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Meißen zieht!

Auf der Burgstraße 2 hat die Seeg ein altes Haus saniert. Die Mieter kommen fast alle nicht aus Meißen, sondern von außerhalb.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Die Wohnung ist hell, und das rührt daher, dass sie von zwei Seiten Licht bekommt. Zum einen aus dem Innenhof, zum anderen von der Terrasse. „Ich mag Altbauten sehr. Der Innenhof hat ja fast italienisches Flair und die Terrasse sächsisches“, erklärt Susann Thieme. Die junge Frau ist zwar in Meißen geboren, aber später nach Batzdorf und Dresden gezogen.

Und weil sie von dort jetzt wieder zurück kommt, steht sie für einen Trend, den die Stadtverwaltung noch mehr beschwört, als er bisher real ist: dass Meißen so attraktiv wird, dass Leute zwar in Dresden und Umgebung arbeiten, aber hier wohnen wollen.

Susann Thieme ist ein Beispiel dafür. Sie arbeitet bei einem Personaldienstleister in der Landeshauptstadt, wird aber, wenn alles eingerichtet ist, ab 1. November auf der Burgstraße 2 in Meißen wohnen. „Ich habe eine gute Mischung als dem Ländlichen, das ich in Batzdorf erlebt habe und dem Städtischen von Dresden gesucht und es hier in Meißen gefunden.“

Zwar habe Dresden nach wie vor Charme, aber ihr sei das Leben dort mit der Zeit zu äußerlich geworden. „Es ist perfekt: Ich steige in die S-Bahn und bin in einer halben Stunde in Dresden-Neustadt, wo ich arbeite. Mit dem Auto brauchte ich in der Rushhour mindestens eine Stunde.“

An Meißen gefällt ihr, dass alles per Fuß zu erreichen ist und alles auch da ist, selbst, um sich abends mal in eine Bar zu setzen. Wenn sie sich eingewohnt hat, will Susann Thieme schauen, wie sie sich in der Stadt engagieren kann, denn man müsse auch selbst etwas tun, damit sie lebenswert bleibt.

In der Burgstraße 2, der Vorgängerbau war 1637 im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden verbrannt worden, sind nach der Sanierung neun Wohnungen mit Flächen zwischen 34 und 97 Quadratmetern entstanden. Nur eine ist noch nicht vermietet, aber reserviert. Zwei Mieter kommen aus Dresden, einer aus Nossen, zwei aus Radebeul und zwei Wohnungen hat die Porzellanmanufaktur für länger bleibende Gäste angemietet, erklärt Seeg-Chefin Birgit Richter. Insofern ist das Haus ein Paradebeispiel für den gewünschten Zuzugstrend nach Meißen.

Die Seeg war davon ausgegangen, dass die Sanierung des Gebäudes mit den nach hinten zum Frauensteig anschließenden ehemaligen Weinterrassen zwischen 1,3 und 1,4 Millionen Euro kosten wird. „Wir werden genau in der Mitte ankommen“, erklärt Birgit Richter. Neben den neun Wohnungen gibt es noch zwei Gewerberäume von 35 und 105 Quadratmetern Größe im Erdgeschoss. „Wir freuen uns besonders, dass es auch dafür eine Nachfrage gibt“, so Seeg-Sprecher David Császár. Welches Gewerk oder Geschäft einzieht, werde noch bekannt gegeben, wenn es fertige Verträge gebe.

Susann Thieme zahlt für ihre Wohnung mit 46,5 Quadratmetern Fläche einen Preis von 6,50 Euro pro Quadratmeter. Das liege nur geringfügig über dem aktuellen Durchschnitt in Meißen, heißt es. Was sie dafür bekommt, bezeichnet sie als Traum, als Idylle. Im Frühjahr soll sie zu blühen anfangen. Dann wird Susann Thieme Kräuter und Blumen im Wohnungsgarten ziehen.