Merken

Menschenkette über den Theaterplatz

Am 13. Februar wird bewusst der Ort belegt, an dem Pegida gerne ist. Neonazis haben noch keinen Marsch angemeldet.

Teilen
Folgen
© Ronald Bonß

Von Andreas Weller

Dresden. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), Anmelder und TU-Rektor Professor Hans Müller-Steinhagen und die AG 13. Februar rufen für den 13. Februar wieder zur Menschenkette auf. Auf dem Heidefriedhof findet erneut keine offizielle Veranstaltung statt. Aber es gibt viele weitere Ereignisse zum Gedenken an die Bombardierung und teilweise Zerstörung der Stadt 1945. Der Linke-Landtagsabgeordnete Lutz Richter hat den Mahngang Täterspuren angemeldet, der zu Orten führt, an denen Nazis in Dresden ihr Unwesen trieben. Insgesamt sind bisher sechs Kundgebungen in der Öffentlichkeit angemeldet. „Eine Anmeldung aus dem rechten Spektrum liegt bisher nicht vor“, so Rathaussprecher Kai Schulz. Dennoch wappnet sich das Bündnis Dresden Nazifrei für einen Aufmarsch von Neonazis, den das Bündnis verhindern will.

„Ob es ein Vor- oder Nachteil ist, dass das Datum in diesem Jahr auf einen Sonnabend fällt, kann ich nicht beurteilen“, so OB Hilbert. Schließlich seien Winterferien, deshalb sei es schwierig einzuschätzen, wie viele Menschen an der Kette teilnehmen. AG und Stadt hoffen auf etwa 11 000 Personen, so viele sind angemeldet.

In diesem Jahr wird die Kette leicht verändert verlaufen. So geht es auch über den Theaterplatz, wo sich montags meist die asylfeindliche Pegida-Bewegung trifft, führt auch an der Frauenkirche vorbei und durch den Zwinger. Die Kette bleibt aber ein symbolischer Schutz für die Innenstadt. „Wir wollen die Innenstadt bewusst schützen und nehmen aktuelle Begebenheiten auf. Da ist es wichtig, den Theaterplatz einzubeziehen“, so Hilbert. Noch deutlicher wird Joachim Klose, der Moderator der AG: „Es ist ein bewusstes Zeichen: Der Theaterplatz steht für das demokratische Gemeinwesen. Das werden wir nicht in die rechte Ecke drängen lassen.“

Neben der geänderten Route wird es auch eine neue Veranstaltung am 13. Februar geben. Der Titel lautet: „Gemeinsam erinnern für Frieden, Demokratie und Menschenrechte“. Im Haus an der Kreuzkirche erzählen ab 13 Uhr Zeitzeugen von 1945 und aktuell Geflüchtete von ihren Erfahrungen. Es soll gemeinsam diskutiert und in kleinen Gruppen gearbeitet werden. „Es geht um eine kritische Auseinandersetzung, Erfahrungen mit Gewalt und viel mehr“, so Matthias Neutzner von der AG. Dies sei das erste Mal seit 1990, dass ein breites Bündnis eine solche Veranstaltung an diesem Tag durchführt. Bisher gab es zwar viele Veranstaltungen, aber jeweils aus einer politischen Ecke. Hier rufen alle demokratischen Parteien, die Stadt, Verbände und Institutionen dazu auf.

Verändert wird auch der Mahngang Täterspuren. In diesem Jahr soll es eine längere Kundgebung in der Innenstadt geben. Nach SZ-Informationen ist entweder der Theater- oder der Postplatz dafür vorgesehen. Dort soll es eine Videoinstallation geben, die auf Orte aufmerksam macht, an denen Nazis im Dritten Reich aktiv waren, die eher am Rand der Stadt liegen und schlecht abgegangen werden können.

Dass Neonazis, die dieses Datum gerne für ihre Zwecke missbrauchen, noch keinen Marsch durch die Stadt angemeldet haben, verwundert Silvio Lang vom Bündnis Dresden Nazifrei nicht. „Das war in den vergangenen Jahren auch so. Wir rechnen aber damit, dass die Nazis etwas versuchen werden – wahrscheinlich vor oder nach dem 13. Februar.“ Dafür spricht auch, dass die Veranstalter der bisherigen Aufmärsche von Neonazis im Internet bereits ankündigen, dass sie etwas veranstalten wollen. Allerdings gibt es noch keine konkreten Daten dazu. 400 bis 500 Teilnehmer seien aber laut Lang auch kurzfristig rund um Dresden zu organisieren. „Wir bereiten uns darauf vor“, so Lang. Ziel sei es, einen Marsch der Neonazis zu verhindern.

Dass in diesem Jahr keine offizielle Veranstaltung auf dem Heidefriedhof stattfindet, begründet Hilbert so: „Ich bin von diesem ritualisierten Ablauf nicht überzeugt.“ Aber jeder könne selbst zum Friedhof, um zu gedenken. Ob es künftig wieder Veranstaltungen dort geben wird, ließ Hilbert offen. Lang kritisiert aber auch die Menschenkette. „Die Organisatoren sollten eine Form finden, in die sich Nazis nicht einfach einreihen können. Wir brauchen ein deutlicheres Zeichen gegen Pegida und Co.“ Hilbert betonte, dass generell der Dialog auch mit Pegida-Mitläufern wichtig sei. Auf die Frage, ob Hilbert Pegida-Chef Lutz Bachmann in der Kette an die Hand nehmen würde, antwortete der: „Da werde ich einen Weg finden, jemand anderen an der Hand zu haben.“