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AfD-Plakate im Tierpark

Die Aktion von Heiko Drechsler hat in der Stadt für eine heftige Diskussion gesorgt.

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© privat

Von Peter Anderson

Meißen. FDP-Stadtrat Martin Bahrmann ist eigentlich ein gemütlicher Typ. So schnell kann ihn nichts aus der Ruhe bringen. An diesem Montagvormittag reißt ihm allerdings der Geduldsfaden. Es gebe in der Politik keine Gerechtigkeit, schreibt der Liberale auf Facebook. Seit acht Jahren mache er sich für den Tierpark in Meißen stark. Nun müsse er erleben, wie Betreiber Heiko Drechsler das Erreichte ohne Anlass aufs Spiel setze. Er habe nicht so lange für die Anlage in Siebeneichen gekämpft, damit diese nun wegen „politischer Kindereien“ in Existenzgefahr gerate.

Am Montag waren diese schon wieder verschwunden.
Am Montag waren diese schon wieder verschwunden. © Claudia Hübschmann

Mit seiner Wortwahl spielt Bahrmann auf einen Vorfall vom Wochenende an. Passanten waren am Sonntag AfD-Wahlplakate am Einlasshäuschen des Meißner Tierparks aufgefallen. Das zog Kritik nach sich. So schrieb etwa Sören Skalicks vom Verein Buntes Meißen: „Was hier wohl los wäre, wenn beim Bunten Meißen Plakate von der Partei Die Linke, Grünen, SPD, FDP oder CDU hängen würden?“ Die Koordinatorin des Kreisjugendringes Meißen Petra Seipolt kündigte an, den Tierpark künftig nicht mehr besuchen zu wollen. Als Zeichen mangelnden Fingerspitzengefühls, bezeichnete das Meißner CDU-Mitglied Carsten Wüstner die Aktion. Es werde jetzt schwer zu vermitteln, weshalb die Stadträte erneut Fördergelder bewilligen sollten. Genau dieser Beschluss steht in Kürze an.

In den Jahren 2016 als auch 2017 hatte der Förderverein des Tierparks von jährlichen Zuschüssen in Höhe von 60 000 Euro profitiert. Meißen glich mit diesem Geld die durch teures Futter, schlechtes Wetter und andere Faktoren gestiegenen Kosten aus. Eingesetzt wurden die Mittel, um drei Stellen für Tierpfleger zu finanzieren. Sein eigenes Gehalt und weitere Ausgaben etwa für neue Tiere musste Drechsler selbst erwirtschaften.

Was genau den Tierparkchef zu seinem politischen Statement veranlasst hat, ist unterdessen unklar. Für die Meißner SZ-Redaktion war er gestern nicht zu erreichen. Bahrmann zufolge sollte über weitere Unterstützung erst im nächsten Stadtrat entschieden werden. Der Kulturausschuss habe vorberaten und seines Wissens nach positiv entschieden. Woher der Frust des Tierpflegers stammt, bleibt angesichts dieser positiven Vorzeichen schleierhaft.

Der AfD-Landtagsabgeordnete Carsten Hütter berichtet gegenüber der SZ von einem Gespräch mit Heiko Drechsler, das in der vergangenen Woche stattgefunden habe. Dieser berichtete von den ihn plagenden Sorgen um den Bestand seines Lebenswerkes und bat um Hilfe. Die Wahlplakate habe der Tierparkchef selbst geordert und angebracht. Von der Alternative für Deutschland sei er dazu nicht zu gedrängt worden, so der Meißner Bundestagskandidat. Im Gegenteil, Hütter gibt an, Drechsler darum gebeten zu haben, die Plakate abzunehmen. Am Montagmittag waren sie tatsächlich bereits wieder verschwunden.

Zur Besonnenheit ruft in dieser aufgeheizten Situation der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion Falk Werner Orgus auf. Der Tierparkbetreiber sei zwar ein privater Unternehmer, nehme allerdings gleichzeitig Fördermittel der Stadt in Anspruch und wirtschafte auf städtischem Grund. Das sollte ihn zur Neutralität verpflichten, so Orgus. Offenbar habe Drechsler das inzwischen auch verstanden. Auf die Zuschüsse für die in seinen Augen öffentliche Institution sollte dies keinen Einfluss haben, sagt der Christdemokrat. Die Anlage erfülle in der Stadt eine wichtige Aufgabe. Familien könnten sich dort erholen. Kinder würden gebildet. Dies sollte seiner Ansicht nach weiterhin finanziell unterstützt werden.