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„Mehr Mut zum Risiko“

Wie dem Leerstand in den Anlagen begegnet werden kann, wurde nun in Berlin diskutiert. Der Riesaer Verband der Gartenfreunde nimmt auch die Kommunen in die Pflicht.

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© SZ-Archiv/Lutz Weidler

Von Stefan Lehmann

Riesa. Der demografische Wandel ist und bleibt die größte Herausforderung für die Kleingärten in der Region. Das hat der Vorsitzende des Verbands der Gartenfreunde Riesa, Torsten Sittmann, anlässlich des 4. Bundeskleingärtnerkongresses erklärt, der jetzt in Berlin stattfand.

In diesem Zusammenhang forderte Sittmann auch die Politik zum Handeln auf. „Die Kleingärten sind das öffentliche Grün der Städte und Gemeinden.“ Gleichzeitig seien rückläufige Bevölkerungszahlen nicht das alleinige Problem der Kleingärtner. „Beide Seiten haben eine gewisse Verantwortung für die Gärten und müssen ihren Beitrag leisten.“ Konkret nannte der Verbands-Chef Förderprogramme für den Rückbau von Anlagen. Die gebe es bereits auf Bundesebene. „Aber die Fördermittel können nur beantragt werden, wenn es ein Kleingarten-Nutzungskonzept der Städte und Gemeinden gibt.“ In Riesa sei dieses schon vor Jahren beantragt worden – fertig sei es immer noch nicht. Es gebe auch andere Beispiele, in denen Städte und Gemeinden Kooperationsverträge mit den Kleingartenverbänden geschlossen haben, etwa im thüringischen Altenberg. „Da wurden Gelder ausgelobt für den Erhalt der Kleingartenanlagen.“ Ein ähnliches System könne er sich auch für den Altkreis Riesa vorstellen, in dem der Verband der Gartenfreunde aktiv ist.

Auf dem zweitägigen Kongress in Berlin sprachen die Vertreter des Kleingärtnerwesens auch darüber, wie sie sich selbst zukunftsfähig halten können. „Wir brauchen Mut zum Risiko.“ Als ein Beispiel nannte er die Verpachtung an Asylbewerber, wie sie als Pilotprojekt bereits in einer Anlage in Riesa Realität ist. Die Kleingärtner seien gefragt, „Ideen zu entwickeln, um die Attraktivität der Anlagen zu erhöhen“. Sittmann regte etwa an, Sitzmöglichkeiten auf den Gemeinschaftswegen zu schaffen, um die Gärten einer breiteren Öffentlichkeit als Aufenthaltsort zugänglich zu machen. In die gleiche Richtung geht sein Vorschlag, die Tore in den Anlagen im Sommer tagsüber offen zu halten. Außerdem könnten Seniorengärten geschaffen werden, die älteren Menschen das Gärtnern ermöglichen – etwa durch angelegte Hochbeete.

Über kurz oder lang werde sich auch die Vereinslandschaft an die sinkenden Bevölkerungszahlen anpassen müssen. Etwa, indem kleinere Vereine mit größeren zusammengehen. „Bei 30 Prozent Leerstand kippt eine Anlage, es ist dann finanziell und personell nicht mehr möglich, sie zu erhalten.“ Damit es nicht so weit kommt, müssten auch die Gärtner flexibel bleiben. Doch eines stehe fest: „Der Kleingarten ist definitiv kein Auslaufmodell.“