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Meißner Hightech für Luxusuhren

Bei Microceram Meißen entstehen die Gehäuse für teure Zeitmesser. Nicht nur wegen dieses Geschäfts wächst der Betrieb kontinuierlich weiter.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Sperrige Namen stehen in der Produktionshalle von Microceram Meißen für Innovation: Die neuesten Errungenschaften von Chef Mathias Wilde bilden ein „Ultrasonic-Bearbeitungszentrum“ und ein „CNC-Bearbeitungszentrum“, speziell für die Bearbeitung von Kermikgehäusen. Beide zusammen kosteten den Betrieb aus dem Zaschendorfer Gewerbegebiet etwa 900 000 Euro. Letztere verfügt über einen Werkstoffwechsler – damit auch in der Nachtschicht produziert werden kann. Sie erzeugt geschliffene Keramikteile, die dann am nächsten Morgen fertiggestellt sind.

„Wir produzieren Gehäuse für Schweizer Uhren. Der Export der Einzelteile macht 30 Prozent unseres Jahresumsatzes aus“, sagt Mathias Wilde. Insgesamt lag dieser zuletzt bei etwa vier Millionen Euro.

Mit einer neuartigen Variante des Keramik-Spritzgusses in zwei Phasen werden die Werkstücke für die Luxusuhren gefertigt. Weil Keramik wesentlich stabiler als Kunststoff, kaum zu zerkratzen oder zu verbiegen ist, seien die Teile so gefragt, erklärt der 56-Jährige. Verarbeitet werden sie unter anderem in den Uhren der Firmen IWC oder Omega.

Die Liebhaber-Zeitmesser aus diesen Häusern kosten in der Regel mehrere Tausend Euro. „Sieben- bis zehntausend Euro sind keine Seltenheit“, so Wilde, dessen 40 Mitarbeiter aber auch Materialien für Uhrwerke produzieren, außerdem auf den Tausendstelmillimeter genau bemessene Werkstücke für Flugzeuge, die Zahnmedizin, Blutpumpen, Düsentechnik, Luftfahrt und vieles mehr. „Grundsätzlich produzieren wir aus synthetischen Rohstoffen wie Aluminiumoxid oder Zirkonoxid kleine Keramikteile, die wir dann je nach Kundenwunsch und Funktionsnotwendigkeit bearbeiten“, sagt Wilde. Dass sein Betrieb im Zaschendorfer Gewerbegebiet in Meißen nicht allzu bekannt ist, muss den Geschäftsführer nicht stören. Die Mehrzahl seiner Geschäfte macht er ohnehin nicht in der Region, sondern in ganz Europa, den USA, dem arabischen Raum und Lateinamerika. „Auf dem europäischen Kontinent sind derzeit vor allem Dentalscheiben für Zahnärzte oder Fertigungsteile für Fräslabore gefragt“, sagt Wilde, der in Meißen geboren ist und heute in Weinböhla wohnt.

Zumindest in einer Sache sei Microceram aber in seiner Heimatstadt mit von der Partie. So produziere man hier kleine Keramikscheiben für die Füllfederhalter-Serie der Porzellanmanufaktur. Die Zusammenarbeit laufe seit Jahren gut, so der Diplomingenieur für Silikattechnik. 2009 hatte er Microceram übernommen, nachdem sein damaliger Geschäftspartner sich in der Nachbarschaft auf andere Produkte konzentrieren wollte. Darum gibt es heute im Gewerbegebiet nebeneinander die beiden Firmen Microceram und die TKC Meißen GmbH. 2010 hatte Mathias Wilde seine eigene Produktionshalle gebaut, 3,5 Millionen Euro in den Ausbau und in neue Maschinen gesteckt. Bis heute hat sich Belegschaft von damals mehr als verdoppelt. Darum sei Microceram auch regelmäßig an neuen Auszubildenden interessiert. Facharbeiter, sagt Wilde, die in seinem Betrieb lernen, werde meistens parallel ein Maschinenbaustudium ermöglicht. In der Vergangenheit seien nahezu alle Lehrlinge auch übernommen worden, teilt der Geschäftsmann mit. Außerdem suche er auch ausgelernte Zerspanungsmechaniker, CNC-Fräser oder Verfahrensmechaniker für Kunststoff-Spritzgussverfahren.

Das Geschäft mit Keramikteilen brummt: „2011 haben wir unsere Produktionshalle um 580 Quadratmeter auf 1 200 erweitert“, sagt Wilde. Ein weitere Ausbau sei schon bald notwendig. „Das kann aber noch etwas warten. Vielleicht überlasse ich das meinem Sohn“, sagt der Chef lachend. Der arbeite bereits im Qualitätsmanagement bei Microceram. Um die Zukunft seiner Firma muss sich Wilde also keine Sorgen machen. Die soll in den nächsten Jahren langsam weiter wachsen. Geplant sei der Aufbau einer Fertigungsstätte für die Uhrenteile aus Keramik in der Schweiz und eine noch engere Kooperation mit den Auftraggebern vor Ort. In Meißen sollen derweil neue Projekte im Bereich Düsentechnik angeschoben werden. Neue, moderne Maschinen mit sperrigen Namen sind bei Microceram auch in Zukunft en vogue.