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Mehr Platz für die Lockwitz

Damit der Fluss besser für Hochwasser gerüstet ist, werden Millionen Euro verbaut. Eines der Projekte ist jetzt fertig.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Reinhardtsgrimma. Im Hintergrund dreht sich der Kran, im Vordergrund steht Eckehard Bielitz gut gelaunt vor der Baustelle des Rückhaltebeckens Reinhardtsgrimma. Das wird seit 2013 von der Landestalsperrenverwaltung (LTV) saniert. Nun gehen die Arbeiten in den Endspurt. Voraussichtlich im September können sie abgeschlossen werden, sagt Bielitz, der Leiter des Landestalsperrenbetriebes Oberes Elbtal ist. Der Damm verhindert, dass Reinhardtsgrimma und andere Orte im Lockwitztal überflutet werden und funktionierte bislang tadellos. Dennoch musste die LTV den Damm sanieren. Der Beton an der Anlage bröckelte. Die Diagnose: Betonkrebs. Damit der Damm auch in den nächsten Jahrzehnten Schutz gewährt, wurden zunächst die Brücke auf der Dammkrone und die Sammelrinne erneuert. Über diese fließt das Wasser ab, wenn das bei einem Hochwasser mit 384 000 Kubikmeter angestaute Becken es nicht mehr halten kann.

Jetzt muss unter anderem noch ein Teilstück der sogenannten Schussrinne gebaut werden. Diese Rinne leitet das Wasser ab, das im Hochwasserfall nicht mehr angestaut werden kann. Die Rinne beginnt an der Dammkrone und endet im sogenannten Tosbecken, das bereits fertig ist.

Das Tosbecken steht wie ein mächtiger Betonklotz in der Landschaft. Es ist knapp zehn Meter lang, drei Meter breit und fünf Meter hoch. Die mächtigen Mauern des Tosbeckens sollen für das Wasser, das über die Schussrinne, die hier einströmt, wie ein Bollwerk wirken. „Beim Hochwasser fließen hier pro Sekunde bis zu 40 Kubikmeter Wasser rein“, sagt Bielitz. Das Tosbecken soll dafür sorgen, dass es sich beruhigt. Dazu wurde ein kleiner Betonrechen eingebaut. „Unsere Modellversuche haben gezeigt, dass die Mauern noch 70 Zentimeter höher sein müssten“, sagt Bielitz. Doch darauf habe man verzichtet. Stattdessen wird hinter der Mauer ein kleiner Kanal gebaut, über den das übergeschwappte Wasser in den Ablaufkanal geleitet werden soll.

Voraussichtlich im September werden die Arbeiten am Lockwitzdamm abgeschlossen sein. Schon jetzt sei absehbar, dass die geplanten 2,8 Millionen Euro Baukosten ausreichen werden.

Auffangbecken für Lungkwitz?

Nach der Sanierung des Reinhardtsgrimmaer Dammes dürften die Anlieger der Lockwitz beim nächsten Unwetter noch ruhiger schlafen – zumindest die in den nächstgelegenen Orten. Am Unterlauf bleibt die Lockwitz weiter ein Sorgenkind, weil der kleine Fluss durch weitere Zuflüsse breiter und gefährlicher wird. Deshalb gibt es in Dresden Forderungen, auch oberhalb des Kreischaer Ortsteils Lungkwitz ein Auffangbecken zu errichten. „Doch dafür gibt es noch keine Planungen“, sagt Bielitz.

Während an dieser Stelle also noch viel zu tun ist, wurde weiter flussaufwärts ein millionenschweres Vorhaben abgeschlossen. Im Glashütter Ortsteil Niederfrauendorf sind alle Schäden, die das Hochwasser im Juni 2013 hier angerichtet hatte, beseitigt worden. Mehr noch: In den letzten Monaten wurden an vielen Stellen neue Böschungen angelegt und Stützwände errichtet. „Wir haben dem Lockwitzbach mehr Platz gegeben“, sagt Glashüttes Bauamtsleiter Mario Wolf. Auch entlang des Häuslerweges. Hier hätte das Bachbett noch breiter werden können, erklärt er. Dennoch verständigte sich das Bauamt zusammen mit dem Planungsbüro und den Anwohnern auf einen Kompromiss.

Der ist jetzt fertig geworden. „Sollte es noch einmal so einen Starkregen wie im Juni 2013 geben, würde der Lockwitzbach zwar wieder über die Ufer treten und das Wasser wieder auf dieser kleinen Straße fließen“, sagt Wolf. Allerdings würde er diese nicht ausspülen, weil diese nun befestigt wurde.

Das Wasser würde auf dem Asphalt entlang- und später in den Lockwitzbach zurückfließen. Denn die Straße besitzt ein Gefälle und zum Bach hin eine Bordsteinkante mit Öffnungen. Die Umgestaltung des Häuslerweges ist nicht die einzige Maßnahme, welche die Stadt Glashütte ergriffen hat, um Nieder- und Oberfrauendorf besser vor dem nächsten Hochwasser zu schützen. An zehn verschiedenen Stellen wurden die Lockwitz und der kleinere Zufluss, das Rotwasser, verändert. Mit den bisher fertiggestellten Maßnahmen konnte Glashütte nun den Großteil der geplanten Arbeiten abschließen. Dazu wurden bisher 1,3 Millionen Euro ausgegeben, die die Stadt komplett aus dem Fluthilfefonds finanzieren konnte.

Noch stehen zwei Maßnahmen an. So soll die Brücke am Spielplatz erneuert werden. Hier muss auch die Böschung in Ordnung gebracht werden. Wesentlich größer wird der Eingriff sein, den Glashütte unweit des Gerätehauses plant. Das steht unweit der Lockwitz und droht, überschwemmt zu werden, da sich Wasser auf einer Wiese stauen kann. Damit es abfließen kann, soll ein Umfluter errichtet werden. Auch der Zufluss zum nahen Fischteich soll erneuert werden. Ziel ist es, im nächsten Jahr zu beginnen.