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Mehr Platz für die Wurst

Der Schlachthof in Struppen vergrößert sich. Auch, um neue Produkte anbieten zu können.

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© Kristin Richter

Von Nancy Riegel

Struppen. Im Landschlachthof in Struppen herrscht wieder Betrieb. Knacker, Salami, Leberwurst – wenige Tage nach der Wiedereröffnung des renovierten Verkaufsraums stehen die Kunden für Fleisch und Wurst aus der Sächsischen Schweiz Schlange. Drei Wochen lang war hier geschlossen, mussten die Verkäuferinnen mit einem Wagen auf dem Parkplatz vorlieb nehmen. Nun stehen sie hinter einer modernen Theke, während hinter ihnen Kühe auf den Wiesen grasen – natürlich nur auf Fotos. Die Umgestaltung des Landschlachthofs war allerdings nur die erste Etappe eines umfassenden Umbauvorhabens der Agrarproduktion „Am Bärenstein“.

Ines Senger gehört neben Uwe Scheumann zum Vorstand der Agrarproduktion „Am Bärenstein“ in Struppen.
Ines Senger gehört neben Uwe Scheumann zum Vorstand der Agrarproduktion „Am Bärenstein“ in Struppen. © Archivfoto: Daniel Förster

An der Südseite des bisherigen Gebäudes an der S 168 soll ein rund 100 Quadratmeter großer Anbau entstehen. Schon in dieser Woche beginnen dafür die ersten Arbeiten. In der neuen Halle sollen weitere Lagerräume angelegt werden, außerdem ist der Bau einer zweiten Küche geplant. Eine Million Euro kostet das Vorhaben, das, je nach Wetterlage, Mitte 2017 abgeschlossen sein soll.

Und das trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation für regionale Landwirtschaftsbetriebe. Aktuell macht den Bauern der Milchpreis zu schaffen. „Um kostendeckend arbeiten zu können, müssten wir 33 Cent pro Liter bekommen. Zurzeit sind es nur 23 Cent“, sagt Ines Senger vom Vorstand der Agrarproduktion. Warum dann gerade jetzt die Investition? Ines Senger glaubt, dass auch wieder bessere Zeiten kommen werden. Denn im Allgemeinen läuft es gut für das Unternehmen. In den letzten 20 Jahren konnte es seinen Umsatz etwa verdoppeln. 65 Mitarbeiter, darunter zehn Lehrlinge, arbeiten im Betrieb. Die Umbauarbeiten sieht sie als Investition für die Zukunft.

Dann soll in der bisherigen Küche der Mittagstisch zubereitet werden, in den neuen Räumen möchte sich die Agrarproduktion an Fertiggerichten probieren. Eine Neuerung für den Betrieb. Hausmannskost in Konserven geht dann über die Ladentheke. Soljanka, Flecke, Erbsensuppe, Wurstgulasch: Rund 15 Gerichte will das Unternehmen zunächst anbieten. „Dann entscheiden die Kunden durch ihr Kaufverhalten, welche Gerichte weiterhin produziert werden und welche nicht“, so Ines Senger. Die Konserven sollen aber definitiv nur in den Filialen der Agrarproduktion angeboten werden, betont sie. Ein Weiterverkauf an Supermärkte beispielsweise ist nicht vorgesehen.

Die vier Filialen der Agrarproduktion sind das Hauptaugenmerk der Direktverarbeitung: der Landschlachthof in Struppen, die Obstscheune in Krietzschwitz, der Bauernmarkt bei Borthen und die Filiale am Kino in Pirna. Alle Fleisch- und Wurstwaren, die hier über die Theke gehen, werden in der Agrarproduktion produziert. Dafür werden im Jahr etwa 2 000 Schweine und 240 Rinder geschlachtet. Daneben hält die Agrarprodukte Struppen GmbH noch Milchkühe. Die Milch und das Fleisch von ihnen werden allerdings von Struppen aus weiterverkauft.

Die erste Etappe des Umbaus wurde bereits abgeschlossen, die Neugestaltung des Verkaufsraums. Geblieben ist das Angebot in der Kühltheke, und das soll auch erst einmal so bleiben: „Ziel des Umbaus ist es nicht, mehr Fleisch- und Wurstwaren zu produzieren, sondern bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Natürlich können wir durch den zusätzlichen Raum aber unser Angebot perspektivisch ausbauen“, erklärt Ines Senger. Sie meint damit eben genannte Fertigprodukte, aber auch bei der Auslage in der Theke seien die Wünsche der Kunden gewachsen. So würden viele heute wieder mehr Wert auf Qualität legen und eher „veredelte“ Fleischwaren kaufen. Also lieber bereits gewürzten und gestückelten Gulasch, als ein Kilo pures Rindfleisch.

Während der Umbauarbeiten geht der Betrieb im Landschlachthof ganz normal weiter, die Kunden müssen sich also nicht auf Einschränkungen einstellen. Auch die bis zu 130 Mittagsgäste werden weiterhin verköstigt.