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Meissener für Japan

Porzellan war der Renner bei der jüngsten Efreuna-Auktion. Am Dienstag hilft der Chef bei der privaten Schatzsuche.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Ja ist denn schon Bescherung? Bei Frank Händel sieht es aus wie im Postamt des Weihnachtsmannes. Der Chef des Meißner Auktionshauses Efreuna dreht an einer riesigen Rolle mit Luftpolsterfolie. Ritschratsch ist ein Streifen abgetrennt. Vorsicht war und ist die Mutter der Porzellankiste. Das zerbrechliche Stück Echtes Meissener soll im Ganzen bei seinem Besitzer ankommen. Der Kunstsachverständige scherzt: „Vor und während der letzten Versteigerung sah es mal ein paar Tage ganz aufgeräumt hier aus. Jetzt herrscht wieder das geordnete Chaos.“

Den Anlass für den vorübergehenden Wandel seines Antiquitäten-Geschäfts zum Versandhandel liefert der Abschluss der jüngsten und insgesamt vierten Auktion am letzten Sonnabend. Was dort unter den Hammer kam, landet jetzt in Kartons.

Händel zeigt Meissener Porzellan mit einer Szene aus der 1001-Nacht-Serie des Porzellankünstlers Heinz Werner. Polsterung, Kantenschutz, dreiwandige Pappe. Das zerbrechliche Stück wird umwickelt, als würde es mit einer Sojus-Rakete ins All geschossen. „Das Paket ist die Visitenkarte, die wir beim Kunden abgeben“, sagt Frank Händel. Es zahle sich letzthin aus, in diesem Bereich lieber etwas mehr Aufwand zu betreiben, als zu wenig. Die Kosten würden allerdings nicht auf den Kunden umgelegt. Das gehöre sozusagen zum Werbe-Etat. Zahlreiche positive Rückmeldungen in den vergangenen Monaten hätten gezeigt, dass dieser Kurs der richtige sei.

Ein kurzer Moment des Innehaltens. Von seiner Einpackstation blickt der Unternehmer durch die großen Fenster im Erdgeschoss der früheren Pianoforte-Fabrik hinaus zur Triebisch. Ist es denn zu glauben? Bereits seit einem Jahr ist das Auktionshaus hier ansässig. Am Anfang stand eine einleuchtende Idee. In einem normalen Antiquitäten-Geschäft müssen außergewöhnliche Stücke oft sehr lange auf Käufer warten. Es dauert seine Zeit, bis ein Liebhaber zufällig darauf aufmerksam wird und dieser muss zudem bereits sein, das nötige Geld locker zu machen. In einem Auktionshaus dagegen kommen mehrmals im Jahr Antiquitäten aller Art unter den Hammer. Käufer aus der ganzen Welt können mitbieten. Zögern allerdings funktioniert nicht. Schlägt der Auktionator zu, muss das Gebot stehen. Auf diese Weise lassen sich für die Einlieferer der Stücke oft deutlich höhere Preise erzielen, als dies im traditionellen Fachgeschäft der Fall ist.

Die Theorie hat sich in der Praxis bewährt. Frank Händel verweist auf die Ergebnisse der jüngsten Versteigerung vom vergangenen Wochenende. „Es freut mich als Meißner Unternehmer natürlich besonders, dass Porzellan sehr gut gegangen ist“, sagt er. Kundschaft aus fast allen Ecken der Welt – von Amerika über Belgien bis Polen – biete mittlerweile vor allem über das Internet mit. Speziell die japanischen Interessenten setzten auf seltene Meissen-Ware etwa mit ausgefallenen Szenen, die in diesem Detailreichtum und mit dieser Filigranität heute nur noch als Antiquitäten erhältlich seien. Es zeige sich, dass das Besondere, Außergewöhnliche auch beim Porzellan nach wie vor seine Käufer finde, sagt der Kunstsachverständige. Selbst wenn die Manufaktur immer neue Ware auf den Markt bringe – so wie mit der nächsten Edition limitierter Kunstwerke – ändere sich daran nichts. Die historischen Stücke könnten in ihrer Originalität heute in den seltensten Fällen reproduziert werden.

Nach der Auktion ist eigentlich vor der Auktion. Schon treffen die ersten Angebote für Weihnachten ein. Doch zunächst plant Händel am Dienstag, dem 19. September, erneut einen Bewertungs- und Beratungstag für Antiquitäten und Kunst. Von 9 bis 20 Uhr können Interessenten an diesem Tag kostenfrei prüfen lassen, ob ihre Schätze tatsächlich Schätze sind. Dies geschieht kostenfrei und unverbindlich im Erdgeschoss der früheren Thürmer-Pianofabrik, Martinstraße 12. Nur eine Anmeldung per Telefon oder E-Mail ist vonnöten.

Kontakt: 03521 4889933 oder [email protected]