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Mehr Natur für Hortkinder

Erstmals im Osterzgebirge lernen Schüler spielend auf einer Streuobstwiese. Ein besonderes Projekt macht es möglich.

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© Kamprath

Von Maik Brückner

Reinhardtsgrimma. Für Elvira, Emma und Jonas beginnt die Natur gleich hinter dem Hortspielplatz. Denn seit März gehört eine Streuobstwiese zum Hort in Reinhardtsgrimma. Sie zu bekommen, war gar nicht so einfach, sagt Hortleiterin Bettina Götze, deren Team 100  Kinder betreut. „Als ich den Hort 2012 übernommen habe, ist mir gleich aufgefallen, dass der Spielplatz ziemlich klein ist“, erinnert sie sich. Allerdings sah sie, dass es nicht viel Möglichkeiten gab, den Spielplatz zu erweitern. Denn das Schul- und Hortgebäude befindet sich mitten im Ort. Alle Flächen drumherum sind mit Häusern bebaut, zu denen auch Gärten und Wiesen gehören. Einzig die Wiese hinter dem Hortspielplatz bot sich als Erweiterungsfläche an. Der verwilderte Garten gehörte zu einem Hof, der seit Längerem unbewirtschaftet war. Es sei aber nicht möglich gewesen, mit dem Besitzer, einer Erbengemeinschaft, handelseinig zu werden, erzählt Frau Götze. Nun habe der Hof einen neuen Besitzer, der bereit war, die etwa 1 000 Quadratmeter große Fläche an die Stadt Glashütte zu verpachten. Die übernahm die Fläche im Frühjahr und ließ sie von einer Gartenbaufirma in Ordnung bringen. „Die hat uns die Bäume verschnitten und die Sträucher beseitigt“, erzählt Frau Götze.

Kein zweiter Spielplatz

Der Hort wollte hier keinen zweiten Spielplatz einrichten. „Es sollte eine Streuobstwiese bleiben“, erzählt Frau Götze. Und damit das gelingt, griff der Hort auf ein Angebot der Grünen Liga zurück. Der Umweltverein bot Kindereinrichtungen der Region an, an einem Wildobstprojekt teilzunehmen. „Frau Götze hat sofort reagiert“, sagt Antje Lindner von der Grünen Liga. Beide Frauen trafen sich, um eine Zusammenarbeit auszuloten. Eigentlich sollte die Wildapfelallee zwischen Cunnersdorf und Schlottwitz im Mittelpunkt stehen. Aber weil der Weg vom Hort zur Allee sehr weit ist, erklärte sich Frau Lindner bereit, neben der Wildapfelallee auch die Streuobstwiese am Hort in das Projekt aufzunehmen. In regelmäßigen Abständen wird sie nun den Hort besuchen. Im Herbst möchte sie mit den Kindern Äpfel pflücken, um danach Saft zu pressen, Apfeltaschen und -kuchen zu backen. Auch Apfelmus möchte sie mit ihnen zubereiten. Im Winter sollen Nistkästen gebaut und angebracht werden.

Mit diesen Aktionen möchte Frau Lindner, dass die Kinder hautnah und praktisch erleben, was im Unterricht nur theoretisch behandelt werden kann. Und dafür bietet sich die für das Osterzgebirge typische Streuobstwiese an. „Diese Wiese erfreut uns mit einer großen Artenvielfalt an Pflanzen, Säugetieren, Vögeln und Kleinstlebewesen“, sagt Frau Lindner. Damit die sich hier wohlfühlen, wurden neben den acht alten Bäumen vier neue gepflanzt. Aus versicherungstechnischen Gründen müssen wir die Wiese noch einzäunen, erklärt Hortleiterin Bettina Götze. Diese Kosten übernimmt das Rathaus, sagt Bürgermeister Markus Dreßler (CDU). Für das Projekt Streuobstwiese hatte die Stadt allerdings kein Geld vorgesehen. Dass es trotzdem starten kann, ermöglicht der frühere Glashütter Bauamtsleiter Andreas Nietzold. Der Unternehmer aus Johnsbach leitet in Freital das Unternehmen Town & Country. Es verkauft Fertigteilhäuser und engagiert sich auch im Naturschutz. Für das Streuobstwiesenprojekt stellte Nietzold 1 000 Euro bereit, die Grüne Liga unterstützt das Projekt mit knapp 2 000 Euro.

Hortleiterin Bettina Götze ist zuversichtlich, dass die Wiese die Hortarbeit wesentlich bereichern wird. Bereits in den ersten Wochen zeigten die Hortkinder großes Interesse an den Vorgängen auf der Wiese. „Manche Kinder wussten Dinge, von denen wir Erzieherinnen noch nichts gehört hatten“, sagt die Hortleiterin. Vielleicht macht das Projekt Streuobstwiese Schule. Gegenwärtig läuft es bei der Grünen Liga als eine Art Pilotprojekt.