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Metallbauer sucht neue Mitarbeiter für Görlitz

Die Skan AG baut im Ortsteil Hagenwerder schneller als gedacht. Und will über 20 neue Stellen schaffen.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Sebastian Beutler

Görlitz. Groß? Naja. Da muss Rolf Henzmann schon etwas lachen. Groß sei der Isolator nicht wirklich, von dessen Typ in der Halle im Gewerbegebiet Hagenwerder gleich zwei, drei noch unfertig stehen. Die großen von Henzmanns Firma sind 25 Meter breit und zwei Stockwerke hoch. Die baut das Schweizer Unternehmen bislang aber nur an seinem Stammsitz in Allschwil, einem Nachbarort von Basel. Vielleicht aber werden bald auch in Hagenwerder die Riesen hergestellt. Platz genug wäre dafür da. Eine neue Halle nimmt die Skan AG im Februar in Betrieb. Noch ist sie leer, ragen Kabel aus dem Fußboden, müssen Büro-Container noch eingebaut werden. Doch auf dem Grundstück im Süden von Görlitz würden auch noch zwei weitere Produktionshallen Platz finden, ein Verwaltungsgebäude sowieso. Skan hatte sich vorsichtshalber eine Fläche in Hagenwerder gesichert, die Erweiterungen in der Zukunft möglich macht.

Dass die schneller nötig sein könnten als gedacht, war nicht unbedingt absehbar, als Skan im Januar 2014 mit der Produktion in Görlitz startete. Zwar hatte die Schweizer Firma schon die Baugenehmigung für die neue, jetzt fertiggestellte Montagehalle von Anfang an gestellt und erhalten. Dass sie aber so schnell benötigt wird, war ursprünglich nicht geplant. Doch zwei Entwicklungen haben Skan-Geschäftsführer Rolf Henzmann und seine Mitarbeiter dazu gebracht: Zum einen die gute Konjunktur, zum anderen der starke Franken. Görlitz ist insofern ein Gewinner der Turbulenzen um die schweizerische Währung.

Zu Beginn vergangenen Jahres hatte die Schweizer Nationalbank den festen Wechselkurs von 1,20 Franken zu einem Euro aufgegeben, weil sie zu viele Gelder einsetzen musste, um diesen Kurs halten zu können. Daraufhin wurde der Franken immer wertvoller, bald bekam man für einen Euro nur noch einen Franken. Das ärgert die deutschen Schweiz-Urlauber, weil die Skiferien in den Alpen damit noch teurer wurden. Und die Produkte, die Schweizer Firmen exportieren, wurden eben auch auf einen Schlag um knapp 20 Prozent teurer. Allein für das vergangene Jahr rechnet ein Drittel der Firmen aus der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie mit roten Zahlen und 26 Prozent von ihnen erwarten sogar, dass die Auftragslage in diesem Jahr noch schlechter wird.

Doch genau das ist Skan nicht passiert. Dazu trug die Gründung des Görlitzer Werks bei, denn mit ihm federte das Unternehmen den Währungsschock ab. „Wir mussten einfach so handeln, denn alle unsere Wettbewerber sitzen in Deutschland“, sagt Rolf Henzmann. Zehn Millionen investierten die Schweizer in Görlitz, auf das sie durch den Werbebrief der Wirtschaftsförderung unter Ex-Chef Lutz Thielemann aufmerksam wurden. „Wir haben Standorte in Belgien, in Tschechien, in der Slowakei und in Spanien mit den Bedingungen in Görlitz verglichen“, sagt Henzmann. Danach lag die Neißestadt nur auf Platz zwei. Doch die Sicherheit des Rechtsstaates, die ähnlichen Arbeitsauffassungen und kulturellen Prägungen wie in der Schweiz gaben schließlich den Ausschlag für Görlitz.

Die Konjunktur half zudem. Denn anders als manch anderer Maschinenbauer kann Skan nicht über die Auftragslage klagen. Das liegt an seinen Kunden. Die Isolatoren werden überall dort gebraucht, wo kein Staub, keine Verunreinigung im Spiel sein darf. Eben in Laboren, in der Pharma-Industrie. Und die boomt, nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit. Davon profitiert nun Skan mit seinen Standorten in der Schweiz und Deutschland, Belgien und Japan sowie den Vereinigten Staaten.

Mittlerweile hat Skan in Hagenwerder sogar eine kleine Entwicklungsgruppe mit Ingenieuren aufgebaut. Dafür wurden die Mitarbeiter in der Skan-eigenen Akademie in der Schweiz weitergebildet. Doch es wird immer schwieriger für den Metallbauer, geeignetes Personal in Görlitz zu finden. „Bislang ist uns das noch immer gelungen“, sagt Henzmann. Der Aufwand allerdings wird größer. Über Weihnachten und den Jahreswechsel mietete Skan große Werbetafeln wie bei McDonalds und warb um neue Serviceingenieure und Einkäufer. Gezielt griff Personalleiterin Nancy Wauer zu diesem Mittel, wollte sie doch die Exil-Görlitzer ansprechen, also jene, die in den vergangenen Jahren der Stadt den Rücken gekehrt haben, aber zu den Feiertagen in die alte Heimat zurückkehren. Schon in der Vergangenheit hatte Wauer mit Rückkehrern gute Erfahrungen gemacht. Zuletzt bewarben sich drei, sie wurden eingestellt.

60 Angestellte zählt die Firma in Hagenwerder, weltweit sind es rund 380. In den nächsten Monaten, kündigt Henzmann an, könnten allein in dem Görlitzer Betrieb weitere 20 Mitarbeiter eingestellt werden: Technische Einkäufer, Schweißer, Elektriker, Mechatroniker, Inbetriebsetzungsingenieure. Dann könnten auch die Pläne für das neue Verwaltungsgebäude in Hagenwerder gereift sein.