu muss auch der Stadtrat noch entscheiden. Außerdem könnten aus dem Programm Gemeinschaftsgärten an der Spreewälder Straße sowie ein barrierefreier Weg entlang des Geberbaches finanziert werden.

Reick: Der neue Wissenschaftsstandort soll das Wohngebiet verändern

Vor Jahren mussten die Wohnhäuser gegenüber dem Otto-Dix-Center weichen. Nun sollen auf den Brachen neue Arbeitsplätze entstehen. Rechts und links der Bahnlinie plant die Stadt in Gruna, Reick und Strehlen ein neues Wissenschaftsgebiet, in dem sich Firmen ansiedeln sollen. Auch dafür ist Geld aus dem Programm Soziale Stadt vorgesehen. Ob tatsächlich Bewohner aus dem Plattenbaugebiet dort arbeiten werden, scheint fraglich. Im Vergleich zu den anderen drei Gebieten wohnen im Bereich Reick die meisten Arbeitslosen sowie Empfänger von sozialen Leistungen. Dennoch soll das Umfeld profitieren. Händler hoffen auf mehr Kunden. Freiflächen zwischen den Wohngebieten sollen sich verändern und barrierefrei ausgebaut werden, genau wie der Koitzschgraben. Eine Schule, der Kinder- und Jugendnotdienst, ein Jugendhaus sowie ein Sportplatz werden erneuert. Für Reick sind maximal 8,3 Millionen Euro aus dem Förderprogramm vorgesehen.

Johannstadt: Für das Stadtteilhaus gibt es endlich Hoffnung

Bürgermeister Hilbert muss nicht leugnen, was die Johannstädter schon wissen. Bisher war es schlicht eine Frage von Prioritäten, warum der Stadtteil noch keinen zentralen Treff für Kultur und Soziales hatte. Der Neubau soll auf den Freiflächen hinter dem Konsum an der Pfotenhauerstraße entstehen. Dank der Förderung könnte der Bau nun 2018 beginnen. „Sonst hätte das Projekt weiter warten müssen“, sagt der Bürgermeister. Die Johannstadt ist neu in das Programm aufgenommen worden. Auch hier leben prozentual doppelt so viele Arbeitslose wie in der gesamten Stadt, ein Drittel aller Schüler verlässt die Schulen im Stadtteil ohne Realschulabschluss. Insgesamt könnten maximal 7,4 Millionen Euro unter dem Label „Soziale Stadt“ ausgegeben werden. Auch der Bönischplatz bekommt dann ein neues Aussehen.

Gorbitz: Neue Treffpunkte vereinen Alt-Gorbitzer und Hinzugezogene

In kaum einem anderen Stadtteil wohnen mehr Asylbewerber als in Gorbitz. Viele haben sich hier eine Wohnung gesucht. Und die Stadt bietet die meisten Räume in dezentraler Unterbringung an. Mit vielen Aktionen und Angeboten soll die Integration funktionieren. Dabei hilft auch das Geld der Sozialen Stadt. An der Ginsterstraße sollen Alt-Gorbitzer und Hinzugezogene gemeinsam den geplanten Sportkomplex benutzen. Für Senioren werden mehr Wohnungen altengerecht umgebaut. Am Leutewitzer Ring soll der Verkehr künftig langsamer fahren. Das ist sicherer für Fußgänger. Mit 9,2 Millionen Euro soll in Gorbitz am meisten investiert werden.