Merken

Mietersuche fürs Prager Carée

Der Wiener Platz in Dresden fällt vor allem mit dem Drogenhandel auf. Zwei Großmieter im Neubau sollen den Platz ab Sommer aber in ganz neuer Art und Weise beleben.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Sandro Rahrisch

Am Prager Carrée sind die Gerüste gefallen. Während die Handwerker fast die Hälfte aller 241 Wohnungen im einstigen „Wiener Loch“ fertig ausgebaut haben, geht es für den Hamburger Investor „Revitalis“ nun darum, sie an den Mann zu bringen. Das dürfte nicht zu den leichtesten Aufgaben gehören, ist der Wiener Platz vielen Dresdnern doch inzwischen als Drogenumschlagsplatz bekannt.

Die letzte von rund 30 Razzien seit Anfang 2015 liegt erst eine reichliche Woche zurück. Drei Dealer sind der Polizei ins Netz gegangen. Und die Kontrollen werden fortgesetzt. „Die Berichterstattung über die Situation am Bahnhofsvorplatz hat bei einigen Dresdnern zu Verunsicherung geführt“, sagt Revitalis-Sprecherin Svea Hoffmann der Sächsischen Zeitung. Bislang konnten aber für rund 40 Wohnungen schon die Mietverträge unterschrieben werden. Ab dem 1. August sollen die Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen, teils mit Dachterrasse, bezugsfertig sein. Die Polizei überwacht den Wiener Platz seit letztem Jahr verstärkt, die Bürgerpolizei ist an vier Tagen die Woche vor Ort. Für die City-Streife, die im Dezember testweise durch die Prager Straße patrouillierte, gibt noch keine Zukunftslösung. Rund 17 000 Euro kosten die privaten Sicherheitskräfte monatlich. 19 Häuser, darunter Altmarkt-Galerie, Centrum-Galerie und Prager Spitze sowie kleinere Einzelhändler hatten sich an dem Projekt beteiligt. Das City-Management und neun Sicherheitsfirmen finanzierten den Testlauf mit. Das Fazit: Das Sicherheitsempfinden der Dresdner sei gestärkt worden. Im Stadtrat ist man sich uneinig, ob man die Citystreife mit Stadtgeldern unterstützen soll.

Revitalis setzt auf Einkaufstrubel gegen scheue Drogendealer. Durch die Eröffnung des Prager Carrées mit dem Rewe-Supermarkt und der L’Osteria, die hier ihr zweites Restaurant in Dresden eröffnen wird, und weiteren Geschäften werde die Prager Straße ab Sommer stark belebt, schätzt Svea Hoffmann. „Dies wird sicherlich auch die Lage am Dresdner Hauptbahnhof positiv beeinflussen.“ Außerdem biete der geschützte Innenhof den Mietern einen begrünten Rückzugsort.

Baustart für Postplatz-Quartier

Während das Prager Carrée fast fertig ist, steht Revitalis an der Schweriner Straße noch am Anfang. Dort plant der Investor gleich zwei große Neubauten. Auf der Fläche vor dem Altstädter Ortsamt soll das „Quartier am Postplatz“ mit 140 Wohnungen entstehen. In das Erdgeschoss ziehen Geschäfte. In der zweigeschossigen Tiefgarage sollen rund 160 Autos Platz finden. „Wir erwarten die Baugenehmigung noch im April“, sagt Svea Hoffmann. Danach wird eine rund acht Meter tiefe Baugrube ausgehoben. Ab August soll dann die Sohleplatte errichtet werden.

Am Wettiner Platz sind derzeit die Vermesser unterwegs, außerdem wird der Baugrund untersucht. Auf der 8 000 Quadratmeter großen Brachfläche entlang der Schweriner Straße will das Unternehmen ein Wohnquartier mit 167 Wohnungen sowie ein Hotel mit 160 Zimmern errichten. Dazu wird auch eine Tiefgarage gehören. Die 153 Stellplätze sind den Mietern vorbehalten. Das Quartier soll aus sechs Wohnhäusern bestehen, die sich in der Höhe an die Nachbargebäuden orientieren.

Der Fassadenwettbewerb ist bereits beendet worden. Die Siegerentwürfe würden eine kleinteilige Gestaltung in Anlehnung an das historisch gewachsene Stadtbild vorsehen, so Hoffmann. Das heißt, der Neubau entlang der Schweriner Straße wird nicht von Anfang bis Ende die gleiche Fassadengestaltung erhalten. Bald wollen sich Architekten und Stadtplanungsamt noch einmal zusammensetzen und abstimmen, welche Materialien schließlich zum Einsatz kommen. Im April will Revitalis den Bauantrag einreichen. Je nachdem, wie schnell die Stadt dann ist, könnten die Arbeiten in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kraftwerk Mitte im Oktober beginnen. Fertig wäre das Quartier nicht vor 2018.