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Mehr schwere Unfälle auf der B 6 bei Reichenbach

Kreisel würden die gefährlichen Kreuzungen an der S 111 und S 124 entschärfen. Aber das entscheidet nicht die Stadt.

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Von Anja Gail

Der tragische Unfall auf der Umgehungsstraße von Reichenbach im Oktober 2012, bei dem eine Frau noch am Unfallort verstarb und zwei Beifahrerinnen und ein Mann schwer verletzt wurden, bestätigt die Einschätzung der Polizei: Die Kreuzung der Bundesstraße mit der S 124 bleibt das größte Sorgenkind, was die Schwere der Unfälle betrifft. Im Oktober 2012 hatte ein Pkw einem Laster auf der B 6 die Vorfahrt genommen. Infolge des Crashs kam es zu einem weiteren frontalen Zusammenprall mit einem Auto auf der Gegenfahrbahn des Sattelzuges.

Bei 14 Unfällen in knapp zehn Jahren, die an dieser Kreuzung bis März 2015 von der Polizei erfasst worden sind, gab es sieben Schwer- und 15 Leichtverletzte. An der nahe gelegenen Kreuzung zwischen der B 6 und der S 111, an der in den vergangenen Monaten wieder die Unglücke zugenommen haben, wurden in einem Zeitraum von etwa acht Jahren bedeutend mehr Unfälle aufgenommen. Die hatten zwar glücklicherweise nicht alle so einen schweren Ausgang, setzt man die Zahl von insgesamt 28 Verletzten in Relation zu 42 Unfällen. Aber auch an dieser Kreuzung wurden 13 Menschen schwer verletzt. Und das alles ist nach Einschätzung von Dirk Schäfer, der im Görlitzer Polizeirevier das Sachgebiet Verkehr bearbeitet, viel zu viel.

Der Polizeihauptkommissar hat jetzt dem Reichenbacher Stadtrat Zahlen zum Unfallgeschehen zwischen 2005 und 2015 vorgelegt. Bei den Daten für den Stadtrat war die Kreuzung nach Sohland nicht mit dabei. Die verschiedenen Zeiträume zwischen sieben und reichlich neun Jahren in der Auswertung für die anderen vier Kreuzungen und den Abzweig nach Reichenbach hängen mit baulichen Veränderungen an diesen Knotenpunkten zusammen.

In Summe sind zwischen 2005 und 2015 auf der Umgehungsstraße (ohne Sohländer Kreuzung) 81 Unfälle mit 66 Verletzten passiert. Hauptunfallursache waren Vorfahrtsfehler und zu hohe Geschwindigkeiten. Als weitere Ursachen wurden Fehler beim Abbiegen, Witterungseinflüsse, Wild auf der Fahrbahn und zu kleine Sicherheitsabstände ermittelt.

Die meisten Unfallverursacher waren ältere Menschen aus dem Raum Reichenbach, Niesky und Markersdorf. Am Abzweig nach Reichenbach und an der Kreuzung nach Königshain hat die Schwere der Unfälle abgenommen. Dennoch kommt es auch dort zu Blechschäden. Am Abzweig nach Mengelsdorf war erst im Oktober 2015 ein schwerer Unfall mit vier Verletzten passiert. Insgesamt gab es dort in knapp acht Jahren bis Oktober 2015 bei sieben Unfällen fünf Verletzte.

In der nächsten Zeit wird sich die Polizei weiter mit der Umgehungsstraße befassen und prüfen, ob zum Beispiel andere Beschilderungen noch mal etwas bringen. So könnten die Tempo-Limit-Schilder auf beiden Fahrbahnseiten aufgestellt werden, um ein Achtungszeichen zu setzen. Eine weitreichende Lösung bleiben Verkehrskreisel an den besonders gefährlichen Kreuzungen, bestätigt Polizist Schäfer das, was auch Bürger schon länger diskutieren. Aber das liegt nicht im Ermessen der Stadt Reichenbach. Die Bundesstraßen gehören zum Landesamt für Umwelt und Straßenverkehr, und das entscheidet, wo solche Lösungen finanziert werden. Der Stadtrat will das Thema weiter vertiefen. Mit dem Lasuv wird die Stadtverwaltung in Verbindung treten und den Stadtrat über weitere Schritte informieren. Wie schnell jeder Autofahrer auf der Umgehungsstraße unterwegs ist und wie aufmerksam er an unübersichtlichen Kreuzungsbereichen auf die Vorfahrt achtet, das haben weder Stadtrat noch Polizei in der Hand.