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Mehr Touristen besuchen Meißen

Für Freude beim Marketing-Chef sorgen neue Statistiken. Die Zahl der Übernachtungen ist um fast 15 Prozent gestiegen.

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© Claudia Hübschmann

Meißen. Ein deutlicher Anstieg bei den Übernachtungen, weit deutlicher sogar als im gesamten Elbland. Das ist das Ergebnis der neuesten Auswertung für die Stadt Meißen, die das Statistische Landesamt in Kamenz jetzt an Christian Friedel, Chef im Amt für Stadtmarketing, Tourismus und Kultur, übergeben hat. Im Interview mit der SZ nennt Friedel Gründe für die positive Entwicklung, sagt wie Meißen noch mehr Touristen anlocken kann und fragt sich, warum die Meißner manchmal lieber schimpfen, anstatt stolz zu sein.

Herr Friedel, im ersten Halbjahr verzeichnet Meißen fast 58 000 Übernachtungen – ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zu 2016. Zufrieden?

Für den Moment, ja. Das Amt für Stadtmarketing, Tourismus und Kultur wurde vor etwas mehr als einem Jahr mit der touristische Vermarktung Meißens betraut und die Zahlen zeigen, dass Meißen wieder mehr Touristen anlockt, sich unsere Bemühungen auszahlen. Und ich denke, es ist noch Potenzial für das zweite Halbjahr da, das erfahrungsgemäß stärker ausfällt. Etwa wegen des Weinfestes oder der Meißner Weihnacht.

Worauf führen Sie das steigende Interesse zurück? Was hat sich konkret in der Vermarktung verbessert?

Die gemeinsame Vermarktung des Elblandes mit der Landeshauptstadt bringt Vorteile für Meißen. Dadurch steigen Anzahl und Reichweite großer Kampagnen in ganz Deutschland oder sogar im deutschsprachigen Ausland. Meißen ist präsent bei vielen Reisemessen, durch Plakatwerbung wie zuletzt in Potsdam oder Online-Kampagnen. Wir bieten Betreuung von Studienreisen für Blogger, Reisejournalisten und Unternehmer. Das gab es vorher so nicht. Stark vertreten ist Meißen auch im Print-Bereich, etwa durch Auftritte im Dresden-Magazin oder Elbradweg-Handbuch. Hinzu kommen Auftritte auf großen Messen in ganz Deutschland.

Sie sprachen die Vorteile an. Gibt es auch Nachteile für den Tourismus in Meißen durch die Nähe zu Dresden?

Die gibt es tatsächlich. Das hat mit dem zunehmenden Überangebot an Hotels in Dresden zu tun. Deshalb gibt es dort im Schnitt sogar preiswertere Übernachtungsmöglichkeiten als in Meißen. Aber grundsätzlich ist es gut, dass wir hier die Hotelzimmer nicht zu Ramsch-Preisen anbieten. Das wäre der falsche Weg. Momentan ist es so, dass speziell qualitativ gute Pensionen mit maßvollen Preisen gut bis sehr gut nachgefragt sind. Dieser Trend ist erfreulich. Die Auslastung aller Betten, also Hotels und Pensionen, lag 2016 in der Stadt bei 32 Prozent. Das ist kein schlechter Wert, geht aber natürlich noch besser.

Wie lange bleiben Touristen denn im Schnitt in Meißen und woher kommen Sie, außer aus Deutschland?

Im Durchschnitt sind es derzeit etwa 1,7 Übernachtungen. Viele Touristen bleiben also nur eine oder zwei Nächte. Es sind vor allem Österreicher, Schweizer, Niederländer und Gäste aus Osteuropa, die den größten Anteil ausländischer Besucher bilden. Zukünftig soll auch der Schiffstourismus stärker in den Fokus des Tourismusamtes rücken.

Wie kann man Touristen denn länger in Meißen halten? Was ist ihr Ziel für die nächsten Jahre?

Indem man Ihnen die Ausflugsziele und kulturellen Schätze noch stärker vor Augen hält. Wie könnte das besser gehen, als mit einer übersichtlichen Highlight-Broschüre. Diese wird vorbereitet und dann mehrsprachig gedruckt. Sie enthält wichtige Informationen zu den bekanntesten Destinationen in der Stadt sowie ein paar Geheimtipps. 2018 werden wir außerdem wieder auf Reise- und Tourismus-Messen in Dresden, Stuttgart, Leipzig, Berlin und Wien präsent sein. Hinzu kommen wie angedeutet mehrere Auftritte auf Online-Plattformen. Dieser Markt wächst weiter. Wenn die Leute in fünf bis zehn Jahren drei bis viermal übernachten würden, wäre das ein Erfolg. Insgesamt 150 000 Übernachtungen am Ende des Jahres strebe ich an.

Wie ist das Amt für Stadtmarketing, Tourismus und Kultur aufgebaut und wie hoch ist ihr jährliches Budget?

Derzeit bin ich als Vollzeit-Kraft hauptverantwortlich. Ich werde unterstützt durch eine Sekretärin und eine Projekt-Mitarbeiterin. Beides sind halbe Stellen. Zum Amt gehören außerdem seit letztem Jahr die sechs Mitarbeiterinnen der Meißner Tourist-Info. Das aktuelle Jahresbudget für das Stadtmarketing liegt bei 83 000 Euro.

Was, glauben Sie, sind die größten Herausforderungen für die Touristen-Stadt Meißen in den nächsten Jahren?

Noch mehr Mitarbeiter in Gaststätten und Geschäften sollten über für Touristen relevante Dinge Bescheid wissen und Auskunft geben können. Dafür bieten wir, wie schon in den letzten beiden Jahren, auch 2018 kostenlose Schulungen an. Ansonsten liegt es mir am Herzen, dass die Meißner ihre Liebe zur Stadt mehr nach außen tragen und weniger schimpfen, sondern stolz sind. Die wichtigsten „Aushängeschilder“ einer Stadt sind ihre Bürger. Noch begreift auch nicht jeder, dass Tourismus der Stadt gut tut. Wir müssen auch in Meißen unsere Touristen noch mehr hofieren. Bewohner und Gewerbetreibende von Touristenstädten, wie etwa im Schwarzwald oder in Bayern, sind da schon etwas weiter.

Das Gespräch führte Marcus Herrmann