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Mehr Platz für die Feuerwehr

Großhennersdorf hat seit 135 Jahren eine Löschtruppe. Sie braucht jetzt mehr Platz – und dafür Unterstützer. Zuvor wird aber gefeiert.

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© Matthias Weber

Von Steffen Gerhardt

Der Traditionsverein erwartet am Wochenende viele Besucher in seinem Domizil. Dazu ist die alte Feuerwehrtechnik auf Hochglanz gebracht worden, und letzte Arbeiten an der Ausstellung sind noch im Gange, sagen die beiden Vereinsvorstände Siegfried Anders und Werner Schreier. Denn wenn die Großhennersdorfer Feuerwehr ihr Gründungsjahr zum 135. Mal feiert, dann interessieren sich die Leute auch für deren Geschichte. Sie im Gedächtnis der Großhennersdorfer wach zu halten, sind Aufgabe und Ziel des Traditionsvereins der Freiwilligen Feuerwehr Großhennersdorf. Und was die derzeit 17 Mitglieder bisher alles zusammengetragen haben, ist beeindruckend.

Siegfried Anders, der Techniker im Verein, braucht nicht lange zu überlegen: „80 Prozent der ausgestellten Sachen stammen von unserer Ortsfeuerwehr“, sagt der in Großhennersdorf aktive Feuerwehrmann. Vor allem Scheunenfunde sind es, die das Sammlerherz der Vereinsfreunde höherschlagen lassen. Und die Leihgaben beziehungsweise Schenkungen der Einwohner. Dazu kommen die eigenen Recherchen des Vereins. Darauf verweist Werner Schreier. „Wir können die Geschichte der Wehr von ihrer Gründung als Freiwillige Anstaltsspritzenmannschaft am 25. Juni 1881 bis in unsere heutigen Tage fast lückenlos erzählen“, sagt der Großhennersdorfer.

In ihrem 135. Jahr ist die Feuerwehr eine junge Truppe, berichtet der stellvertretende Wehrleiter Peter Kunath. „Unser Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren. Wir haben 28 aktive Kameraden, darunter sechs Frauen und dazu eine starke Jugendfeuerwehr.“ Stolz zeigt Peter Kunath auf die vielen Urkunden im Feuerwehrhaus, die der Nachwuchs, aber auch die gestandene Truppe bei Wettkämpfen errungen haben. Beim Gang durch das Gerätehaus fällt Peter Kunath auf, dass die Kameraden am Wochenende noch ein Jubiläum feiern können: 20 Jahre neues Feuerwehrhaus. Seit 1996 haben die Großhennersdorfer ihr Depot am Marktplatz. „Mit den Räumen als Unterkunft sind wir zufrieden. Was wir vermissen, ist ein dritter Stellplatz für Technik, so wie er ursprünglich vorgesehen war“, sagt der zweite Wehrleiter.

Noch heute äußern die Kameraden ihr Unverständnis dafür, dass die Ausfahrten nach hinten verlegt wurden, statt zum Marktplatz hin. Das würde an diesem Wochenende ein ganz anderes Bild geben, wenn die aktuellen Einsatzfahrzeuge – ein Mercedes Löschfahrzeug von 2010 und ein altgedienter W 50 von 1972 –, in Sichtweite der alten Löschtechnik des Traditionsvereins stehen würden. Der Anfang 2004 gegründete Verein hat seinen Sitz im Tuchhaus neben der Feuerwehr. „Eine Menge Schweiß und Nerven hat uns der Ausbau und die Sanierung des Hauses gekostet“, erinnert sich Siegfried Anders. Doch zwölf Jahre später ist das Haus mit Raritäten und Gegenständen aus drei Jahrhunderten Feuerwehrtechnik voll gefüllt.

Besondere Freude löst bei Siegfried Anders eine der ersten Handruckspritzen aus, die in Großhennersdorf im Gebrauch waren. Sie stammt aus dem Jahr 1876. Damals schlossen sich die Bauern zusammen und kauften sich eine Spritze, um gegen Brände auf ihren Höfen vorgehen zu können. Erst der verhängnisvolle Brand im Katharinenhof am 1. August 1880 führte ein knappes Jahr später zur Gründung einer Löschmannschaft. Gut 100 Jahre später wütete noch einmal ein verheerender Brand in der Einrichtung. 20 Tote waren zu beklagen. Der 15. November 1983 hat sich daher tief in das Gedächtnis der zu dieser Zeit tätigen Kameraden buchstäblich eingebrannt. In der Ausstellung des Traditionsvereines ist diesem Ereignis eine eigene Tafel gewidmet.

Die Kameraden heute sind vor tragischen Erlebnissen ebenfalls nicht gefeit. Erinnert sei nur an den schweren Unfall mit dem Wartburg am Abzweig Lindenallee vor genau einem Jahr. Dieser forderte vier Menschenleben. Somit wurde der 21. Juni 2015 zu einem Einsatztag, der ebenfalls in die Geschichte der Ortswehr eingehen wird. Aber soweit ist der Traditionsverein mit der Aufarbeitung noch nicht.

Wenngleich seine Mitglieder große Pläne für die Zukunft haben, wie Werner Schreier sagt: „Wir wollen neben unserem Gebäude eine Halle errichten in der wir unsere Fahrzeuge und Anhänger unterstellen. Das Tuchhaus ist inzwischen zu klein geworden für die Technik.“ Mit diesem Wunsch, für dessen Umsetzung noch Sponsoren gesucht werden, sind die Vereinsfreunde nicht allein. Auch Peter Kunath spricht von Vergrößerung in Bezug auf das Feuerwehrhaus. „Wir möchten drei Garagen aufstellen lassen, um darin unsere Anhänger unterzustellen“, erklärt der stellvertretende Wehrleiter. Vorgesehen ist, noch einen zweiten, schon vorhandenen Anhänger mit Schläuchen auszustatten und einen für den Einsatz bei Hochwasser anzuschaffen und dafür herzurichten.