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Mehr Platz für Urnen

Ein Ort zum Trauern und Gedenken ohne Pflegeaufwand – das wünschen sich viele Nünchritzer. Deshalb wird der Friedhof jetzt ausgebaut.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Nünchritz. Der Platz für Urnen wird knapp. Aktuell sind noch 14 Bestattungen in den Urnenstelen auf dem Nünchritzer Friedhof möglich, vor wenigen Wochen waren es noch 22. „90 Prozent der Hinterbliebenen wünschen eine Bestattung in den Kammern“, erklärt Anja Wagenhaus von der kommunalen Friedhofsverwaltung. Nach den Urneneinzelgräbern in der Erde, die von den Hinterbliebenen selbst gepflegt werden, werde dagegen immer seltener gefragt. Die Gemeinde bereitet deshalb bereits den fünften Bauabschnitt zur Erweiterung des Friedhofes vor. – Die Urnenwandanlage „Waldesruh“ soll in den Jahren 2017 bis 2019 entstehen und Platz für knapp 1 200 Urnen bieten. Das sollte den Bedarf für die nächsten zehn Jahre decken, so Bürgermeister Gerd Barthold (CDU). Die Baukosten werden insgesamt auf knapp 600 000 Euro geschätzt, wobei die Optik der neuen Wände der seit 2011 gebauten Urnen-Stelen-Anlage „Vergiss Mein Nicht“ entsprechen werde. Die Wände bestehen also aus rotem Stein, während die jeweils vier übereinander liegenden Urnenkammern mit dunkelgrauen Platten geschlossen werden. Nebeneinander sollen fünf bis sieben Urnen Platz finden.

Geplant hat das Großenhainer Büro von Annett Dippe nach mehreren Beratungsrunden und Workshops insgesamt elf dieser Urnenwände, die senkrecht zum Weg hinter den Urnenstelen aufgebaut werden sollen. So wirkt die Anlage nicht zu massiv und lässt weiterhin Blicke in den Wald dahinter zu, erklärt Annett Dippe. Als Abgrenzung zu den Bäumen soll eine Staudenreihe gepflanzt werden. Bänke und sogenannte Pietätsräume werden zudem genauso geplant wie ein großzügiges Umfeld, um Beerdigungen mit 40 oder 50 Gästen zu ermöglichen. Die Urnenkammern befinden sich auf beiden Seiten der Wände sowie am Kopf der Wände Richtung Friedhof.

Die Planungen fanden im Gemeinderat breite Zustimmung und sollen nun in die Haushalsplanungen einfließen. Im Frühjahr könnten die ersten Bauarbeiten ausgeschrieben und dann zügig gebaut werden, so Bürgermeister Gerd Barthold. Sollten die Urnenkammern bis dahin nicht reichen, gibt es gleich mehrere Möglichkeiten: „Die Bestattungsfrist beträgt ein halbes Jahr, die Angehörigen könnten also warten – aber das will nicht jeder“, erklärte Anja Wagenhaus. Zudem bietet Nünchritz nach wie vor die anonyme Bestattung auf der Wiese sowie die traditionelle Bestattungsform in Urnengräbern an. Diese Gräber sollten auch nicht vernachlässigt werden, mahnten gleich mehrere Gemeinderäte an.

„Wir müssen aufpassen, nicht alles Geld in die Stelen zu stecken. Auch die Einzelgräber müssen gepflegt werden, da muss etwas passieren“, sagte zum Beispiel CDU-Rat Holger Rautschek. Zu den Ideen, die bestehenden Grabfelder mit Mulch oder Bodendeckern aufzuwerten, gab Planerin Dippe jedoch zu bedenken, dass der Arbeitsaufwand dafür groß sei beziehungsweise das Unkraut trotzdem ungehindert sprießen könnte. Sie schlägt deshalb vor, Steinmulch zu verwenden und die Grabfelder nach und nach neu zu gestalten – durch die langen Ruhezeiten von 20 Jahren sei das jedoch ein Projekt für die nächsten Jahrzehnte. Grundsätzlich habe man sich aber bereits entschieden, die für den Friedhof typische Gartenarchitektur erhalten zu wollen.

Trotzdem ist es denkbar, dass künftig auch sogenannte Baumbestattungen in Nünchritz möglich sein werden. Den Platz oder besser gesagt den Wald gebe es bereits in direkter Nachbarschaft zum Friedhof, hieß es auf eine Anfrage von Birgitt Köhler (Die Linke). Entscheiden müsste das der Gemeinderat, sagte Gerd Barthold.