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Mehr Schutz gegen die Schlammflut

Bei Starkregen sind Häuser in Sora betroffen. Ein neues Bauwerk soll Abhilfe schaffen – Zweifel sind angebracht.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Klipphausen. Gleich dreimal innerhalb von zwei Wochen ist das Grundstück von Wolfgang Quittschau in der Dorfstraße 4 von Sora im vergangenen Jahr von Starkregen betroffen gewesen. Zuletzt versanken der Garten und der Hof im Juni unter einer dicken Schlammschicht. Diese bestand aus der Erde, die von einem oberhalb des Grundstückes liegenden Feld, direkt an der S 177, abgespült worden war. Ohne die tatkräftige Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr hätte Wolfgang Quittschau seinen Hof nicht wieder sauber bekommen.

Nun soll alles anders werden. Sein Sohn Tom Quittschau erzählt: „Die Gemeinde hat ein Becken ausgehoben, damit das Wasser sich sammeln kann und nicht über die Straße in unser Grundstück läuft.“ Dort habe schon einmal eine solche Senke existiert, erklärt Dieter Schneider, der Bauamtsleiter der Gemeinde Klipphausen. „Wir haben eine Notsicherung vorgenommen und eine alte Anlage wieder hergestellt.“ Damit ist das Auslaufbauwerk gemeint – ein Schacht, in den das Wasser fließt, unter der S 177 weitergeleitet wird, vorbei an Wolfgang Quittschaus Hof und schließlich im „Bach aus Sora“ genannten Fließgewässer abgeleitet wird.

„Wir haben als Gemeinde die Probleme, wenn der Schlamm von den Feldern ins Dorf kommt“, sagt Dieter Schneider. Rund 20 000 Euro aus dem laufenden Haushalt mussten aufgebracht werden, um die Soraer Situation zu entschärfen. Aber eigentlich ist dafür ja die Kolchose verantwortlich, wie Tom Quittschau sagt. Damit ist die einstige LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) gemeint. Sie firmiert heute unter Saubachtaler Agrar AG. René Münch ist Mitglied im Vorstand und kennt das Soraer Problem natürlich. Der Betrieb habe sich im Dezember verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, um die Erosionsgefahr bei Starkregen auf dem Feld an der S 177 zu vermindern, sagt er. So sollen auch die üblicherweise in den Feldern sichtbaren Leitspuren, die die Traktoren nutzen, umso wenig wie möglich Land in Mitleidenschaft zu ziehen, überarbeitet werden. Das heißt, dass diese überdrillt werden, sodass sie zuwachsen und nicht als Kanäle bei Starkregen wirken. Auch wird künftig quer zum Hang bestellt, ebenfalls um zu vermeiden, dass kanalartige Strukturen entstehen, die das Regenwasser beschleunigen.

Bauamtschef Schneider ist der Meinung, dass der Gesetzgeber die Landwirte zwingen müsste, Erosion auf ihren Feldern zu verhindern. Davon müssten die Flächenprämien von der EU für die Betriebe abhängig gemacht werden. Eine Möglichkeit wäre die Begrünung der Leitungsbahnen, wie es die Altvorderen immer gemacht haben. Dort, wo das Wasser bei Starkregen runterschießt, wird nicht umgeackert, sondern, es bleibt Gras stehen. Dieses hält nicht nur die Erde zurück, sondern bremst auch das Wasser ab.

Diesem simplen Erosionsschutz stehen zwei Sachen entgegen. Erstens muss Acker, der in Grünland verwandelt wird, nach vier Jahren wieder umgebrochen werden, sonst bleibt er Dauergrünland. Karin Bernhardt, die Sprecherin des Landesamtes für Landwirtschaft, erklärt, dass dies nicht stimmt. „Begrünte Leitungsbahnen zählen nicht als Grünland, sondern bleiben Teil der Ackerfläche.“ Zweitens erklärt René Münch, dass die Eigentümer der Landflächen keinerlei Minderung ihrer Pachteinnahmen durch irgendwelche Schutzmaßnahmen akzeptieren würden.

Damit ist klar, dass der jetzige Bewuchs der Leitungsbahn auf dem Feld in Sora im Frühjahr wieder wegkommt. Damit ist es auch zweifelhaft, dass das Auffangbecken und der neu gebaute Ablauf künftigen Starkregen gewachsen sein werden.