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Mietminderung bei Fahrstuhl-Ausfall?

Nicht nur Vonovia hat derzeit ein Aufzugproblem. Das sind die Rechte der Mieter.

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© Getty Images

Von Nora Domschke

Gleich drei defekte Aufzüge beschäftigen in diesen Tagen die Bewohner in Dresdner Hochhäusern. Mehr als eine Woche mussten die Mieter in einem Prohliser Zehngeschosser laufen. In zwei weiteren Gebäuden in Gruna und Prohlis fällt zurzeit einer von zwei Fahrstühlen aus. Das bringt lange Wartezeiten auf einen freien Platz im Lift mit sich. Alle drei Wohnhäuser gehören dem Großvermieter Vonovia. Er betreibt in 334 Dresdner Gebäuden insgesamt 379 Fahrstühle. Hat das Unternehmen ein Aufzugproblem?

Offensichtlich kämpfen auch andere Eigentümer derzeit häufiger mit der Technik. Die hat in Dresdner Häusern zum Teil schon etliche Dienstjahre auf dem Buckel. Alrik Mutze ist Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (WGJ). Er bestätigt, dass es auch bei den 100 Aufzügen in den WGJ-Häusern immer wieder zu Defekten komme. Die meisten Fahrstühle in Dresden wurden vor etwa 20 Jahren eingebaut, einige Anlagen sind sogar noch älter. „Da häufen sich nun die Reparaturen“, sagt Mutze. Zunehmend fallen wichtige Bauteile aus, die Anfälligkeit der alten Technik steigt. Besonders problematisch sei es, passende Ersatzteile zu bekommen. „Die Aufzugsfirmen haben diese nicht auf Lager“, so Mutze weiter. Das bestätigt auch Vonovia-Sprecherin Bettina Benner. Vor allem speziell angefertigte Bauteile müssten zunächst bestellt, zum Teil sogar nachgebaut werden. „Diese sind außerdem sehr teuer“, erklärt WGJ-Vorstand Mutze.

Die Wohnungsgenossenschaft Glückauf Süd (WGS) hat in diesem Jahr mehrere Aufzüge in Prohliser Häusern komplett erneuern lassen. „Damit wollen wir verhindern, dass die Aufzüge wegen aufwendiger Reparaturen lange Zeit ausfallen“, erklärt WGS-Vorstand Christoph Menzel. „Wir fahren die Anlagen nicht auf Verschleiß.“

Viermal jährlich lassen die Wohnungsgenossenschaften ihre Aufzüge warten. Ein Aufwand, der sich bislang auszahlt. „Sollte doch einmal eine Reparatur anfallen, steht der Aufzug meist nur wenige Tage still“, berichtet Mutze. Durch die regelmäßigen Kontrollen könne die WGJ eher auf drohende Schäden reagieren. Allein an der Wartung kann das Problem bei Vonovia offenbar nicht liegen. Denn auch bei dem Großvermieter seien es „in der Regel vier Wartungen pro Jahr.“ Wann die Regel nun gilt und wann nicht, lässt Sprecherin Bettina Benner offen. Sie verweist indes auf einen anderen Aspekt: Etwa 80 Prozent der Ausfälle seien kein Problem veralteter Technik. Oft würden die Aufzüge absichtlich beschädigt oder falsch bedient.

Dass Vandalismus eine Rolle bei Fahrstuhlausfällen spielt, bestätigt auch Gerd Reimann. Mit seinem Unternehmen betreut und wartet er in Dresden mehrere Aufzuganlagen. „Oft werden einfach Gegenstände in den Aufzugschacht geworfen. Ich habe es schon erlebt, dass sich ein Pullover in der Umlenkrolle des Trageseils verfangen hat.“ Für den Fahrstuhlnutzer sei das nicht gefährlich, denn die Kabine ist mehrfach gesichert. Aber in jedem Fall ist es ärgerlich, wenn der Aufzug dann erst einmal repariert werden muss und nicht fahren kann.

Steht der Lift tage- oder monatelang still, haben betroffene Bewohner prinzipiell die Möglichkeit, ihre Mietzahlung zu kürzen. Mathias Wagner vom Mieterverein Dresden weist aber daraufhin, dass die Höhe der Kürzung von der Dauer des Ausfalls und der Etagenhöhe abhängt. „Das muss in jedem Fall individuell geprüft werden“, sagt der Experte. Vor allem gehe es darum, einzuschätzen, wie groß die Beeinträchtigung für den Einzelnen ist.

Einen Anhaltspunkt liefert ein Fall aus Berlin: 2007 urteilte das Amtsgericht Berlin Mitte, dass ein Bewohner in der sechsten Etage für die Zeit ohne Lift seine Miete um 15 Prozent, ein Bewohner in Etage zehn sogar um 20 Prozent verringern durfte. Wer sich zum Thema Mietminderung beraten lassen will, kann das entweder bei einem Anwalt oder bei der Verbraucherzentrale tun, rät Wagner. Für Mitglieder ist das auch im Mieterverein möglich.