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Mehr Wild erlegt

Allein 10 000 Wildschweine liefen den Jägern vor die Flinte. Häufig landen Tiere auch auf dem Kühlergrill.

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© dpa

Von Tina Soltysiak Und Marcus Herrmann

Region Döbeln. Reh, Wildschwein oder Füchse kommen unvermittelt aus dem Gebüsch oder vom freien Feld und rennen über die Straße. Häufig geht es glimpflich ab. Doch ab und zu kommt es zum Zusammenstoß mit Fahrzeugen. 2 399 Wildunfälle hat die Polizeidirektion (PD) Chemnitz im vergangenen Jahr registriert, 274 davon im Revierbereich Döbeln. Das teilte Sprecherin Daniela Koenig auf DA-Nachfrage mit. „Bei 27 Unfällen von den 2 399 im PD-Bereich wurden insgesamt 34 Personen verletzt. Für den Revierbereich Döbeln wurden bei zwei von den 274 Unfällen insgesamt sechs Personen verletzt“, erklärte sie. Die Tendenz für dieses Jahr sei für den PD-Bereich leicht rückläufig, für den Revierbereich Döbeln hingegen leicht steigend.

Schwarzkittel ackern Weinberg um

Vor allem das Schwarzwild bereitet im Landkreis zunehmend Probleme. Anfang des Jahres waren Frischlinge mitten in Roßwein auf der Wehrstraße unterwegs. Zudem haben die Tiere den Weinberg im Ort regelrecht umgeackert. Auch im Schlosspark Wechselburg und auf der Skipiste Augustusburg trieben Wildschweine ihr Unwesen. Ein Grund, dass die Tiere jetzt aktiver sind, seien die milden Winter und die Veränderung der Landwirtschaft. Der Mais- und Rapsanbau sei ausgeweitet worden. Gejagt werden darf das ganze Jahr. Die Jäger zielen vor allem auf Frischlinge, die jünger als ein Jahr sind. Dadurch sollen deren Vermehrung und die Erhöhung des Bestandes verhindert werden. Klaus Dittrich, Referatsleiter für Forst und Jagd des Landkreises Mittelsachsen, erklärt, dass die Jagd für die Erhaltung des biologischen Gleichgewichts und die Sicherheit in den land- und forstwirtschaftlichen, aber zunehmend auch urbanen Lebensräumen, von großer Bedeutung sei. Das gehe aus einer Statistik für die drei Jagdjahre 2013 bis 2016 hervor. Fast 10 000 Wildschweine wurden geschossen beziehungsweise kamen durch Unfälle zu Tode – Tendenz stark steigend. Steigend sei auch die Tendenz von bejagtem Muffelwild (308 Stück) und Damwild (80 Stück). Nur wenig Veränderungen gebe es bei der Zahl von Rehwild (rund 12 300 Stück) sowie Rotwild (490 Stück).

Der Wildbestand sei keinesfalls in Gefahr, im Gegenteil, er nehme eher zu. Das trifft vor allem auf den Waschbär zu, heißt es aus der Jagdbehörde. Rund 2 400 wurden laut Statistik zwischen 2013 und 2016 geschossen. Waren es 2008/2009 noch 28 erschossene oder überfahrene Tiere, zählte man im vergangenen Jagdjahr 969 tote Waschbären im Landkreis. In den vergangenen drei Jahren wurden alleine im Jagdbezirk Beicha 103 Waschbären erlegt. In Bockelwitz waren es 96, in Döbeln 80 und in Hartha 97. Der Altkreis Döbeln sei stärker von der Waschbärplage betroffen als Mittweida und Freiberg, heißt es aus dem Landratsamt. Sachsen ist das einzige Bundesland, das sogenannte Totschlagfallen verboten hat.

Der Wolf rückt näher

Im Juni herrschte in Ziegra große Aufregung. Anwohner der Dorfstraße meinten, einen Wolf gesehen zu haben. Die Meinungen gingen auseinander. Jäger Lutz Grundmann aus Ziegra war sich sicher: Es ist ein Hund, der sein Unwesen treibt. „Hinweise aus der Bevölkerung gibt es immer wieder. In Mittelsachsen existiert allerdings bisher keinen Nachweis“, so Jürgen Raddatz, Fachbereichsleiter der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Doch der Wolf rückt näher. Zuletzt gab es immer wieder nicht bestätigte Hinweise, dass ein Wolf bei Nossen gesichtet wurde. Karsten Schlüter, ehrenamtlicher Kreisjägermeister des Landkreises Meißen, ist sich sicher, dass sich mindestens ein Tier auf Nossener Flur bewegt. „Es gibt auch mehrere Fotos, die das bestätigen. Wir vermuten, dass es sich um einen jungen Rüden handelt“, sagt er. Erst Mitte des Monats sei ein Wolf während einer Jagd bei Eula von Jägern gesichtet worden. „Ich gehe davon aus, dass sich Beobachtungen häufen werden“, so der Lehrer am Berufsschulzentrum Freiberg. Die Population des geschützten Tieres werde weiter steigen. „Da die Rudel irgendwo hin müssen, wird sich der Wolf neue Gebiete erschließen, auch urbane wie vom Menschen bewohnte Siedlungen“, meint der 54-Jährige. Das könne auch zu Konflikten führen, etwa wenn es zu Schafsrissen kommt.

435 Jagdscheine ausgestellt

Auf einer Fläche von rund 151 000 Hektar darf in Mittelsachsen gejagt werden. Sie ist laut Landratsamt in 270 gemeinschaftliche Jagdbezirke – diese wiederum in 185 Jagdgenossenschaften – und 47 Eigenjagdreviere gegliedert. Etwa 1 150 Jäger seien im Kreis aktiv. „Nach der erfolgten Zulässigkeitsprüfung wurden in diesem Jahr 435 Jagdscheine ausgestellt beziehungsweise verlängert“, erklärte Kreissprecher André Kaiser. (mit DA/rt, SZ/pz)