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„Mein Großvater war hier dabei“

Ministerpräsident Michael Kretschmer erinnert am Görlitzer Postplatz an den 17. Juni 1953 und mahnt, die Ereignisse nicht zu vergessen.

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© Pawel Sosnowski

Görlitz. Ministerpräsident Michael Kretschmer erinnert am Görlitzer Postplatz an den 17. Juni 1953 und mahnt, die Ereignisse nicht zu vergessen. Der 17. Juni 1953 – er war in der Familie Michael Kretschmers immer Thema gewesen. Heute als Ministerpräsident erinnerte Kretschmer am Sonntag an den Volksaufstand vor 65 Jahren, den sein Großvater in Görlitz miterlebt hatte. „Es ist für ihn glücklicherweise ohne Gefängnis ausgegangen, aber bis 1989 hat er in Sorge gelebt“, sagte Kretschmer gestern bei der Gedenkveranstaltung auf dem Postplatz, zu der etwa 100 Gäste erschienen waren. Darunter einige Zeitzeugen.

Siegfried Petasch, der das Geschehen damals als politischer Gefangener des Gelben Elend in Bautzen erlebte, gehört dazu. Hier habe es seit Tagen erhöhte Wachsamkeit gegeben, man fürchtete wohl eine erneute Revolte – in Bautzen trat es nicht ein, woanders schon. „Wir haben sehr wohl mitbekommen , dass draußen ein Volksaufstand tobte“, berichtete Petasch gestern. Ein Aufstand, bei dem Görlitz eines der Zentren war. „Die Menschen hier spürten damals, wie falsch der eingeschlagene Weg ist, wie die Unfreiheit sie immer mehr einschränkte“, so der Ministerpräsident. Er wünsche sich, dass Zeitzeugen jüngeren Generationen noch weiter von den Ereignissen 1953 berichten. Die Erinnerung an damals solle in eine Diskussion auslösen, damit sich so etwas nicht wiederhole. Immerhin hat die Niederschlagung durch die sowjetische Armee mindestens 34 Menschen das Leben gekostet, Tausende landeten im Gefängnis. „Die Lehre daraus ist, uns die Demokratie zu bewahren, sie nicht als selbstverständlich zu erachten“, so der Ministerpräsident. „Wenn es keine Menschen mehr gibt, die sich für die Demokratie engagieren, schafft sie sich ab.“ (SZ/dan)