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Meißens jüngster Taxiunternehmer

Anstatt als Lagerist zu versauern, folgte Leonard Krusche lieber seiner Leidenschaft. Taxifahren ist für ihn mehr als ein Beruf.

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© Claudia Hübschmann

Von Stephan Hönigschmid

Meißen. Als Leonard Krusche vor einigen Jahren seine Ausbildung als Lagerist absolviert, dämmert ihm schnell, dass er mit diesem Beruf wohl nicht glücklich werden wird. „Ich war den ganzen Tag im Lager und habe kaum einen Menschen gesehen. Das hat mir auf Dauer nicht gefallen“, sagt der 21-Jährige. Resignation kommt bei ihm trotzdem nicht auf, denn der junge Meißner weiß genau, was er will.

„Mein Stiefvater Jan Wiemer hat einen Taxibetrieb. Deshalb bin ich quasi von klein auf in diese Branche hineingewachsen. Nach meiner Ausbildung war daher für mich klar, dass ich das auch machen möchte“, sagt er. Um richtig in den Beruf einzusteigen, übernimmt er ab Sommer 2017 zunächst einige Fahrten für seinen Stiefvater, bis sich plötzlich eine einmalige Chance bietet. „Ein älterer Kollege ist in Rente gegangen und hat seine Taxikonzession zurückgegeben. Als ich die Möglichkeit hatte, diese zu übernehmen, habe ich gern zugegriffen. So eine Konzession wird schließlich nicht alle Tage vergeben. Das ist wie ein Lottogewinn“, beschreibt der 21-Jährige seine Freude. Im Schnitt werde eine Konzession auf etwa 1000 Einwohner vergeben, so dass in Meißen ungefähr 28 Lizenzen zur Verfügung stünden, so Krusche.

Neben der Konzession kann er auch den Citroën seines Vorgängers übernehmen, so dass der Selbstständigkeit nichts mehr im Wege steht. Als Beginn für den neuen Lebensabschnitt sucht sich der Meißner gezielt den 1. Dezember vorigen Jahres heraus.

„Ich habe das bewusst so gemacht, weil in der Weihnachtszeit und zu Silvester besonders viel zu tun ist“, so Krusche. Seitdem düst er Tag und Nacht mit seinem Auto durch die Gegend und ist mit seinen 21 Jahren der jüngste Taxiunternehmer des Landkreises. Trotz dieses jungen Alters muss er bereits viel Verantwortung und Disziplin beweisen, wenn er alte und kranke Menschen transportiert. Häufig ist er dabei schon auf den Beinen, wenn andere noch schlafen. Nicht selten fängt seine Arbeit früh um fünf an.

„In den Morgenstunden stehen in der Regel Krankenfahrten auf dem Programm. Ich bringe dann beispielsweise Patienten zur Dialyse nach Großenhain und hole sie später wieder ab.“ Damit die Fahrten im gesamten Landkreis reibungslos funktionieren, muss Leonard Krusche auch jede noch so kleine Straße aus dem Effeff kennen. In der Prüfung für den Taxischein musste er dies unter Beweis stellen. „Für die Prüfung habe ich drei Wochen gepaukt. Ich kannte zwar schon viele Straßen, weil ich früher oft mit meinem Stiefvater mitgefahren bin. Vor allem in Meißen und Großenhain war das kein Problem. In Riesa musste ich mir hingegen manche Straße erst noch einprägen“, sagt der 21-Jährige.

Obwohl das durchaus anspruchsvoll ist, findet er das System gut, weil es für die Fahrgäste eine gleichbleibende Qualität sicherstellt. Auch mit Blick auf Fahrdienste wie Uber, die in Meißen noch kein Thema sind, sieht er in den strengen Vorschriften einen Vorteil. „Ich und meine Kollegen zahlen viel Geld für eine Insassenversicherung und müssen dem Landratsamt unser Führungszeugnis und einen Auszug aus der Verkehrsdatei in Flensburg vorlegen. Diese Qualität kauft der Kunde mit, wenn er sich ins Auto setzt. Und die hat ihren Preis.“

Abseits der wirtschaftlichen Komponente und des Servicegedankens ist bei Taxifahrern zuletzt die Frage der Sicherheit ein großes Thema gewesen. Gerade in Metropolen wie Dresden und Leipzig sind schon einige Taxifahrer überfallen worden. Krusche kennt die Fälle, hat in Meißen aber diesbezüglich keine Angst. „In Meißen handelt es sich überwiegend um Stammgäste. Da ist das zum Glück kein Thema.“

Viel Arbeit ist es dennoch. Oft fährt der 21-Jährige bis nachmittags Taxi, schläft ein wenig, um dann abends weiterzufahren. Für Hobbys oder die Freundin bleibt da wenig Zeit. „Das Taxifahren ist mein Hobby“, sagt er und fügt an: „Meine Freundin hat sich damit abgefunden und sich aus Trost jetzt zwei Katzen zugelegt.“