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Meißens neuer Jugendtreff

Damit junge Leute gemeinschaftlich etwas erleben, hat sich jetzt ein Verein gegründet. Er sucht eine Bleibe.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Meißen, eine Stadt mit fast 30 000 Einwohnern, hat vieles zu bieten: Von der Porzellan-Manufaktur über ausgezeichnete Weingüter und die Albrechtsburg bis hin zu den engen Gassen der Altstadt oder kulturelle Einrichtungen wie das Theater. Nur eines fehlte bisher: Ein fester Treff, wo sich junge Leute in ihrer Freizeit zusammenschließen können, um etwas zu unternehmen oder sogar Projekte zu starten.

„Das ist einer Stadt wie Meißen unwürdig. Deshalb haben wir uns gedacht: Das müssen wir ändern!“, sagt der 24-jährige Patrick Leuschner. Er ist einer von gut 20 Meißnern zwischen 15 und 27 Jahren, die sich vor einigen Tagen zu dem Jugendverein „Milleinials“ zusammengeschlossen haben. Was schon vor einigen Monaten als lockerer Jugendstammtisch begann, ist inzwischen auf einen Verein angewachsen, der in der Stadt etwas bewegen will.

„Über die Facebook-Gruppe Jugendstammtisch Meißen habe ich Kontakt zu den Jugendlichen hergestellt, um sie zu regelmäßigen Treffen zu animieren. Schließlich brauchen die jungen Menschen in der Stadt endlich einen Ort der Begegnung“, sagt die Initiatorin der Vereins-Idee Lilly Schneider. In Zukunft will sie die Mitglieder mehrmals im Monat zusammentrommeln und Konzepte entwickeln, wer was beitragen kann, um für die Vereinsarbeit Geld zu sammeln, Veranstaltungen zu planen und ein Zuhause für den Klub zu finden. Erste Voraussetzung dafür sei die Vereinsgründung gewesen:

Nur als Verein könne man wirklich etwas auf die Beine stellen, sagt Mitglied Michael Sengle. „Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass wir einen rechtsverbindlichen Charakter vorweisen müssen, etwa um bei der Stadt Veranstaltungen anzumelden oder eine feste Bleibe anzumieten.“ Zunächst finden die Treffen im Konferenzraum des Innovations-Centrums Meißen an der Ossietzkystraße statt.

Doch der große Raum für bis zu 200 Leute soll nur eine Übergangsstation für die Millenials sein. „Wir brauchen einen festen Standort, überlegen bereits intensiv, wo das sein könnte“, so der 15-jährige Philipp Braunsdorf, der auch Mitglied im Meißner Jugendparlament ist. Seine Kontakte zu einigen Politikern möchte er nutzen, um für den neuen Verein zu werben und vielleicht auch Fördermitglieder zu gewinnen. Diese brauche der gemeinnützige Klub dringend.

Kontakte zu Betrieben nutzen

„Über eine Fördermitgliedschaft zahlen Firmen 20 Euro, Privatpersonen zehn Euro im Monat. Für normale Mitglieder kostet es zwölf Euro im Jahr“, sagt Braunsdorf. Die Bedingungen für den zukünftigen Vereinssitz nennt er gleich mit: Er müsse für alle gut erreichbar, also zentral in der Stadt gelegen sein, am besten an einem Ort, wo etwas Lärm nichts ausmacht.

Denn natürlich soll auch das eine oder andere Mal ordentlich gefeiert werden. „Das gehört sicher dazu, ist aber für uns nicht das Wichtigste“, erzählt der 24-jährige Patrick Leuschner. Vielmehr wollten die Jugendlichen Ausflüge wie Reisen oder Fahrradtouren oder andere Veranstaltungen organisieren, potenzielle Arbeitgeber zu Vorträgen einladen, Weiterbildungen anbieten. „Wir verstehen uns wirklich nicht als Sozial-Auffanglager, sondern wollen sinnvolle Aktivitäten durchführen“, sagt Lilly Schneider, die hauptberuflich für die Stadtwerke Meißen arbeitet und sich in ihrer Freizeit um die Jugendlichen kümmern will. Dass der neue Verein ein Erfolgsmodell wird, ist Schneider überzeugt. „Dafür spricht, dass wir Lehrlinge, Schüler, Selbstständige und Angestellte aus den verschiedensten beruflichen Ebenen haben. Diese sollen durchaus auch die Kontakte zu ihren Betrieben nutzen und ihr Wissen einbringen“, so Schneider.

So hätten die Mitglieder sich zum Beispiel selbst eine Satzung erarbeitet und sind bereit Handwerksarbeiten zu erledigen, etwa um eine baufällige Unterkunft selbst neu zu gestalten. „Da wären wir ganz pflegeleicht und selbstständig“, sagt Schneider. Eine Miete könne man als nichtkommerzieller Verein nicht zahlen.

Vielmehr suchen die Millenials nach Spendern, die die Vereinsarbeit unterstützen. Und nach noch mehr Mitgliedern. Diese müssen mindestens 14 Jahre alt sein. Gern gesehen sind besonders Mädchen, da bisher nur drei bis fünf junge Damen zu den Treffen gekommen sind. Bis der Verein auch offiziell als solcher im Register eingetragen ist, kann es nicht mehr lange dauern. „Wir warten noch auf die Bescheinigung vom Finanzamt und den Registerauszug“, sagt Leuschner. Dann soll es richtig los gehen. Die erste größere Aktion für die Jugendlichen steht bereits fest: Sie nehmen am Meißner Frühjahrsputz am 9. April teil. Danach sollen weitere folgen – damit Meißen endlich einen festen, dauerhaften Jugendtreffpunkt vorweisen kann.