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MiG-15 ist das jüngste Familienmitglied

Seit 25 Jahren hat der Flugplatz Rothenburg einen Verein. Dieser feiert am Sonnabend.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Ob die Ansiedlungspläne des chinesischen Herstellers von Elektroautos Wirklichkeit werden oder nicht. Davon lässt sich der Luftfahrttechnische Museumsverein in Rothenburg nicht aus dem Konzept bringen. „Wir machen so weiter wie bisher“, sagt Hans-Jürgen Grenz als zweiter Vereinsvorsitzender. Das zeigt sich am Sonnabend, da öffnet der Verein seine Türen besonders weit, denn es gibt einen Grund zu feiern: Seit 25 Jahren kümmert sich der Verein nicht nur um das technische Erbe des ehemaligen Militärflugplatzes, sondern beschäftigt sich generell mit der Luftfahrt und ihrer Technik. Hans-Joachim Grenz spricht von 21 Flugzeugen und Hubschraubern, die der Verein in den Jahren angeschafft, zusammengebaut und restauriert hat. Fünf davon stammen aus dem Besitz der Bundesluftwaffe.

Jüngstes Mitglied der Familie ist eine MiG-15, die in den 1950er Jahren gebaut wurde. Besonderes Merkmal dieses Flugzeuges ist, dass es zwei Sitze hat und ein Schul- und Übungsjagdflugzeug ist. Zu DDR-Zeiten stand es jahrzehntelang abgerüstet im Garten des Kindergartens in Klitten. Nach der Wende „landete“ das Flugzeug mit der Nummer 140 zuerst in einem Flugzeugmuseum in Augsburg-Mühlhausen, danach auf dem Schwarzwald-Flugplatz Lahr. „Unser Verein konnte die Reste der ,140’ im Oktober 2014 erwerben und sie wieder nach Hause, nach Rothenburg holen“, berichtet Hans-Joachim Grenz.

Schließlich war die Maschine von 1966 bis 1969 im Jagdfliegerausbildungsgeschwader  15 im Einsatz und in Rothenburg stationiert. Und so wie über die MiG-15 können die Vereinsmitglieder über jede ihrer Maschinen mitunter auch abenteuerliche Geschichten erzählen, wie sie den Weg nach Rothenburg fanden. Dass dieses Jagdflugzeug zum Jubiläumsjahr restauriert und frisch lackiert gezeigt werden kann, freut den Verein. Denn unzählige Arbeitsstunden stecken in dem Jagdflugzeug, das vor drei Jahren in einem erbärmlichen Zustand nach Rothenburg geholt wurde.

Als am 20. Mai 1992 der Verein von 18 ehemaligen Technikern und Mechanikern der Geschwader in Rothenburg und Bautzen aus der Taufe gehoben wurde, hatten die Männer ein konkretes Ziel vor Augen: Die Rettung des Rohbaurumpfes der legendären „152“ aus dem Flugzeugwerk in Dresden. Seit den 1960er Jahren lagerte dieses Bauteil des ersten deutschen strahlgetriebenen Passagierflugzeuges auf dem Flugplatz und sah dementsprechend aus. Inzwischen ist der letzte noch existierende Rumpf an den Ort seiner Herstellung wieder zurückgekehrt. Das war auch ein bewegender Moment für Herrn Güttel. Der über 90-Jährige war einer der Testpiloten dieses Flugzeuges und wird am Sonnabend, so es seine Gesundheit zulässt, das zweite Mal beim Verein zu Gast sein. Inzwischen ist der Verein gewachsen, sind es 28 Mitglieder, die dem Verein angehören.

Möglich wurden diese Arbeiten, und hier spricht Vereinsmitglied Reinhard Röhle aus eigener Erfahrung, durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die dem Verein sehr geholfen haben. Reinhard Röhle selbst kam als ABMer zum Verein und blieb dabei, auch wenn heute alles in ehrenamtlicher Arbeit erfolgt. Die ABM-Kräfte und späteren Ein-Euro-Jobber halfen mit, dass aus der losen Techniksammlung ein Museum mit einem Freigelände wurde. Dazu kamen zwei Gebäude für Ausstellungen. Darin sind Triebwerke und die Ausrüstung der Piloten zu besichtigen. Draußen stehen heute die MiG-21 mit dem F 104 „Starfighter“ friedlich zusammen, obwohl sie einst gegeneinander fliegen sollten.

Der Verein, so Hans-Jürgen Grenz, will nicht nur Technik zeigen, sondern auch Wissen darüber vermitteln. Vor allem an die junge Generation. Projekttage von Schulklassen gehören genauso dazu wie Führungen durch die Ausstellungen.

Dass ein Buch über den Flugplatz Rothenburg erschienen ist, verdankt der Verein einem Förderprojekt der Bundeswehr. Arne Danneberg ist der Autor – und als er das Buch im Mai vorstellte, interessierte das knapp 250 Zuhörer in Rothenburg. Dieses Buch zur Geschichte des Flugplatzes ist auch am Sonnabend erhältlich, wenn der Verein sein Museumsfest feiert. Ab 10 Uhr wird auf dem Gelände einiges geboten. Dabei wird gezeigt, dass die Werksfeuerwehr Schwarze Pumpe effektiv mit einem Triebwerk löschen kann. Außerdem erfolgen Funktionsproben an einer MiG-21 und ein Triebwerkslauf. Dazu hat sich der Verein auch Gäste eingeladen, die mit der Luftfahrt ebenso verbunden sind wie er.

www.luftfahrtmuseum-rothenburg.de