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Mehr Sanierung als Abriss in Zittau

Arbeiten an 21 Häusern hat die Stadt in ihr Entwicklungskonzept geschrieben – und neue Windrad-Standorte.

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© Rafael Sampedro

Von Thomas Mielke

Zittau. Der Abriss von Wohnhäusern in Zittau geht ungebremst weiter. Derzeit lässt die Wohnbaugesellschaft die Max-Lange-Straße 9 a/b abreißen und das Grundstück zu einem Parkplatz für ihre Mieter im ehemaligen Technologiezentrum umbauen. Das Ende von weiteren Häusern ist bereits fest geplant. Im vergangenen Jahr sind in Zittau mindestens sechs Gebäude abgerissen worden, darunter zwei Blocks in Zittau-Ost. Der Rückbau von außen nach innen ist gewollt, um die historische Innenstadt zu stabilisieren. Welche Entwicklungsziele Zittau sonst noch hat und wo die Stadt gerade steht, wird im Städtebaulichen Entwicklungskonzept (Seko) festgehalten. Das Papier wird regelmäßig überarbeitet. Darüber, was im letzten Jahr eingepreist wurde, hat Birgit Kaiser, Chefin der Stadtentwicklungsgesellschaft, jetzt den Stadtrat informiert. Das sind Auszüge:

Stadtsanierung: 21 Häuser neu aufgenommen

Neben den Abrissen werden immer wieder historische Häuser, vor allem von Privatleuten mit finanzieller Unterstützung der öffentlichen Hand, saniert. Und zwar deutlich mehr als abgerissen werden. Neu aufgenommen in das überarbeitete Seko worden sind 21 Gebäude. Bei der Baderstraße 2, 4 und 6 ist die Sanierung inzwischen abgeschlossen, bei der 8 steht sie kurz bevor. In der Neustadt 34 sind ebenfalls bereits erste Nutzer eingezogen. Zudem laufen Arbeiten oder sind Fördermittel beantragt für: Markt 4 und 7, Amalienstraße 2, 23, 25, Innere Weberstraße 37 und 44, Brüderstraße 10, Böhmische Straße 32, Hochwaldstraße 8, 10, 11, Mandauer Berg 11, Breite Straße 8, 10, 12. Noch nicht enthalten ist zum Beispiel die Innere Weberstraße 39, deren Förderung der Stadtrat vergangene Woche zugestimmt hat. Darüber hinaus sind 18 Einfamilienhäuser neu gebaut worden.

Einwohnerzahl: Zittau schrumpft langsamer

Das Statistische Landesamt hat vorausgesagt, dass die Stadt und ihre Ortsteile – je nach Berechnungsmethode – im Jahr 2025 nur noch knapp 24 000 beziehungsweise reichlich 23 000 Einwohner haben werden. Seit der Volkszählung 2011 weicht die Realität deutlich von der Prognose ab – und zwar negativ: Die Stadt hat demnach schon weniger Einwohner, als sie hätte haben sollen. Damals hatten die Statistiker das Volk aber nicht gezählt, sondern die Einwohner von Städten über 10 000 Einwohner geschätzt – und so Zittau über Nacht um rund 1000 Einwohner gebracht. Trotzdem nähert sich die Realität der Prognose wieder an – was nichts anderes bedeutet, als das Zittau langsamer schrumpft als befürchtet. Die letzten amtlichen Zahlen des Landesamtes stammen vom Juni 2015. Damals hatte Zittau offiziell knapp 26 000 Einwohner, die Prognose sagte reichlich 26 000 voraus. Wenn es so weitergeht, überholt die Realität die Prognose bald in die andere Richtung. Dann leben bald mehr Menschen in Zittau als vorhergesagt. Würden die nichtamtlichen Zahlen der Stadtverwaltung – in denen die über Nacht verschwundenen 1000 Zittauer noch enthalten sind – gelten, wäre das schon passiert.

Überalterung: Immer mehr Singlehaushalte

Ein Grund für das langsamere Schrumpfen der Stadt ist, dass seit 2014 erstmals seit der Wende mehr Menschen nach Zittau ziehen als fortgehen, wie die SZ bereits berichtete. Vor allem 25- bis 40-Jährige und damit potenzielle Eltern kommen zurück beziehungsweise ziehen her. Auch die Zahl der Senioren steigt – wie fast überall in Deutschland. Das wiederum ist einer der Gründe, warum es in Zittau so viele Single-Haushalte gibt: Lebten vor 15 Jahren noch durchschnittlich 2,1 Menschen in einer Wohnung, waren es 2014 nur noch 1,58. Zum Nachteil von Zittau nimmt eine andere Bevölkerungsgruppe ebenfalls zu: Die der jungen Leute, die ihr Ausbildungs-Glück in der Ferne suchen und weggehen.

Tourismus: Zahl der Übernachtungen und Gäste steigt

Rund 20 000 Gäste und über 40 000 Übernachtungen haben die Statistiker des Landesamtes für Zittau und das Jahr 2014 gezählt. Bei den Übernachtungen ist das die höchste Zahl in diesem Jahrtausend. Die tatsächlichen Zahlen dürften noch deutlich höher ausfallen, weil die Statistiker nur größere Beherbergungsbetriebe in ihre Daten aufnehmen. Das ist ein Grund dafür, warum auch die Auslastung der Pensionen und Hotels gestiegen ist – von 19 Prozent im Jahr 2000 auf 37 Prozent im Jahr 2014.

Infrastruktur: Berg-, Amalien- und Äußere Oybiner Straße im Focus

Wie der Verkehrslärm leiser werden soll, hat der Stadtrat mit dem Lärmaktionsplan beschlossen. Dessen Ziele sind genauso in das Seko eingeflossen wie die des Innenstadt-Verkehrskonzeptes, mit dem sich der Rat demnächst beschäftigen soll. Zudem gehören zur Infrastruktur auch Baumaßnahmen. Im Seko aufgenommen worden sind inzwischen abgeschlossene Projekte wie das Feuerwehrdepot in Hirschfelde, die Sanierung der Südstraße oder der Parkplatz Breite Straße. Gebaut wird an der Baderstraße und in Kürze am Rathausplatz. Als dringende Ziele definiert sind der grundhafte Ausbau der Äußeren Oybiner Straße mit dem seit Jahren gesperrten Fußweg, die wegen der bröckelnden Mauerverkleidung halbseitig gesperrte Bergstraße und die bucklige Amalienstraße. Außerdem wollen Land und Kreis die Äußere Weberstraße und den restlichen Teil der Südstraße ausbauen. Noch nicht aufgenommen sind erst kürzlich angeschobene Projekte wie der Ausbau der Schrammstraße.

Externe Pläne: Neue Windradflächen angemeldet

Ebenfalls Einzug ins Seko hat unter anderem der Entwurf des überarbeiteten Regionalplanes Oberlausitz-Niederschlesien gehalten. Darin steht zum Beispiel, dass in Schlegel und Dittelsdorf neue Windradflächen ausgewiesen werden sollen.