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Meißen, wie es früher einmal war

Albrechtsburgchef Uwe Michel lädt zu einer Gemäldeschau mit alten Bekannten und ganz neuen Perspektiven ein.

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© Frank Hoehler

Herr Michel, die ab Sonntag laufende Sonderausstellung heißt „Sachsen, wie es Maler sahen“. Wie zeigt sich diese besondere Sicht der Maler auf Landschaften, Städte und Dörfer?

Der besondere Blick des Künstlers wird durch den jeweiligen künstlerischen Stil geprägt. Dabei reicht das Spektrum von Barock über Romantik, Biedermeier, Realismus bis zum Impressionismus. Das älteste Bild ist eine sehr schöne Meißenansicht, „Elbblick auf Meißen mit Albrechtsburg und alter Wohnbrücke“ von Johann Alexander Thiele, um 1750. Das jüngste Bild ist von Fritz Beckert, der 1944 die Dresdner Frauenkirche malte.

Was hat Sie beim Ansehen der Ansichten besonders bewegt?

Es sind wunderschöne Bilder, die ganz unterschiedliche Perspektiven auf Stadtlandschaften bieten, die es so nicht mehr gibt, die aber dennoch wiedererkennbar sind. Die Meißner werden neben den touristischen Attraktionen z.B. auch die Leipziger Straße, den Hohlweg oder den Winkelkrug erkennen. Der Betrachter kann sich auf romantischen und biedermeierlichen Motiven ins Detail verlieben und verlieren, er kann aber auch die Stimmungen, die auf den Bildern wiedergegeben werden, einfach genießen. Auch die Menschen, die abgebildet sind und teilweise Verrichtungen nachgehen, die wir bestenfalls noch vom Erzählen kennen, sind interessant. Und uns hat natürlich das Gemälde „Partie am Schloss zu Meißen“ bewegt. Ein Bild von Ludwig Theodor Choulant, gemalt 1871. Nicht nur, weil es das Burgbergensemble von der Elbe aus gesehen in einer großen Detailtreue wiedergibt und dazu noch eine sehr intensive Farbwirkung hat. Sondern auch, weil es bis in die 1970iger Jahre das Motiv eines Wandbildes von eben jenem Maler im Wappensaal war. Die Wandbilder dieses Saales wurden vor über 40 Jahren entfernt und nun ist das Bild quasi vorübergehend zurückgekehrt.

Gibt es einen regionalen Schwerpunkt bei den Motiven?

Gegenwärtig stecken wir noch mitten in der Bildauswahl. Wir werden etwa 60 Bilder von ungefähr 35 Künstlern hängen. Die beiden großen Schwerpunkte bilden dabei die Städte Meißen und Dresden.

Welches ist Ihr Lieblingsbild in der Ausstellung?

„Meißen nach dem Gewitter“, Max Fritz, 1849. Es zeigt den Hohlweg, einerseits sehr romantisch, andererseits sehr realistisch. Beim Betrachten riecht man förmlich den auf der Straße verdampfenden Regen und empfindet diese schwere Schwüle, die sich nach einem Sommerregenguss einstellt.

Wodurch sind Sie auf die Sammlung aufmerksam geworden?

Der Sammler hat sich bei uns vor Jahren gemeldet. Es ist ein Urdresdner, der anonym bleiben möchte. Diesen Wunsch respektieren wir. Letztlich haben der Sammler und wir ähnliche Intentionen. Er erwirbt die Bilder ausschließlich, um das Kunstgut zu schützen und zu bewahren. So wie wir im Konkreten das erste Schloss Deutschlands pflegen und das Wissen darum vermitteln, um es für Nachfolgegenerationen zu bewahren. Wir freuen uns sehr, die Stücke zu präsentieren. In einer Jahreszeit, in der es eher grau zugeht und die weltpolitische Lage auch nicht glücklich machen kann, können die Bilder dem Betrachter einen Augenblick lang eine schöne Stimmung vermitteln.

Welche zusätzlichen Informationen gibt es zu den Bildern?

Wir legen Biografien zu den Künstlern aus, aus denen sich der Besucher einen kurzen Überblick zu Leben und Werk der Künstler verschaffen kann.

Gespräch: Peter Anderson