Von Mandy Schaks
Osterzgebirge. Alles neu macht der Mai, heißt es im Volksmund. In der Stadt Altenberg wird das ab Juni der Fall sein, zumindest im Bereich Tourismus und Sport. Dann agiert die Verwaltung mit einer Doppelspitze, um den vielfältigen Aufgaben künftig besser gerecht werden zu können: neben dem Tagesgeschäft das große Ganze im Blick zu behalten und auch neue Angebote zu entwickeln. So wird der bisherige Tourismus-chef Marcel Reuter mit Carolin Krupp eine seiner bisherigen Mitarbeiterinnen an die Seite bekommen. Als Doppelgespann sollen sie die Kur- und Sportstadt nach vorn bringen, eigenständig klar getrennte Aufgaben verantworten und sich ergänzen, um gemeinsam den Karren zu ziehen, der in dem Fall Tourismus und Sport heißt.
Die Strukturveränderung und Personalentscheidungen im Altenberger Tourist-Info-Büro gab Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) zur jüngsten Ratssitzung bekannt. Und das Ziel gleich mit: Die Infrastruktur weiterentwickeln und vermarkten, damit die Besucherzahlen steigen. „Wir müssen Geld mit dem Tourismus verdienen.“ Als Orientierung nannte er 500 000 Übernachtungen, die es anzupeilen gilt. Bislang bleiben die Gäste im Jahr etwa 400 000-mal über Nacht. Die Vorgabe ist ehrgeizig. Denn im Wettbewerb mit anderen Mittelgebirgen ist es schwieriger geworden, die Zahlen zu steigern.
Zuletzt – das geht aus Angaben des Statistischen Landesamtes hervor – war die Entwicklung leicht rückläufig. Während das Erzgebirge insgesamt im Vorjahr sowohl bei den Gästen (+ 3,1 Prozent) als auch bei den Übernachtungen (+ 1,1 Prozent) zulegen konnte, blieb die Tourismushochburg Altenberg zurück. Laut Veronika Hiebl, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Erzgebirge, konnte Altenberg im Gegensatz zu Oberwiesenthal nicht von der steigenden Beliebtheit der Region bei Besuchern profitieren. Die Bergstadt kam auf gut 92 000 Übernachtungsgäste. Das ist ein Minus von rund 1,2 Prozent gegenüber 2015. Auch die Übernachtungszahlen waren mit reichlich 366 500 rückläufig – um rund 1,4 Prozent. „Wenn wir nicht ständig Gas geben und neue Produkte auf den Markt bringen und eine gute Budgetausstattung haben, werden wir nach hinten durchgereicht“, sagt Veronika Hiebl. Wie schnell das geht, musste auch sie selbst schon schmerzlich erfahren, als in einer Marktforschungsstudie gefragt wurde, ob unter den Mittelgebirgen das Erzgebirge bekannt ist und auf einmal der Harz besser abschnitt als noch bei einem Ranking davor. „Das geht schneller, als man denkt.“
Die Verstärkung
Das weiß Altenberg. Doch der Stadt fällt es immer schwerer, die bisherige Infrastruktur aufrechtzuerhalten, geschweige denn, sie weiterzuentwickeln. „Wir kommen an Grenzen“, verhehlte Bürgermeister Kirsten nicht. Das hänge einerseits mit der demografischen Entwicklung und damit sinkenden Einwohnerzahlen gerade in ländlichen Gebieten zusammen und andererseits mit den zunehmenden Aufgaben, um die sich das Rathaus kümmern muss. „Das bindet unsere Kräfte.“ Hinzu kommt, dass Flächengemeinden wie Altenberg – mit gut 145 Quadratkilometern Ausdehnung die siebentgrößte Kommune in Sachsen – vom Freistaat pro Einwohner nicht mehr Geld bekommt als andere Städte und Gemeinden. Dabei muss Altenberg aufgrund seiner Größe zum Beispiel 15 Feuerwehren und nicht nur eine oder zwei sowie neun Kindereinrichtungen unterhalten. „Das alles ist über diesen Schlüssel nicht mehr zu finanzieren“, sagte Kirsten. „Die Kommunen sind unterfinanziert.“
Deshalb will Altenberg nun mit neuer Struktur und Organisation im Tourismus und Sport effektiver und damit wirtschaftlich erfolgreicher arbeiten. Marcel Reuter wird sich um die Hardware kümmern, wie es Kirsten formulierte, also um die touristische Infrastruktur, und seinen Schreibtisch ganz nah beim Bürgermeisterbüro haben. Carolin Krupp indes wird für die Software zuständig sein. Das heißt, sie muss mit ihrem Team die touristischen Angebote an die Gäste bringen. Das geschieht von der Zentrale am Bahnhof aus, dem Tourist-Info-Büro. Für den Weggang von Reuter dort soll es Ersatz geben, kündigte Kirsten an.