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Mehr Würde beim Abschied

Die Gemeinde plant einen Anbau an die Trauerhalle in Böhrigen. Die Straße zum Waldfriedhof soll zugleich hergerichtet werden.

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Von Heike Stumpf

Wer bislang zum Waldfriedhof in Böhrigen möchte, wird durchgerüttelt. Der Friedhofsweg ist in schlechtem Zustand. Die Betonplatten, mit denen der Weg teilweise befestigt ist, sind so kaputt, dass kaum jemand sich oder seinem Fahrzeug zumuten will, auf dieser Holperstrecke mit mehr als zehn Stundenkilometern unterwegs zu sein. Die Beschwerden von Anwohnern hat Bürgermeister Bernd Wagner (parteilos) noch im Ohr. Doch bis vor Kurzem konnte die Gemeinde dort gar nichts tun. Denn der Weg gehörte dem Forst. Indes haben sich die Eigentumsverhältnisse geändert. Und der Gemeindechef kann erste Pläne vorlegen, wie die Straße hergerichtet und die Situation auf dem Friedhof verbessert werden soll.

Die reichlich 500 Meter lange Straße wird auf drei Metern Breite asphaltiert. Am Ende bekommt sie eine Wendeschleife, sodass Müll- und Winterdienstfahrzeuge die Grundstücke gut anfahren können. Auch für Löschfahrzeuge wird diese Breite ausreichend sein – vorausgesetzt, sie wird im Winter beräumt. Sonst müssten die Feuerwehrleute Personen, die Hilfe benötigen, bis zur nächstgelegenen Straße tragen. Dem Böhrigener Ortswehrleiter Norbert Fiedler zufolge ist das schon passiert, weil das mehr als zwei Meter breite Feuerwehrfahrzeug nicht durchgekommen ist.

100 Trauergäste keine Seltenheit

Kurz vor dem Friedhof haben die Planer vom Büro Zache aus Großweitzschen Pkw-Stellplätze vorgesehen. Weitere Fahrzeuge finden dann noch bis zum Friedhofseingang Platz. Dies ist nach den Erfahrungen von Bürgermeister Wagner notwendig. Er spricht davon, dass mehr als 100 Gäste bei einer Trauerfeier auf dem Lande nicht außergewöhnlich sind.

So viele Sitzplätze wird dann auch die modernisierte Trauerhalle nicht haben. Dafür sollen in die Dachkästen Lautsprecher integriert werden. Auf diese Weise sind draußen Stehende in die Abschiednahme einbezogen, können Rede und Feier mitverfolgen. In Pappendorf wird das dem Bürgermeister zufolge so praktiziert – zur Zufriedenheit von Angehörigen und Gästen.

Insgesamt sollen etwa 40 Besucher in der sanierten Trauerhalle Platz finden. Dort ist es im Moment noch ziemlich feucht. Das Problem hofft die Gemeindeverwaltung, bei den Bauarbeiten lösen zu können. Die Planer sehen eine Heizung für den Fußboden und teilweise für die Wand vor. In einem flachen Anbau kommen ein Vorbereitungsraum für die Aufbahrung mit Waschgelegenheit, ein Technikraum sowie Toiletten unter. Wann diese für wen nutzbar sein sollen, darüber gibt es noch unterschiedliche Auffassungen. Auf jeden Fall sollen sie den Gästen der Trauerfeiern offenstehen. Ob sie auch Friedhofsbesucher und gegebenenfalls sogar Wanderer nutzen können, dazu bedarf es noch Absprachen. Bei einem generellen Öffnen befürchten die Ortschaftsräte, dass es zu Zerstörungen kommen kann. Auch wer die Reinigung übernimmt und bezahlt, müsste noch geklärt werden.

Straßenbau und Modernisierung beziehungsweise Erweiterung der Trauerhalle kosten zusammen rund eine halbe Million Euro. Wann Baubeginn sein kann, steht noch nicht fest. Die Ortschaftsräte befürworten die Bestrebungen der Verwaltung. Gemeinderätin Vivian Fiedler ist sichtlich erleichtert darüber. Sie hat schon zu Beginn ihrer ehrenamtlichen Arbeit nicht mit dem Wunsch hinterm Berg gehalten, dass etwas dafür getan wird, dass die Böhrigener würdig von ihren Verstorbenen Abschied nehmen können. „So etwas zu haben, ist für den gesamten Ort eine schöne Sache“, so Vivien Fiedler.

In der Gemeinde Striegistal gibt es vier Friedhöfe, wobei der in Böhrigen nicht von einer Kirchgemeinde, sondern von der Kommune betrieben wird. Für die Trauerhallen ist die Kommune überall zuständig. Neben Böhrigen müsste auch in Marbach etwas passieren, schätzt Bernd Wagner ein.