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Mehr Platz für mehr Kinder

Die Kinderzahlen in der Region steigen. Doch werden die geschaffenen Plätze in den Kitas reichen?

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© René Plaul

Von Nicole Preuß

Landkreis. Vivien hat’s gut. Die Eltern des Mädchens haben einen der begehrten Krippenplätze in der Großnaundorfer Kita „Kleine Strolche“ ergattert. Wie in vielen Einrichtungen in der Region ist dort aber inzwischen kein Platz mehr zu bekommen. Dabei hat die Gemeinde Großnaundorf erst in diesem Jahr einen aufwendigen Anbau hinter sich. Zehn neue Krippen- und zehn Kindergartenplätze wurden geschaffen. Damit können die Erzieherinnen nun ein Drittel mehr Kinder aufnehmen als ursprünglich. Doch das reicht nur für die Kinder aus der eigenen Gemeinde. Anfragen aus anderen Kommunen musste die Leiterin schon absagen. „Die Verträge sind da, wir sind ausgebucht“, sagt Carola Klemm. Die kleine Gemeinde hat 410 000 Euro in das Projekt gesteckt. Und sie steht mit dieser Investition nicht allein da.

Die meisten Städte und Gemeinden im Kamenzer Land haben in den vergangenen Jahren neue Betreuungsplätze geschaffen. Viele Erweiterungen entstanden für die ganz Kleinen, die Krippenkinder. Königsbrück hat zum Beispiel fast 50 neue Kitaplätze gebaut. „Wir haben Container gestellt, weil der Bedarf einfach da war“, sagt Bürgermeister Heiko Driesnack. 2014 bekamen die Eltern in Königsbrück doppelt so viele Kinder wie noch im Jahr zuvor. Darauf will sich die Verwaltung einstellen.

Elstra hat sich da bereits frühzeitig gekümmert. Die Stadt erweiterte schon 2012 den Krippenbereich ihrer Kita. Nun soll der Platz reichen. „Der Bedarf ist gedeckt“, sagt Angela Wünsche aus der Stadtverwaltung. Ähnlich geht es Großröhrsdorf. Die Stadt baute 2012 und 2013 einen komplett neuen Kindergarten. Die „Erfinderkinder“ konnten damit 36 weitere Kinder aufnehmen. Auch Tagesmütter wurden engagiert, die Kinder privat betreuen. „Da der Bedarf an Kita-Plätzen momentan gedeckt werden kann, sind keine Erweiterungen geplant“, sagt Stadtsprecherin Anja Kurze. Kamenz hat ebenfalls neue Plätze geschaffen. Allerdings musste dafür nicht gebaut werden, sondern nur neu organisiert. 197 Krippenkinder kann die Stadt inzwischen in den Kitas unterbringen. Die Stadt Bernsdorf will hingegen in den nächsten Wochen auch die Baumaßnahme an der Kita im Ortsteil Straßgräbchen abschließen. Acht Plätze für Kleinkinder entstanden dort. Bei der Gelegenheit wurde auch gleich die Heizungsanlage in dem Gebäude ausgetauscht. Die Kinder waren in der Bauzeit in der Vereinsgaststätte in Straßgräbchen untergebracht.

Gemeinden bereiten sich vor

Ein Grund, weshalb die Kommunen die Plätze schufen, ist der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Der gilt seit August 2013. Eltern, die keinen Platz bekommen, können die Gemeinden damit verklagen. Der Großnaundorfer Bürgermeister Jürgen Kästner sieht darin ein Problem. „Da hätten sie erst mal mit den Kommunen sprechen müssen, bevor sie so was einführen“, sagt er. Schließlich gebe es in Großnaundorf auch noch anderes zu tun. Da ist zum Beispiel die Turnhalle, die eigentlich in diesem Jahr saniert werden sollte. Diese Baumaßnahme wurde wegen des Anbaus verschoben. Doch er ist auch froh, dass die Gemeinde nun mehr Eltern einen Platz anbieten kann. Denn die Geburtenzahlen steigen immer noch leicht an. So kamen in Großnaundorf im vergangenen Jahr 17 Kinder zur Welt, fünf mehr als im Vorjahr. Im gesamten Kamenzer Land zählte das Statistische Landesamt im vergangenen Jahr 613 Kinder. Damit wurden fast 80 Kinder mehr geboren als noch 2013.

Einige Gemeinden stellen sich darauf ein. So hat die Stadt Pulsnitz bereits über 140 Betreuungsmöglichkeiten für Kinder zwischen einem und drei Jahren. Nun soll weiter investiert werden. So will die Stadt die Kita in Oberlichtenau erweitern. Ein Anbau für mehr als 20 Krippenkinder soll gebaut werden. Das Geld dafür ist bereits eingeplant. Der Großnaundorfer Bürgermeister Jürgen Kästner glaubt, dass der Anbau nun der Letzte war. „Doch das hab ich 2008 auch gesagt“, sagt er. Schon damals bekamen die „Kleinen Strolche“ mehr Platz in ihrem Gebäude am Sportplatz.