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Mehr Schäden nach dem Streusalz-Winter

Das Mittel forciert den Frost-Tau-Wechsel und damit die Straßenschäden. Geht die Rechnung trotzdem auf?

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© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Dippoldiswalde. Wer dieser Tage mit dem Auto unterwegs ist, kann sich ziemlich sicher sein: Irgendwo lauert immer eine Schlaglochpiste. So rumpelt es beispielsweise in Freital auf der Burgker Straße, in Altenberg auf der Straße nach Rehefeld, auf der Verbindung zwischen Freital und Rabenau oder ganz extrem zwischen Kurort Hartha und Spechtshausen. Risse, Schlaglöcher, Ausbrüche – der Winter hat derart viele Frostschäden hinterlassen, dass viele kommunale Bauhöfe und die Straßenmeisterei des Landkreises immer noch damit beschäftigt sind, die Stellen aufzulisten.

Eines wird aber schon jetzt deutlich, wie Heiko Weigel, als Beigeordneter im Landratsamt für Bau und Umwelt verantwortlich, sagt: „Wegen des vielen Schnees und damit auch eines hohen Einsatzes von Tausalz, beschleunigt sich die Erosion des Asphalts erheblich.“ Denn das Salz taut den Schnee weg. Aber getautes Wasser dringt in kleinste Löcher und Ritzen ein. Gefriert es dort, sprengt es den Asphalt regelrecht auf. Bei der hohen Verkehrsbelastung dauert es dann nur noch Tage, bis ein Schlagloch da ist.

Mehr Schnee, mehr Salz, größere Schäden – das beobachten viele Verantwortliche. „Wir können das bestätigen“, sagt beispielsweise Matthias Weigel, Sprecher der Stadt Freital. „Das Tausalz hat erhebliche Auswirkungen auf den Straßenasphalt.“ Aus dem Wilsdruffer Rathaus heißt es, diesen Winter hätten Straßen gelitten, auf denen es bisher nie Schäden gab. Dort sei bisher aber auch mit Splitt gestreut worden – mittlerweile hätten Firmen, die im Auftrag der Stadt den Winterdienst übernehmen, auf Salztechnik umgestellt.

Frisst das Taumittel den Asphalt regelrecht weg? Nein, heißt es bei der Gesellschaft für Verkehrswesen und ingenieurtechnische Dienstleistungen, eine dem sächsischen Wirtschaftsministerium untergeordnete Stelle. „Alle Gesteine, die im klassifizierten Straßenbau verwendet werden, werden regelmäßig auf ihren Widerstand gegen Frost und Tausalz geprüft.“ Allein die Verwendung von Salz greife den Asphalt nicht an, erklärt Frank-Hermann Göpfert, Geschäftsführer der Gesellschaft. „Der Asphalt wird so konzipiert, dass er sowohl Sonne und hohe Temperaturen im Sommer als auch Frost, Tausalz und Wasser im Winter ertragen kann.“ Nur wenn erste Schäden wie Löcher oder Risse schon entstanden sind, wird die Straße anfällig für den Frost-Tau-Wechsel.

Splitt ist auch keine Lösung

Weil aber gar nicht zu vermeiden ist, dass der Asphaltbelag mitunter kleinste Schäden aufweist, stehen manche Bauamtsleiter dem Salzeinsatz skeptisch gegenüber. Aus dem Altenberger Rathaus heißt es: „Der verstärkte Einsatz von Tausalz verkürzt die Haltbarkeit der Straßendecke. Besser ist der Einsatz von Splitt, um Schäden zu vermeiden.“ Der werde ohnehin gestreut, wenn die Temperaturen unter zehn Grad minus fallen.

Splitt – ist das die Lösung? Nein, heißt es aus dem Landratsamt. Tausalz werde schon seit Ende der 1950er-Jahre verwendet, teilt Peter Guderle, Referatsleiter für Straßenbau und Verkehr, mit. Guderle: „Seitdem hat sich die Technologie immer weiter verbessert, auch hinsichtlich des Umweltschutzes.“ Erst kam das einfache Tausalz, dann das Feuchtsalz, heute die Sole, also Salzlauge, zum Einsatz. Der Effekt sei höher als beim Splitt. „Abstumpfende Streustoffe verbessern nur vorübergehend die Griffigkeit der Fahrbahnoberfläche“, erläutert der Referatsleiter.

Auch spreche die Kosten-Nutzen-Rechnung eindeutig für das Salzen. Guderle: „Bei vergleichbaren Straßen- und Witterungsverhältnissen bedarf es im Vergleich zum Tausalz der zehn- bis 20-fachen Menge an abstumpfenden Streustoffen.“ Diese müssten zudem nach dem Winter aufgekehrt und als Sondermüll entsorgt oder aufwendig gereinigt werden. Letztendlich entstünden beim Splitteinsatz 15- bis 20fache Kosten pro Kilometer Streustrecke, hat man im Landratsamt ausgerechnet. Was darin noch nicht einkalkuliert ist, sind die anstehenden Reparaturarbeiten. Wie hoch die Schäden beispielsweise an den Kreisstraßen tatsächlich sind, werde frühestens Mitte März klar sein, heißt es aus dem Landratsamt.