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Mehr Platz für Unternehmen

Nach der Insolvenz des Getriebewerks Pirna werden die Hallen nicht verwaisen. Die neuen Eigentümer haben einen Plan.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Pirna. Das Gelände mit den Gebäuden des ehemaligen Getriebewerks Pirna hinter der GO-Tankstelle an der neuen Elbbrücke hat den Besitzer gewechselt. Neuer Eigentümer ist eine Investorengruppe von ortsansässigen Unternehmern. Das teilt Projektmanager Tobias Körner mit, der von der Gruppe als Verwalter für das Gelände eingesetzt wurde. Welche Unternehmen sich konkret hinter der Gruppe verbergen, teilt er nicht mit. Auch zur Kaufsumme wollte Körner keine näheren Angaben machen. Allerdings lässt er durchblicken, dass es sich um eine siebenstellige Summe gehandelt habe.

Bis Ende September zieht das Getriebewerk aus den Hallen aus. Das Unternehmen ging in die Insolvenz und wurde von einer Tochtergesellschaft der Schmiedeberger Gießerei aufgekauft. Die Produktion wird künftig am Standort im Osterzgebirge fort geführt.

Nun stellt sich die Frage, was die neuen Eigentümer mit dem früheren Betriebsgebäude an der Dresdner Straße planen. „Ein Abriss ist vom Tisch“, erklärt Tobias Körner vorweg. Diese Möglichkeit schloss Insolvenzverwalter Ralf Hage Anfang August vor der Grundstücksveräußerung als Option nicht aus. Die Investorengruppe möchte die Liegenschaft teilweise für ihre eigenen Betriebe nutzen. „Vermutlich nicht zur Produktion, sondern zunächst als Lagerfläche“, erläutert Körner. Die restlichen Gebäude sollen renoviert werden. Besonders hohen Bedarf hat die längliche Halle auf dem hinteren Teil des Areals. Unter anderem ist das Dach partiell eingestürzt. Körner rechnet mit einer Investitionssumme von 100 000 Euro.

Die Sanierung beginnt Anfang 2017. Körner ist optimistisch, dass sich bereits Mitte 2017 Betriebe in dem Gebäude einmieten können. „Wir hoffen, dass an dem Standort neue Arbeitsplätze entstehen“, so der Verwalter. Er weiß aus seinem Berufsumfeld, dass zahlreiche mittelständische Unternehmen aus Pirna und Umgebung Interesse an kleineren Gewerbeeinheiten hätten.

Mietverträge laufen weiter

„Viele wollen nicht in einen großen Hallenneubau auf den noch freien Flächen im Gewerbepark investieren, sondern suchen kleinere Lösungen. Wir springen hier in eine Lücke“, sagt der Fachmann. Auch die Anbindung des Geländes an die Infrastruktur sei optimal. „Man gelangt schnell von der Autobahn und von der Sachsenbrücke auf das Areal“, informiert Körner. Das Gelände ist von der Dresdner Straße aus erreichbar. Weitere Zuwegungen, zum Beispiel von der Glashüttenstraße, sind derzeit nicht geplant. Die Nutzfläche sämtlicher Betriebsgebäude beträgt 8 700 Quadratmeter .

Aufatmen können aber auch die fünf Mieter, die sich bereits auf dem Gelände des ehemaligen Getriebewerks befinden, darunter eine Schmiedewerkstatt und ein Kfz-Handel. Körner verspricht, dass sämtliche bestehenden Mietverträge unverändert weiterlaufen. Diese Nachricht hört Maik Schneider gerne. Er führt seit 2006 einen Autohandel auf dem Areal. „Das bedeutet für uns Kontinuität“, stellt der Geschäftsmann erfreut fest.

Genauso zufrieden blickt Ralf Hage, Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter des früheren Getriebewerks Pirna, auf die Entwicklung. „Innerhalb von einem Jahr ist es gelungen, Betrieb, Immobile und Mitarbeiter loszueisen“, sagt der Jurist.

Mit einem Wermutstropfen, denn von den ehemals 55 Beschäftigten konnten nur 27 übernommen werden. Bei dieser Regelung wurde laut Hage auch lang und intensiv gemeinsam mit dem Betriebsrat und der Schmiedeberger Gießerei verhandelt, um den Übergang so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. „Ich bin zuversichtlich, dass die nicht übernommenen Beschäftigten rasch wieder Arbeit finden“, so Hage. Schließlich sei die Nachfrage nach ausgebildeten Fachkräften, gerade nach CNC-Fräsern oder Drehern, in der Region sehr groß. In Schwierigkeiten gekommen war das Werk bereits 2008/09. Die Wirtschaftskrise ließ die Aufträge drastisch einbrechen. Verluste waren die Folge. Erholt hat sich die GmbH davon nie. Sämtliche Reserven waren aufgebraucht. Da reichte eine kleine Delle bei den Umsätzen Mitte 2015 aus. Der Insolvenzantrag war unvermeidlich.