Merken

Mildenstein kann atmen

Derzeit wird im Obergeschoss geputzt und im Keller der Fluchtweg verbreitert. Dabei wird mit Edelsteinen gearbeitet.

Teilen
Folgen
© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Im zweiten Obergeschoss des Herrenhauses auf dem Mildenstein steht Gerrit Winkler auf einem Podest und mauert die Fachwerkstreben mit Lehmziegeln zu. Gestern hat er damit begonnen. „Die Lehmbausteine entsprechen dem historischen Vorbild“, sagt der Vorarbeiter der Firma Bau Schulze aus Ottendorf. Mindestens zwei Wochen wird es dauern, bis das Naturmaterial so weit ausgetrocknet ist, dass der Putz aufgebracht werden kann. „Sowohl der Grund- als auch der Feinputz bestehen ebenfalls aus Lehm“, erklärt Winkler. Diese Bauweise nehme zwar mehr Zeit in Anspruch, sei aber besser, da Lehm atmungsaktiv ist, ergänzt der Maurer.

Seine beiden Kollegen sind parallel damit beschäftigt, einen Teil des Mauerwerkes aufzustemmen. Dort werden im Anschluss die Klempner ihre Rohre verlegen. „Die HLS-Installation hat begonnen“, teilt Andrea Krieger, Pressesprecherin des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), auf Nachfrage des Döbelner Anzeigers mit. HLS steht dabei für Heizung-Lüftung-Sanitär. In der vergangenen Woche haben Winkler und seine Kollegen bereits die alten WCs entfernt.

Diamanten zersägen Mauerwerk

Die Schächte für die neue, sparsamere Be- und Entlüftungsanlage reichen bis in den Keller. In einem steht Thomas Hobrack von der Stump Spezialtiefbau GmbH aus Chemnitz. Die Leitungen sollen zum Großteil in dem Mauerwerk verschwinden. Das ist bis zu drei Meter dick – und damit eine besondere Herausforderung für die Bauarbeiter. Denn im Keller mussten die Fluchtwege verbreitert werden. Sie entsprechen nicht mehr den Standards. Die alten Gänge sind zu schmal gewesen und gerade einmal 1,60 Meter hoch – üblich sind zwei Meter. „Bisher konnten nur kleine Menschen durch“, scherzt Thomas Hobrack. Er und seine Kollegen haben dafür gesorgt, dass das Mauerwerk nun 1,50 Meter breit ist. Somit ist im Ernstfall auch für Rollstuhlfahrer ein bequemerer, ungefährlicherer, schnellerer Weg nach draußen möglich. Das Loch, das zudem derzeit etwa 2,20 Meter hoch ist, ist mithilfe einer Diamantseilsäge vergrößert worden. Die Vorbereitungen dafür seien aufwendig gewesen. „Mit Edelstahlnadeln ist das Mauerwerk von innen und außen gesichert und mit Zement verpresst worden, damit nichts einstürzt“, erklärt Thomas Hobrack. Nun sei alles sicher.

Denkmalbauer im Rittersaal

In allen Etagen des Herrenhauses sind Handwerker zu Gange. So auch im Rittersaal. Sebastian Schröter und sein Team der Denkmalbau Ettersburg GmbH sanieren derzeit die unteren Deckenbalken. Das tun sie jedoch vom darüberliegenden Geschoss aus, sodass es gleichzeitig Arbeiten am Fußboden sind. Zwischen Decke und Fußboden wird Elektrik verlegt. „Je nachdem wie schnell die Kollegen sind, können wir dann diese Arbeiten abschließen“, sagt Schröter. Danach geht es weiter: „Der gesamte Rittersaal wird eingerüstet, damit wir das Sprengwerk einbauen können“, ergänzt er. Dabei handelt es sich um das Decken-Tragwerk: Die Last auf den Fachwerksäulen wird durch schräge Streben verteilt. Im Anschluss kann die Zierdecke nach dem historischen Vorbild hergerichtet werden. „Wir versuchen dabei, Teile der alten Hölzer einzuarbeiten“, so Sebastian Schröter.

„Die Elektroinstallation für das Herrenhaus ist beauftragt. Derzeit läuft die Planung“, so SIB-Pressesprecherin Andrea Krieger. Bauherr ist der Freistaat Sachsen. Für den Innenausbau sind 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Bisher hat der Freistaat zwischen 2011 und 2014 für die Sanierung der Außenanlagen des gesamten Burgbereichs 2,4 Millionen Euro investiert.