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Meilenweit neuer Wein

Die Federweißermeile lockte in diesem Jahr weniger Besucher als sonst an. Das lag aber nicht am Angebot.

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Von Dominique Bielmeier

Diesbar-Seußlitz. Guter Wein braucht Geduld. Das war die erste Lektion, welche die rund 30 Weinfreunde lernen mussten, die sich am Sonntagnachmittag erwartungsfroh vor der Brummochsenquelle in Diesbar versammelt hatten. Das Schaupressen bei Familie Hofmann und Thiede begann mit ein paar Minuten Verspätung. Mit einem kühlen Glas Federweißen oder -roten in der Hand war das Warten aber nur halb so schlimm. Dann kam auch schon Heiko Hofmann, gut gelaunt und im Strohhut, aus dem elterlichen Haus gegenüber geeilt und sorgte für den ersten Lacher. Denn das Wichtigste fehlte: „Reinhold, der Wein!“

Wer den Wein nicht nur trinken, sondern auch erfahren wollte, wie er entsteht, konnte seine Neugier beim Schaupressen von Familie Hofmann und Thiede an der Brummochsenquelle stillen. Fotos: Klaus-Dieter Brühl (5)
Wer den Wein nicht nur trinken, sondern auch erfahren wollte, wie er entsteht, konnte seine Neugier beim Schaupressen von Familie Hofmann und Thiede an der Brummochsenquelle stillen. Fotos: Klaus-Dieter Brühl (5)
Carola Ulrich hat den neuen Termin des Festes weit und breit verkündet.
Carola Ulrich hat den neuen Termin des Festes weit und breit verkündet.
Die neue Gebietsweinkönigin Lisa-Marie Queißer mit Bacchus Jens Weser
Die neue Gebietsweinkönigin Lisa-Marie Queißer mit Bacchus Jens Weser
Auch kulinarisch hatte die Federweißermeile viel zu bieten. Wer es traditionell mochte, der griff zum Beispiel zum Flammkuchen von Frank Rehm.
Auch kulinarisch hatte die Federweißermeile viel zu bieten. Wer es traditionell mochte, der griff zum Beispiel zum Flammkuchen von Frank Rehm.
Wer den Wein nicht nur trinken, sondern auch erfahren wollte, wie er entsteht, konnte seine Neugier beim Schaupressen von Familie Hofmann und Thiede an der Brummochsenquelle stillen.
Wer den Wein nicht nur trinken, sondern auch erfahren wollte, wie er entsteht, konnte seine Neugier beim Schaupressen von Familie Hofmann und Thiede an der Brummochsenquelle stillen. © Klaus-Dieter Brühl
Die neue Gebietsweinkönigin Lisa-Marie Queißer mit Bacchus Jens Weser
Die neue Gebietsweinkönigin Lisa-Marie Queißer mit Bacchus Jens Weser © Klaus-Dieter Brühl
Die Besucher fanden zahlreiche Sitz- und Liegegelegenheiten, um sich den neuen Wein schmecken zu lassen, wie hier beim Weingut Jan Ulrich.
Die Besucher fanden zahlreiche Sitz- und Liegegelegenheiten, um sich den neuen Wein schmecken zu lassen, wie hier beim Weingut Jan Ulrich. © Klaus-Dieter Brühl
Auch kulinarisch hatte die Federweißermeile viel zu bieten. Wer es traditionell mochte, der griff zum Beispiel zum Flammkuchen von Frank Rehm.
Auch kulinarisch hatte die Federweißermeile viel zu bieten. Wer es traditionell mochte, der griff zum Beispiel zum Flammkuchen von Frank Rehm. © Klaus-Dieter Brühl
Carola Ulrich hat den neuen Termin des Festes weit und breit verkündet.
Carola Ulrich hat den neuen Termin des Festes weit und breit verkündet. © Klaus-Dieter Brühl

Um diesen drehte sich am Wochenende alles bei der Federweißermeile in Diesbar-Seußlitz. Auf rund zwei Kilometern entlang der Elbe präsentierten die Winzer der Region ihre jungen Weine zum inzwischen 18. Mal. Neu war in diesem Jahr aber der Termin: Weil das Meißner Weinfest wegen der Bundestagswahl um eine Woche nach hinten verschoben wurde, verlegte der Tourismusverein Sächsische Elbweindörfer sein Weinfest kurzerhand um zwei Wochen nach vorne. Eine Änderung, die möglicherweise nicht zu allen potenziellen Besuchern durchgedrungen ist.

Carola Ulrich vom Weingut Jan Ulrich rechnet deswegen in diesem Jahr mit etwas weniger Besuchern als den üblichen rund 10 000. „Dabei haben wir versucht, die Änderung über die Presse bis nach Berlin, Torgau und Oschatz zu streuen“, so Ulrich, die im Vorstand des Tourismusvereins sitzt. Im nächsten Jahr dürften es dann aber wieder mehr Leute mitbekommen: Der frühere Termin soll nämlich bleiben.

Wen es am Wochenende nach Diesbar-Seußlitz verschlug, der kam bei den Angeboten von über 20 Weingütern, Straußwirtschaften und Gasthöfen auf seine Kosten. Für musikalische Untermalung sorgten Bands wie The Loner Twins, die den Sound von Neil Young überzeugend in den Hof von Jan Ulrich trugen. Die Besucher konnten sich außerdem zum Beispiel im Weinfassrollen oder Weinkorkenweitspucken messen, für Kinder gab es Hüpfburgen, Wasserspiele mit der Feuerwehr oder Quadfahren.

Und für sie alle gab sich der Sommer zum möglicherweise letzten Mal in diesem Jahr die Ehre. Ein solches Winzerwetter bräuchten die Trauben noch ein paar Tage lang, sagte Heiko Hofmann, der vor der Brummochsenquelle mittlerweile zur Erklärung des Pressvorgangs übergangen war. Denn Kellermeister Reinhold Hofmann hatte den Wein mittlerweile gebracht, in Form einer Wanne voller Grauburgunder, der, so erklärt Heiko Hofmann, in der DDR ja noch Ruländer genannt wurde. Diese Vorzeigetrauben kamen dann mittels Trichter in die Traubenmühle, wo sie zur weiteren Verarbeitung von fleißigen Kinderhänden angequetscht wurden. Die entstandene Masse landete dann in Presssack und Presskorb und wurde von Reinhold Hofmann zu süßem Most gepresst, den die Besucher verkosten konnten. Diese entließ Heiko Hofmann nicht, ohne für einen zweiten Lacher zu sorgen. „Der Wein geht nur in die Beine“, erklärte er, „wenn er im Kopf nichts vorfindet.“

https://www.weindoerfer.de/