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Mehr Zeit für Patienten gewünscht

Seit 25 Jahren führt Andrea Bachmann die Löwen-Apotheke in Roßwein. Das hat ihr anfangs schlaflose Nächte beschert.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Roßwein. Ihre Mitarbeiter hat Apothekerin Andrea Bachmann für diesn 1. Februar zum Feiern eingeladen. Der Grund liegt auf der Hand. Auf den Tag genau vor 25 Jahren übernahm sie vom ehemaligen Kreisapotheker Dr. Koch die Roßweiner Löwen-Apotheke am Markt. Ihres Wissens ist das ein zu damaliger Zeit eher seltenes Kaufgeschäft unter Apothekern gewesen. Die meisten hatten ihre Geschäfte erst von der Treuhand kaufen müssen und privatisiert. „Ich bekam im Dezember 1991 das Kaufangebot und schon zum 1. Februar 1992 war alles abgewickelt und ich selbstständig“, erinnert sich Andrea Bachmann.

Den Schritt hat sie nicht bereut. „Ich wollte in der Nähe meiner Familie bleiben“, begründet sie. Bis 1994 hat sie in Kriebethal gewohnt, erst als das Haus am Markt modernisiert war, zog sie sozusagen über ihre Arbeitsstelle. Die ersten Jahre hat Andrea Bachmann noch manch schlaflose Nacht verbracht. Auf dem Gebäude lasteten Rückführungsansprüche. Die hätten alle Pläne zunichte machen, sogar existenzbedrohend werden können.

Die schwere Anfangszeit ist gemeistert und Andrea Bachmann nach wie vor der Meinung, sich richtig entschieden zu haben. „Die Selbstständigkeit gibt mir die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen und umzusetzen, das Profil selbst mitzubestimmen“, begründet Andrea Bachmann. Sie steht gern hinterm Ladentisch, unterhält sich mit den Patienten. „In einer Kleinstadt wie Roßwein kennen wir die meisten schon über Generationen. Wir fühlen uns daher nicht nur als Beratungs- und Anlaufstelle in Sachen Gesundheit zuständig, sondern auch als Ort der Kommunikation“, sagt Andrea Bachmann. Sie schätze außerdem die kurzen Wege zu den Ärzten, die umgehend angerufen werden, wenn es Nachfragen zu Verordnungen gibt.

Nachfragen hält sie überhaupt für sehr wichtig. Sie hat oft in ihrer Praxis erlebt, dass Patienten mit Medikamentenwünschen kommen, aber dafür gar nicht die passenden Symptome mitbringen, einfach Verwechslungen vorliegen. In einer Versandapotheke könne da niemand nachfragen. Daher hält Andrea Bachmann den Kontakt zwischen Patienten und Apothekern für wichtig. Mit der Einlösung ihrer Rezepte vor Ort sichern die Patienten außerdem Zusatzleistungen, die Internet-Apotheken nicht erbringen können. Als ein Beispiel dafür nennt Andrea Bachmann, die seit Jahren schon Sprecherin ihrer Berufskollegen in der Region Döbeln ist, den Nachtnotdienst. Den sichern die Apotheken auch in kleineren Städten – noch – ab.

Schön findet Andrea Bachmann, dass die Aufgaben vielfältiger geworden sind. Sie und ihr Team messen unter anderem Kompressionsstrümpfe und Bandagen an, auch Zuhause, wenn die Kunden nicht mehr mobil sind. Sie versorgen Diabetiker mit Hilfsmitteln, verleihen Milchpumpen an junge Mütter.

Weniger angetan ist Andrea Bachmann von der zunehmenden Bürokratisierung. Die Arbeit am Computer sei aufwendig, genau wie das Medikamentenmanagement. Jede Krankenkasse habe ihre eigenen Vorgaben. Die zu vereinheitlichen, würde die Roßweinerin deshalb begrüßen, um wieder mehr Zeit für die Patienten zu haben. Soziales Engagement steht für Andrea Bachmann außer Frage. Sie unterstützt verschiedene Vereine und stellt das ebenso in Zukunft in Aussicht.