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Mehr Männer an den Puppenherd

Mit ihrem Männer-Anteil ist die Kita Storchenbrunnen eine Ausnahme. Noch trauen sich nur wenige Herren an den Job.

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© Andreas Weihs

Von Carina Brestrich

Freital. Tim Kohlermann hat beruflich viel ausprobiert. Nach der Schule versuchte er es zunächst im Kfz-Bereich, dann als Handwerker, später ging er als Zeitsoldat in den Kosovo. Doch glücklich war er mit seiner Jobwahl nicht. Heute ist das anders. Tim Kohlermann arbeitet als Erzieher in der Kita Storchenbrunnen in Deuben. Mit Annalena und Tim sitzt er am Tisch und ordnet bunte Holzkugeln. Sie und die anderen Kinder beim Großwerden zu begleiten, ist seine Berufung, sagt er: „Ich könnte mir keinen besseren Job vorstellen.“

Der 32-Jährige ist als Mann im Team der Kita Storchenbrunnen nicht allein. Seit der Eröffnung der Einrichtung vor fast drei Jahren gehört die Förderung männlicher Erzieher zum Konzept. Neben dem Leiter Maik Striemann arbeiten inzwischen drei Männer als Erzieher in der Kita. Die Einrichtung, die vom Verein Lebensbaum getragen wird, ist damit eine Ausnahme. Denn obwohl die Zahlen steigen und bundesweit Modellprojekte laufen, um Männer für den Beruf werben, arbeiten in den meisten Kitas ausschließlich Frauen. Dabei würde es etliche Männer geben, die mit dem Gedanken spielen, ihn dann aber wieder verwerfen: „Viele Männer glauben, dass sie das Geld nach Hause bringen müssen und der Job nicht lukrativ ist“, glaubt Kohlermann, „aber das ist ein Irrtum.“

In der Kita Storchenbrunnen wird jede Kita-Gruppe von einer Erzieherin und einem männlichen Kollegen betreut. Ein System, das gut funktioniert – und auch bei den Eltern ankommt. „Ich hatte von Anfang an vollstes Vertrauen“, sagt Mike Balcer. Seine Tochter geht in die Kita Storchenbrunnen, er selbst saß bis vor Kurzem im Elternrat. Schwierigkeiten mit der männlichen Besetzung hätte dort niemand geäußert. In einer Umfrage unter de Eltern hätte es lediglich mal einen Einwand gegeben. „Ein Elternpaar wollte nicht, dass ihr Kind von einem Mann gewickelt wird“, sagt Balcer. Da in der Krippe bisher nur Frauen arbeiten, ist dies aber bislang kein Thema. Stattdessen überwiegen die positiven Reaktionen. So begrüßen gerade alleinerziehende Mütter die gemischte Besetzung. „Die Kinder haben die Möglichkeit, die Geschlechterrollen kennenzulernen und das Zusammenspiel zu erleben“, sagt Balcer. Deshalb hätte Kita-Leiter Maik Striemann gern noch mehr männliche Mitarbeiter. Allerdings komme nur jede sechste Bewerbung von einem Mann. Und unter diesen wenigen dann tatsächlich auch geeignete Kandidaten zu finden, ist schwer. „Bei uns wird nicht jeder Mann auch automatisch genommen“, sagt er. Denn nicht das Geschlecht des Bewerbers ist entscheidend, sondern die Qualität seiner Arbeit. „Das hier ist nun mal ein Herzensjob.“

Auch die Stadt Freital freut sich über männliche Bewerber für ihre Kitas. Der Anteil an männlichen Kollegen ist dort in den vergangenen fünf Jahren um drei Prozent gestiegen. War 2011 unter allen Pädagogen gerade mal ein Mann angestellt, sind inzwischen zehn Männer als Erzieher oder Einrichtungsleiter in den städtischen Kitas und Horten beschäftigt.