Merken

Görlitzer Mieter suchen größere Wohnungen

Eine aktuelle Studie sagt, dass sich die Menschen im Landkreis mehr Wohnraum leisten können. Doch es gibt Grenzen.

Teilen
Folgen
© Archivfoto: Pawel Sosnowski

Von Ingo Kramer

Zumindest in einen Punkt sind sich die Görlitzer Vermieter Kommwohnen, WGG und GWG einig: Große Wohnungen sind derzeit in Görlitz gefragt. Und weil das so ist, machen alle drei das Gleiche: Sie legen jeweils mehrere kleinere Wohnungen zu größeren zusammen. Kommwohnen tut das derzeit an der Jonas-Cohn-Straße in Weinhübel, die WGG an der Lausitzer Straße in Königshufen und die GWG unter anderem an der Sattigstraße in der Südstadt.

Zusätzliche Bestätigung erhalten alle drei jetzt auch durch eine aktuelle Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Die hat herausgefunden, dass im Vergleich der Jahre 2010 und 2016 die Mieten in Deutschland um 10,2 Prozent gestiegen sind, das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte aber um 11,5 Prozent. Daraus schlussfolgert das IW Köln, dass die Menschen sich größere Wohnungen leisten können – und das auch im Landkreis Görlitz. Gibt ein durchschnittlicher Haushalt hier ein Viertel seines Einkommens für die Miete aus, kann er in diesem Jahr eine 96 Quadratmeter große Wohnung mieten. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 waren es 89 Quadratmeter. „25 Prozent des verfügbaren Einkommens sehen wir als vernünftiges Maß für eine Mietbelastung an“, sagt IW-Volkswirt Ralph Henger. Konkrete Zahlen für die Stadt Görlitz hat er nicht: Es wurden nur Daten für Landkreise und kreisfreie Städte erhoben.

Der Landkreis Görlitz hat sich bei den Zahlen dem Nachbarkreis Bautzen weiter angenähert: Dort stieg die Wohnungsgröße von 91 auf 97 Quadratmeter. Ganz anders sieht es in der Landeshauptstadt Dresden aus, wo die mögliche Wohnfläche „nur“ von 79 auf 81 Quadratmeter gestiegen ist. Die Gründe sind vielschichtig. So sind die Mietpreise in Dresden einerseits höher, andererseits leben in Dresden viele Studenten mit einem niedrigen Einkommen. Deutschlandweit bilden vier Universitätsstädte die Schlusslichter der Untersuchung: In Trier kann ein Durchschnittshaushalt mit 25 Prozent seines Einkommens nur 59 Quadratmeter mieten, in Freiburg, Heidelberg und Würzburg ist es auch nicht viel mehr. Am anderen Ende der Skala steht der Landkreis Dingolfing-Landau in Bayern mit 126 Quadratmetern.

Doch auch in Görlitz ist das Echo auf die Studie geteilt. Während die drei Großvermieter im Moment gute Erfahrungen mit der Vermietung von großen Wohnungen machen, gibt es bei privaten Vermietern auch Grenzen nach oben. So hat der Architekt Helmut Fertig vor ein paar Jahren in der Louis-Braille-Straße 2 eine 267-Quadratmeter-Wohnung saniert – und an eine vierköpfige Familie vermietet. „Leider sind die Mieter nach zwei, drei Jahren wieder ausgezogen, weil sie zurück in ihre Heimat Konstanz am Bodensee gegangen sind“, sagt Fertig. Danach stand die XXL-Wohnung eine ganze Weile leer. Es gab zwar einige Besichtigungstermine, aber den Leuten war die Wohnung entweder zu groß, zu teuer – oder sogar beides. „Letztlich habe ich die Wohnung voriges Jahr geteilt“, sagt Fertig. Die entstandene 80-Quadratmeter-Wohnung im Seitenflügel sei recht schnell vermietet gewesen, die 187-Quadratmeter-Wohnung an der Straßenseite ist es mittlerweile auch. Auch die zweite Etage hat Fertig auf diese Art geteilt. Alle vier Wohnungen sind vermietet. Als Nächstes will der Architekt sich um das 250 Quadratmeter umfassende Hochparterre kümmern. Hier ist alles möglich: Eine große Wohnung über die ganze Etage, zwei oder sogar drei Wohnungen. „Falls sich Mieter finden, bin ich momentan noch flexibel“, sagt er. Allerdings habe er feststellen müssen, dass das Geld der Görlitzer eben oft nicht für XXL-Wohnungen reicht.

Bei GWG-Vorstand Jens-Peter Wobus hat sich derweil wieder eine junge Familie gemeldet, die eine größere Wohnung sucht – aber eben nicht 267 Quadratmeter, sondern eher um die 100. „Wenn wir uns mit denen einig werden, dann schauen wir in unserem Bestand, ob wir wieder irgendwo zwei Wohnungen zusammenlegen können“, sagt Wobus. Auf ein Wort